5 Designer feiern 20 Jahre Net-a-Porter
Seit Beginn mit dabei: Diese Designer sind bei Net-a-Porter vertreten, seit es in den Kinderschuhen steckte. Die fünf kühnen Ästhetinnen und Ästheten waren einige der ersten, die an ein auf E-Commerce spezialisiertes Unternehmen glaubten – und der Rest ist Geschichte. Mit uns reflektieren sie über die vergangenen 20 Jahre und wagen einen Blick in die Zukunft
Anya Hindmarch
„Ich war dabei, als Net-a-Porter wuchs und sah die verschiedenen Büros“, sagt Anya Hindmarch und beschreibt lebhaft, wie sie die Kartons mit schwarzer Schleife das erste Mal sah sowie ihren ersten Besuch im derzeitigen Hauptstandort in West London. „Den ersten Spaziergang durch das neueste Büro werde ich nie vergessen, denn so etwas werde ich so schnell nicht noch einmal sehen. Es ist sehr beeindruckend mitzuerleben, wenn etwas fast über Nacht von null auf 7060 wächst.“
Die Modelegende besagt, dass die britische Designerin das erste Label war, das auf der Seite vertreten war. Hindmarch ist bekannt für ihre furchtlose Ästhetik. Einige ihrer beliebtesten Stücke auf Net-a-Porter waren ihre Leder-Sticker, die ihren exquisit gearbeiteten Handtaschen eine persönliche Note verleihen – von Smileys bis zu verspielten Monogrammen. Auch muss ihre Abendtasche erwähnt werden, die inspiriert von einer Chipstüte zum Dauergast auf dem roten Teppich wurde. „Dahinter steckt die Idee, Gewöhnliches außergewöhnlich zu machen“, erklärt sie.
In der Vergangenheit hat Hindmarch auch Modeschauen in faszinierende Erlebnisse verwandelt, unter anderem mit ihren riesigen „Chubby Hearts“, die während der Fashion Week über (oder zwischen) Londons Wahrzeichen schwebten. Hinter ihren Kunststücken steckt immer viel Seele und sie nutzt Mode oft als Bühne, um gesellschaftlichen Wandel voranzubringen. Im Februar, noch vor dem Coronavirus-Lockdown, schloss sie alle ihre Geschäfte in London für drei Tage und füllte sie bis oben hin mit 90.000 gebrauchten Plastikflaschen (genau diese Anzahl kommt alle 8,5 Minuten in der Mülldeponie an), um die Verschmutzung durch Einweg-Kunststoff deutlich zu machen. Zur gleichen Zeit launchte sie ihre „I Am A Plastic Bag“-Tasche – die aus recycelten Plastikflaschen gefertigt und mit wiederverwerteten Windschutzscheiben laminiert ist – exklusiv auf Net-a-Porter. Hindmarch schätzt die Möglichkeit, auf wichtige Themen aufmerksam machen zu können. „Wenn wir mit Net-a-Porter zusammen ein Projekt machen, dann werden alle Minimumvorgaben erfüllt, daher können wir exklusiv zusammenarbeiten, das ist sehr selten“, sagt sie. „Es ist wunderbar, denn dank der Größe der Projekte können wir etwas Besonderes machen.“
Erwähnenswert ist auch die Partnerschaft mit den Londoner Krankenhäusern, darunter auch dem Royal Marsden während der Coronavirus-Krise. Hindmarch entwarf waschbare und wiederverwendbare PPE-Schutzmäntel und bewies so, dass ihr oft heiteres und unbeschwertes Label mit Gutherzigkeit Einfluss auf wichtige Dinge haben kann.
„Es ist sehr beeindruckend mitzuerleben, wenn etwas fast über Nacht von null auf 7060 wächst
“Anya Hindmarch
Jimmy Choos Sandra Choi
Stets am roten Teppich vertreten und einer der Stars der Erfolgsserie Sex and The City – Jimmy Choo ist weltweit bekannt für seine ultra-femininen und glamourösen Designs. Das Label war vorne dabei, als Carrie Bradshaw und ihre Clique mit ihrem fantastischen Stil eine neue Ästhetik-Ära einläuteten, und wurde so zum Key-Accessoire. „Ich glaube, dass Sex and The City uns inspiriert hat, diesen Lifestyle leben zu wollen, daher war es ein Highlight, Teil dieser Show zu sein“, erinnert sich Sandra Choi, die seit fast 25 Jahren Jimmy Choo als Kreativdirektorin führt. „Vor Kostümdesignerin Patricia Fields Arbeit an der Show verstand niemand, was eine Stylistin eigentlich macht. Doch sie hat die Bedeutung dieser Person – die den ganzen Look zusammenstellt und so den Charakter mitgestaltet – sichtbar gemacht.“
Choi bemerkte ein ähnliches Phänomen, als Net-a-Porter in den späten 2000er-Jahren damit begann, Produkte mit überraschenden Styling-Tricks auf Models zu zeigen, die ihren Kollektionen einen Kontext gaben. „Was Net-a-Porter für Jimmy Choo gemacht hat – da wir keine Modeschauen haben oder Kleidung zeigen – war den ‚Look‘ zu stylen und andere Labels miteinzubinden. Man versteht, was ein Paar Schuhe sind, doch Leuten zu zeigen, wie man sie tragen sollte, hauchte ihnen Leben ein, das war definitiv etwas Neues… Das macht es zur „Mode“ und zeigt die verschiedenen Arten wie man, sagen wir ein Paar Pumps, tragen kann. Am Beginn trugen nicht viele Leute unsere Schuhe mit einer Jeanshose, jetzt ist das normal. Diese Grenze ist komplett verschwommen.“
Bezüglich Jimmy Choos Rolle im Schrank der modernen Frau der 2020er möchte Choi sich auf Herz und Seele der Marke fokussieren: „Wenn es nicht schön ist, was macht es für einen Sinn? Alles, was wir machen, sollte schön sein, damit jede Frau, die in uns investiert, das meiste herausbekommt, uns respektiert und eine dauerhafte Verbindung mit uns aufbaut – denn man ist mit Momenten durch die Dinge, die man trägt, verbunden, wenn man sich in etwas besonders gut gefühlt hat.“
„Was Net-a-Porter für Jimmy Choo gemacht hat, war den ‚Look‘ zu stylen und andere Labels miteinzubinden
“Sandra Choi
Roland Mouret
„Diese Zusammenarbeit brachte viel Neues für die Kunden, den Verkauf und die Designer“, sagt Roland Mouret, während er sich an die Entstehungsjahre von Net-a-Porter erinnert. Zu dieser Zeit gehörte der Designer einer neuen Generation an und hatte sein gleichnamiges Label 1998/2007 gelauncht. So war er bereit, Teil der neuen digitalen Ära zu werden.
Er wuchs in einem französischen Bergdorf in der Nähe von Lourdes auf und arbeitete schon als Jugendlicher in der Fleischerei seines Vaters. Dort wurde ihm auch klar, wie wichtig das Verhältnis zu den Kunden ist. Ohne formale Designausbildung war dieses Bewusstsein der Schlüssel zu seinem Erfolg. Durch seine Partnerschaft mit Net-a-Porter bekam er ein ganz neues, globales Publikum dazu. „Für jemanden, der nie eine Modeschule besuchte, war das eine großartige Ausbildung, ich lernte viel durch den Online-Verkauf“, sagt er. Das erste, was ich bei Net-a-Porter gelernt habe, ist, dass man konsistente Ergebnisse liefern muss. Denn, wenn jemand am anderen Ende der Welt etwas bestellt, hat sie ein gewisses Vertrauen in das Produkt – in die Größe, die Qualität, die Verarbeitung… Dadurch, dass man das gleiche Produkt rund um die Welt an verschiedene Frauen mit verschiedenen Figuren, von verschiedenen Kulturen und Religionen lieferte, musste man sich entsprechend anpassen.“
Mouret ist bekannt für seine intuitive Drapier-Technik. Eines seiner berühmtesten Designs ist selbstverständlich das ikonische „Galaxy“-Kleid. Er präsentierte es in seiner F/S06-Kollektion und verwendete dafür ein Stretch-Material, das sich wie eine zweite Haut anfühlte. Das akribisch geformte Midikleid umspielte so Schulter, Taille und Dekolleté, um die perfekte Sanduhr-Silhouette zu kreieren. Drei Jahre später wurden zusammen mit Net-a-Porter die ebenfalls figurbetonten „Rainbow“-Minikleider präsentiert. „Das war bahnbrechend, denn niemand hatte Partnerschaften mit Labels zu dieser Zeit. Ich hatte davor noch keine Minikleider gemacht, doch ich beriet mich mit dem Team und sie sagten: ‚Warum machst du keine Minikleider, wir haben einen starken Markt dafür?‘ Zusammen probierten wir verschiedene Dinge aus. Das war fantastisch, denn wir befanden uns noch im Entwicklungsprozess und konnten jede Idee ausprobieren. Ich fühlte mich wohl als Teil der jüngeren Generation, die alles in die Realität umsetzte.“
Mourets Priorität sind noch immer die Wünsche seiner Kundinnen und er fokussiert sich nun auf Nachhaltigkeit. Für seine H/W20-Kollektion verwendet er umweltfreundliche Stoffe und kooperiert mit nachhaltigen Accessoire-Labels. Darüber hinaus ist sein Ziel, innerhalb des nächsten Jahres klimaneutral zu arbeiten.
„Die Zusammenarbeit mit NET-A-PORTER wahr bahnbrechend, denn niemand hatte zu dieser Zeit Partnerschaften mit Labels
“Roland Mouret
Christian Louboutin
„Ich erinnere mich noch genau an mein erstes Treffen mit dem Net-a-Porter-Team, das schon sehr früh meinen Showroom in Paris besuchte“, sagt Christian Louboutin. „Ich war sehr beeindruckt, wie cool und elegant diese Mädchen aussahen. Ich hatte eigentlich Tech-Geeks erwartet, doch stattdessen tauchte ein Team auf, das wie Drei Engel für Charlie aussah.“ In den Jahren danach waren viele der größten Hits des Designers auf Net-a-Porter erhältlich. Dazu zählen seine hochhackigen „Pigalle“-Stillettos sowie die beliebten „Kate“-Pumps, die nach der einzigartigen Kate Moss benannt sind.
„Ich lernte Kate vor vielen Jahren kennen“, erklärt er. „Wir sind gute Freunde – auch wenn ich sie manchmal nicht verstehe und mein gebrochenes Englisch ihr Schwierigkeiten bereitet. Doch das hält uns nicht davon ab zusammen viel Spaß zu haben. Kate trug gerne die ‚Pigalle‘ Schuhe mit hohem Absatz und spitzer Schuhkappe. Daraufhin habe ich ein weiteres spitzes Modell entworfen, das einfach und doch komplex ist, und nach dem perfekten Schnitt und Design verlangt, da es keine Verzierungen gibt, um etwas zu verstecken. Das klang einfach nach Kate – einfach und doch sehr anspruchsvoll – daher musste ich es nach ihr benennen, es war einfach so Kate!“
Auch wenn das Label sofort mit dem Stil dieses verführerischen Stilletos in Verbindung gebracht wird, ist es Louboutin wichtig, die Evolution des Labels in Richtung Ballerinas, Sneakers, Stiefel und Loafers in den Vordergrund zu rücken – natürlich alle mit der gleichen typischen eleganten Verwegenheit. „Mir ist es wichtig, viele verschiedene Designs anzubieten“, erklärt er. „Manche Leute nennen meine Ästhetik gerne eklektisch. Wenn Leute sagen, sie ist von vielen Kulturen, Ländern, Persönlichkeiten und Orten inspiriert, da ich viele verschiedene Farb- und Stoffkombinationen verwende, bin ich da absolut an Bord.“
„Manche Leute nennen meine Ästhetik gerne eklektisch. Es ist für mich wichtig, ein breites Spektrum an Designs zu präsentieren
“Christian Louboutin
Diane von Furstenberg
Diane von Furstenberg ist die unangefochtene Grande Dame der Mode. Die in Brüssel geborene Designerin launchte ihr gleichnamiges Label 1970 und sicherte sich ihr modisches Vermächtnis 1974 mit dem unkomplizierten und universell schmeichelhaften Wickelkleid. Mit diesem Stück mit Kultstatus begann auch ihre Reise bei Net-a-Porter. Das Team entdeckte das Label bei einer Messe in Paris und nahm eine Version des Wickelkleides, die wie Denim aussah und sich auch so anfühlte, in den Verkauf auf. „Es war ein Bestseller“, erinnert sich die Designerin, die auch für ihre grafischen Prints und exotischen Farben bekannt ist. „Ich glaube, es sind die Prints, an die sich die Leute erinnern. Prints sind meine Ausbildung, meine Stärke und die Identität meines Labels.“ Heute sind von Furstenbergs farbenfrohe Wickelkleider beliebte Vintage-Juwelen, während auch eine neue Generation junger Frauen das Label entdeckt. „Es ist schwierig zu erklären, was Zeitlosigkeit bedeutet“, sagt sie. „In dem Moment, in dem sich etwas alt anfühlt, fühlt es sich manchmal auch wieder genau richtig an. Das ist das Mysterium der Mode.“
Neben ihren Rollen als Designerin, Mutter und Großmutter hat die 73-Jährige bereits viele verschiedene Leben gelebt. Darüber hinaus hat sie auch eine Kosmetik- und Parfumlinie sowie einen Verlag gegründet. Sie hat mehrere Bücher geschrieben und ihr neuestes, Owning It, wird bald veröffentlicht. „Sie müssen noch bis Januar warten, aber Owning It verrät ihnen das Geheimnis des Lebens“, erklärt sie neckisch. Auch ist sie eine passionierte Philanthropin und eine der führenden Stimmen zur Stärkung der Frauen: Sie ist Vorstandsmitglied bei Vital Voices, einer Organisation, die Frauen in Führungspositionen unterstützt, und 2010 gründete sie die DVF Awards, um Frauen zu feiern, die andere Frauen unterstützen. Außerdem hat sie diesen März die Podcastserie In Charge with DVF gelauncht, wo sie Gäste wie Journalistin Elaine Welteroth und Schauspielerin Priyanka Chopra Jonas begrüßt. „Die Zeit ist für mich gekommen, um mit meiner Stimme, meinen Erfahrungen, meinem Wissen und meinen Verbindungen andere Frauen dabei zu unterstützen, die Frau zu sein, die sie sein will.“
Nun tritt mit ihrer Enkeltochter Talita von Furstenberg einer ihrer engsten Schützlinge in ihre Fußstapfen. Diesen Sommer wird sie ihre ein Jahr alte „TVF for DVF“-Linie auf Net-a-Porter anbieten und so ein neues Kapitel in der Net-a-Porter-Geschichte des Labels DVF beginnen. „Talita ist eine eigene Persönlichkeit. Sie wollte das bereits, seit sie ein kleines Mädchen war. Ich freue mich schon darauf, wenn sie das Unternehmen übernimmt.“
„Es ist schwierig zu erklären, was Zeitlosigkeit bedeutet. In dem Moment, in dem sich etwas alt anfühlt, fühlt es sich manchmal auch wieder genau richtig an. Das ist das Mysterium der Mode
“Diane von Furstenberg