Die Kunst des Stils

Die ultimative Office-Garderobe mit Liv Little

Als Gründerin der Medienagentur Gal-dem hat es sich LIV LITTLE zur Aufgabe gemacht, mehr Frauen, nicht-binären Menschen sowie „People of Color“ eine Plattform und Stimme innerhalb der Branche zu bieten. Während sie gerade ihre neue Rolle als Vizepräsidentin ihres Unternehmens einnimmt, schreibt sie an ihrem ersten Buch und spricht mit MEGAN LOGUE über ihre Beweggründe zu diesen Karriereschritten, die Bedeutung von Mentoren und warum auch eine Office-Garderobe Spaß machen sollte…

Foto Vic LentaigneStyling Candice Bailey
Mode

Während der letzten fünf Jahre hat Liv Little als eine zentrale Position in der Umgestaltung der britischen Medienlandschaft agiert. Noch während ihrer Studienzeit an der Universität in Bristol, rief sie im Jahr 2015 Gal-dem ins Leben. Ein Online-und Printmagazin, das all denjenigen ein Sprachrohr bietet, die in den Mainstream-Medien nur wenig Gehör finden: Frauen, nicht-binäre Menschen sowie „People of Color“. „Ich fand es frustrierend, dass so viele nicht nur auf den Literaturlisten, sondern auch im Hörsaal und in der Politik generell unterrepräsentiert waren“, sagt sie. Der einschlägige Erfolg von Gal-dems Print- und Online-Ausgaben ist Beweis genug, dass sich ein neues, breites Publikum angesprochen fühlte.

Beim Lesen von Liv Littles beeindruckendem Lebenslauf mag man ihr junges Alter gar nicht glauben. Mit gerademal 26 Jahren hat sie mit Gal-dem bereits Takeovers für The Guardian und das Victoria & Albert Museum geleitet sowie einen Platz auf der „30 Under 30“-Liste im Bereich Marketing und Medien des Forbes-Magazins errungen. In der Anfangsphase von Gal-dem balancierte sie zudem ihr neues Medien-Business mit einem Trainee-Programm bei dem britischen Sender Channel 4. Im Jahr 2019 leitete sie die Kollaboration zwischen Gal-dem und dem berühmten Fernsehsender und fungierte als ausführende Produzentin von sechs Kurzfilmen zu Ehren des „Black History Months“. Doch für Little sind es vor allem die vermeintlich unscheinbaren Momente, die ihre Karriere-Highlights markieren. „Es sind nicht immer die großen, glänzenden Meilensteine, sondern die kleinen Dinge. Zum Beispiel in unserem Büro zu sein und einen Newsroom zu sehen, von dem ich mir wünschte, dass er schon existiert hätte, als ich in diesem Beruf neu startete. Daher bin ich sehr stolz auf das, was wir erreicht haben“, strahlt sie.

Im vergangenen Monat verkündete Little ihren 42.000 Instagram-Abonnenten ihre Pläne, sich als CEO bei Gal-dem zurückzuziehen und stattdessen die neue Rolle der Vize-Präsidentin des Unternehmens anzunehmen. Die 26-Jährige ist eine geborene Universalgebildete und ein echtes Multitalent, und so zieht es sie wieder in die akademische Welt zurück, während sie nebenbei an ihrem ersten Buch schreibt und an verschiedenen Fernsehprojekten arbeitet. Erfahren Sie hier mehr über Littles Karriere- und Style-Geheimnisse und was sie dazu inspirierte, sich neuen Aufgaben zu stellen…

Es ist ein Privileg, die Theaterstücke, Prosa und Poesie zu studieren, die den literarischen Kanon der „Black People“ in Großbritannien nachhaltig geprägt haben

VERÄNDERUNGEN ANNEHMEN

„Nach fünf wunderbaren, jedoch sehr anstrengenden Jahren als CEO von Gal-dem, fühlte ich den natürlichen Drang, mich weiterzuentwickeln. Als Präsidentin des Boards bin ich weniger in das Tagesgeschäft involviert, werde aber helfen, das Unternehmen weiterzuentwickeln und zu unterstützen – mit der phänomenalen Mariel Richards am Steuer. Während des Lockdowns hatte ich Zeit, über meine nächsten Schritte nachzudenken. Vielleicht hat das den Prozess beschleunigt, aber früher oder später hätte ich mich sowieso für diesen Schritt entschieden. Wenn man ein Unternehmen gründet, ist es oft schwer zu wissen, wann der Zeitpunkt für eine neue Perspektive gekommen ist. Ich freue mich auf die Projekte, die Mariel für die nächsten Jahre geplant hat. Natürlich habe ich meine Entscheidung manchmal in Frage gestellt, aber ich glaube, es ist sehr wichtig für mich und Gal-dem, dass ich mir Zeit zum Studieren nehme. Ich habe ein Master-Studium in Black British Writing an der Goldsmith University in London begonnen. Es ist ein Privileg, über die Theaterstücke, Prosa und Poesie zu lernen, die den literarischen Kanon der „Black People“ in Großbritannien nachhaltig geprägt haben.“

SICH SELBST HERAUSFORDERN

„Ich habe gerade meine erste Erzählung im Rahmen einer Geschichtensammlung namens Hag veröffentlicht. Es ist eine Reihe volkstümlicher Sagen, die durch einen feministischen Blickwinkel neu interpretiert werden. Beim Verfassen meines Beitrags hatte ich mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Denn die anderen Autorinnen sind alle außergewöhnlich und ich hatte mich noch niemals zuvor mit dieser Form der Literatur beschäftigt. Und nun schreibe ich selbst an einem Roman. Im Laufe der Zeit hatte ich immer wieder verschiedene Anfänge für eigene Romane geschrieben, doch diesmal habe ich eine klar ausformulierte Idee, das ist sehr aufregend. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich während des Lockdowns mehr Zeit hatte – ich war vielfach sogar mehr beschäftigt als zuvor – doch ich nahm mir bewusst die Zeit und machte meinen Kopf frei, um diese Idee umzusetzen.“

EINE COMMUNITY AUFBAUEN

„Ich habe viele Mentorinnen: da gibt es Nikesh Shukla, Chefredakteurin von The Good Immigrant, Sharmaine Lovegrove, die Chefin von Dialogue Books, Priya Matadeen, Managing Director von Dazed & Confused sowie Moderatorin und Fernsehpersönlichkeit June Sarpong. Und dann ist da auch meine Mutter, die den Großteil ihrer Karriere damit verbracht hat, jungen Menschen bei der Unternehmensgründung zu helfen. Ich habe großes Glück, von so Vielen unterstützt zu werden und habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, wie ich „Black Women“ ähnlich unterstützen könnte. Eine starke Community ist unerlässlich, um zu gedeihen und in dieser Branche Erfolg zu haben. Es ist eine Seltenheit, sich als Frau Risikokapital zur Finanzierung zu sichern und für „Black Queer Women“ ist es noch seltener. Ein beständiges und unabhängiges Medienunternehmen zu gründen ist keine leichte Aufgabe, daher bin ich stolz auf mich und die Menschen um mich herum, die das mit mir geschafft haben.“

Mode ist für mich eine Möglichkeit, mich auszudrücken und ich bin gerade dabei, meinen eigenen Stil zu finden

SICH SELBST TREU BLEIBEN

„Wenn ich shoppe, halte ich immer nach Marken Ausschau, die Schwarzen gehören, nach britischen Designern und nachhaltigen Labels. Es ist mir wichtig, in besondere Pieces zu investieren, die ich liebe und von denen ich weiß, dass ich sie lange tragen werde. Seit Kurzem trage ich gerne farbenfrohe und feminine Kleidung, was ganz neu für mich ist. Ich bin mir nicht sicher, wie es zu diesem Wandel kam, aber es hat vielleicht damit zu tun, dass ich mich gerade allgemein verändere. Unabhängig davon ist Mode ist für mich eine Möglichkeit, mich auszudrücken und ich finde gerade meinen eigenen Stil. Die Kleidung, die ich trage, gibt mir Selbstbewusstsein. Als ich mich mit Investoren traf, um die Finanzierung für Gal-dem zu bekommen, trug ich keine „typische“ Office-Kleidung.

DIE FREUDE AN DER MODE ENTDECKEN

„Mode wird gerne als trivial gesehen, doch für mich persönlich kann sie als Stimmungsheller fungieren, wenn ich beispielsweise etwas Farbenfrohes oder einen gemütlichen Pullover trage. Ich liebe auch einen Statement-Mantel. Da passt es gut, dass es sich in London schon ein bisschen winterlich anfühlt. Nicht mein ganzes Outfit muss super farbenfroh oder extravagant sein, doch ich habe gerne Spaß mit meinen Looks. Ein tolles Kleid, markante Stiefel und ausgewählte, schöne Schmuckstücke sind genau mein Style. Unter normalen Umständen wäre ich jeden Tag im Büro und müsste abends Dinners und Events besuchen. Mein Outfit müsste also Office-tauglich sein, aber auch im Handumdrehen in einen schönen Abendlook verwandelt werden können. Jetzt, da ich im Home-Office arbeite, gibt es weniger Unterschied zwischen Arbeits- und Freizeitlooks.

LIEBLINGSPRODUKTE FINDEN

„Ich bevorzuge einen natürlichen Beauty-Look. Make-up trage ich nicht jeden Tag, und wenn, dann lediglich etwas Mascara und Lipgloss, das sind meine Favoriten. Wenn ich mich besonders schick machen möchte, dann trage ich Lidschatten auf, aber das ist ein Look zum Ausgehen oder für eine Podiumsdiskussion. Ich liebe alle Produkte von Pat McGrath – Lipgloss, Lidschatten-Paletten und Foundation – bewundere sie aber auch als eine „Black British“ Pionierin in der Beauty-Industrie. Im Alter von 19 Jahren habe ich meine Haare zum ersten Mal abrasiert, kurz bevor ich mein Studium begann. Es hat mir so gut gefallen, dass ich nie wieder eine andere Frisur getragen habe. Ich liebe die Einfachheit dieses Looks. Gleich nach dem Rasieren fühle ich mich am meisten wie ich selbst.“

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