Ein Brief von Emma Watson
Obwohl sie sich als Schauspielerin einen Namen gemacht hat, hat Emma Watson in diesem Jahr auch als Aktivistin und Befürworterin des Wandels einen großen Einfluss ausgeübt und auf ihrer Karriere als erklärte Feministin, die 2014 bei den Vereinten Nationen die Kampagne „HeForShe“ ins Leben rief, aufgebaut.
Als Verfechterin für Themen, die von Gewalt gegen Frauen bis hin zu Nachhaltigkeit reichen, arbeitete sie an der ersten Ausgabe der australischen Vogue mit, die sich ganz der Nachhaltigkeit widmete. Damit katalysierte sie das britische „Time’s Up“-Netzwerk und den Justice and Equality Fund.
Die 28-Jährige leitete kürzlich auch eine wegweisende Philanthropen-Konferenz in London, nachdem sie in den letzten 12 Monaten persönlich 5 Millionen US-Dollar für die Gleichstellung der Geschlechter und Frauenrechte gespendet hatte.
Im Mai veröffentlichte sie eine Nachricht auf Twitter zur Unterstützung derer, die sich in Irland für das Referendum zum Abtreibungsrecht stark machten. Ihr Leitsatz war: „Wählen Sie für Frauenrechte und Gleichberechtigung.“
PORTER lud Watson dazu ein, einen Brief zu Ehren der in Indien geborenen Zahnärztin Savita Halappanavar zu schreiben. Die 31-Jährige starb auf tragische – und vermeidbare – Weise nach einer Fehlgeburt im Jahr 2012 und löste damit das historische Referendum in Irland aus, in dem fast 65% für die Legalisierung von Abtreibungen stimmten.
Eine Untersuchung ergab, dass es in den sieben Tagen, in denen sie unter ärztlicher Aufsicht stand, 13 Gelegenheiten gegeben hatte, Halappavars Leben zu retten, und dass sie nicht gestorben wäre, wenn man ihr erlaubt hätte, den 17 Wochen alten Fötus abzutreiben.
Lesen Sie hier den Brief von Emma Watson:
Liebe Dr. Savita Halappanavar,
Du wolltest nicht das Gesicht einer Bewegung werden, du wolltest ein Verfahren, das dein Leben gerettet hätte. Als 2012 die Nachricht von deinem Tod kam, verbreitete sich der Aufruf von irischen Aktivisten wie ein Lauffeuer um die ganze Welt. Es ging um die Aufhebung des achten Zusatzparagrafen der irischen Verfassung. Hin und wieder, wenn die Gemeinschaft einen tragischen Tod durch soziale Ungerechtigkeit betrauert, verkünden wir: Die Ruhe liegt in der Kraft. Wir singen gemeinsam: Nie wieder! Es ist ein Versprechen an die Verstorbenen und eine Forderung an die Gesellschaft. Aber es passiert nur selten, dass Gerechtigkeit für diejenigen herrscht, die zum Symbol der Ungleichheit wurden. Noch seltener ist ein historischer feministischer Sieg, der den Kampf für Gerechtigkeit weltweit bestärkt.
Deine Familie und Freunde beteuerten deine Lebensfreude und Motivation, als sie ihre Erinnerungen mit der Welt teilten. Sie sagten uns, dass du eine leidenschaftliche und temperamentvolle Anführerin warst. Ich hörte, dass du beim indischen Diwali-Festival 2010 den Preis als beste Tänzerin des Abends gewonnen hast. Du brachtest Kindern in deiner Umgebung das Tanzen bei. Ich schaute mir das Video von deinem Auftritt bei der St. Patrick’s Day Parade im Jahr 2011 in der Stadt Galway an. Dein strahlendes Lächeln und spürbarer Enthusiasmus hat mich zu Tränen gerührt. Deine Familie teilte ihre Trauer und Hoffnung und unterstützte öffentlich die „Together for Yes“-Kampagne. Als dein Vater die Gesetzesaufhebung feierte, brachte er seine Dankbarkeit gegenüber dem irischen Volk zum Ausdruck. Im Gegenzug hörte ich, wie Irlands Widersacher sagten, dass sie deiner Familie viel schulden.
Eine Notiz auf dem Denkmal in Dublin lautet: „Weil du schläfst, sind viele von uns aufgewacht.“ Dass der achte Zusatzparagraf es ermöglichte, das Leben eines ungeborenen Fötus über das einer lebenden Frau zu stellen, war ein Weckruf für die Nation. Sie und diejenigen, die gezwungen waren, nach Großbritannien zu reisen, um Zugang zu einer sicheren und legalen Abtreibung zu erhalten, haben sich die Gerechtigkeit hart erkämpft. Von Argentinien bis Polen bestrafen und gefährden strenge Abtreibungsgesetze Mädchen, Frauen und Schwangere. Das Abtreibungsgesetz von Nordirland ist älter als die Erfindung der Glühbirne. Im Gedenken an dich und für unsere Freiheit setzen wir den Kampf um Gerechtigkeit fort.
Mit all meiner Liebe und Solidarität,
Emma x
„Irland hat also den achten Zusatzparagrafen aufgehoben, aber was kommt als nächstes? Es gibt noch so viel zu tun. Kostenlose, sichere, legale und lokale Abtreibungsbetreuung ist weltweit erforderlich. Menschen, die in Irland eine Abtreibungen benötigen, werden weiterhin gezwungen sein, nach England zu reisen oder auf Abtreibungspillen aus dem Internet zurückzugreifen bis die Gesetzgebung verabschiedet ist. Bitte denken Sie darüber nach, diese Abtreibungsfonds zu unterstützen, die Menschen in Irland und auf der ganzen Welt vertrauliche, praktische und finanzielle Unterstützung gewähren:
Abortion Support Network (UK/IE)
Women Help Women (Global)“
– Emma Watson
Die in diesem Artikel dargestellten Personen stehen nicht in Verbindung mit NET-A-PORTER und unterstützen weder die Inhalte noch die gezeigten Produkte.