Körper & Geist

Die meistgestellten Beauty-Fragen: Sollte ich Probiotika nehmen?

Experten beantworten Ihre brennendsten Fragen zu Beauty und Gesundheit. Der Ansatz der Ernährungstherapeutin EVE KALNIK zu Essen, Nahrungsergänzungsmitteln und guter Gesundheit ist erfrischend pragmatisch. Mit NEWBY HANDS spricht sie über das meistdiskutierte Ergänzungsmittel des Jahres, nämlich Probiotika – und warum der Darm sowohl für ein gutes Immunsystem als auch für unser seelisches Wohlbefinden verantwortlich ist

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Was sind Probiotika und wie wirken sie?

„Erst in den letzten zwei, drei Jahrzehnten haben wir das Mikrobiom richtig erforscht, das aus Billionen von Mikroorganismen (oder Bakterien) besteht und sich auf unserer Haut, in unserem Mund, aber hauptsächlich in unserem Darm befindet. Probiotika sind Bakterien, die wir einnehmen, um das Mikrobiom in unserem Darm zu unterstützen. Fermentierte Speisen wie Joghurt und Kefir haben den gleichen Effekt, allerdings als Lebensmittel und nicht in Pillenform.“

Wieso sind Probiotika so wichtig für die Gesundheit?

„Unser Darm hat einen viel größeren Einfluss auf unser ganzes System, als wir gedacht haben. Ein gesunder, ausgeglichener Darm und eine gute Verdauung sind wichtig, damit Nährstoffe aus dem Essen auch richtig aufgenommen werden können. Und das Darm-Mikrobiom trainiert unser Immunsystem zu erkennen, ob etwas ein „Freund“ oder ein „Feind“ für unseren Körper ist. 70-80 Prozent unseres Immunsystems befinden sich im Darm. Das Mikrobiom kontrolliert, was durch die Darmwand gelangt. Wenn die falsche Substanz durchkommt, kann das Entzündungen oder eine Autoimmunerkrankung auslösen. Probiotika und ein gesundes und ausgeglichenes Mikrobiom geben dem Immunsystem keinen „Boost“, aber sie stärken es, was sehr wichtig ist. Die Forschung hat während der letzten vier Jahre gezeigt, dass Depressionen nicht nur kognitiven Ursprungs sind, sondern auch mit Entzündungen im Körper in Verbindung gebracht werden können. Denn das Mikrobiom produziert Stoffe, die mit dem Gehirn kommunizieren. Klinische Forschungsstudien beschäftigen sich neuerdings mit Psycho-Biotika, die gemeinsam mit Sprachtherapie gezielt eingesetzt werden sollen.“

Wie weiß ich, ob ich ein Problem habe?

„Es gibt recht offensichtliche Zeichen, die zeigen, dass Ihr Darm-Mikrobiom aus dem Gleichgewicht ist. Diese sind unter anderem Völlegefühl (jedoch nicht nach dem Essen, Leute vergessen, dass das normal ist), Krämpfe, plötzliche Empfindlichkeit auf gewisse Nahrungsmittel, zu starke Blähungen (ein Zeichen von zu viel Gärung) und Veränderungen beim Stuhlgang. Es kann aber auch zu Symptomen kommen, die nicht mit der Verdauung zusammenhängen wie Schuppenflechte und Ekzeme.“

Wie wird mein Darm gesund?

„Es gibt kein Allheilmittel für einen gesunden Darm – dies hängt von einer Kombination von Ernährung und Lebenswandel und davon ab, ob Sie bei Bedarf Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Oft genügt es schon, die Ernährung einfach umzustellen. Dabei geht es nicht darum, was Sie weglassen, sondern, was Sie zusätzlich essen, denn meistens ist es nicht die Schuld einer ganzen Nahrungsmittelgruppe. Der Darm braucht Abwechslung. Leider sind die meisten von uns Gewohnheitsmenschen, wenn es ums Essen geht. Unser Mikrobiom ist wie ein Haustier, das gefüttert werden muss. Sie sollten sich daher nicht eine Diät aufgrund einer Selbstdiagnose verordnen. Nehmen Sie stattdessen mehr Ballaststoffe durch pflanzliche Kohlenhydrate in Gemüse sowie Nüsse, Körner und Vollkorngetreide zu sich. Ideal ist es, wenn Sie sechs bis sieben verschiedene Ballaststoffe täglich essen. Das klingt nach sehr viel, doch, wenn sie Nussbutter ins Porridge geben, haben sie schon zwei abgehakt. Geben Sie noch Nüsse, Samenkörner und Obst dazu und Sie haben schon fünf Ballaststoffe zum Frühstück gegessen. Knoblauch, Lauch, Zwiebel, Vollkorn, Roggen, Dinkel und Spargel sind auch zu empfehlen. Essen Sie noch etwas Käse (am besten sind ‚ungekochte‘ Käsesorten wie Cheddar und Weichkäse), Sauerteigbrot (ein Präbiotikum) und Joghurt dazu – und Sie versorgen das Mikrobiom mit Billionen von Bakterien.“

Wie wirkt sich mein Lifestyle aus?

„Zwischen Darm und Gehirn gibt es eine starke Verbindung. Daher können Stress und Angstzustände oder wenn Sie sich nicht die Zeit nehmen, um in Ruhe zu essen, Auswirkungen auf den Darm haben. Es wurde viel geforscht rund um den schädlichen Effekt, den künstliche Süßstoffe auf den Darm haben, und auch die Pille sowie Ibuprofen wirken sich darauf aus. Ähnlich unserer inneren Uhr im Körper hat auch der Darm eine natürliche Uhr, die Pausen zwischen den Mahlzeiten braucht (also verzichten Sie auf Snacks zwischendurch), damit die Verdauung sich ausruhen und das Mikrobiom arbeiten kann. Da die meiste Zellerneuerung beim Schlafen stattfindet, ist Schlaf auch so wichtig, denn eine unruhige Nacht kann den Darm beeinflussen. Auch Antibiotika richten verheerenden Schaden im Mikrobiom an [Antibiotika greifen nicht nur Bakterien an, die Entzündungen auslösen, sondern auch Mikrobiota]. Doch wenn Sie Antibiotika verschrieben bekommen, nehmen Sie Probiotika nicht gleichzeitig ein. Wenn Sie Ihr Medikament am Morgen nehmen, nehmen Sie Ihr Probiotikum am Abend, oder beginnen Sie damit überhaupt erst, nachdem Sie die Antibiotika-Behandlung beendet haben.“

Was ist der Unterschied zwischen Prä- und Probiotikum?

„Ein Probiotikum enthält lebende Bakterien, die abhängig davon, wie viele den Verdauungsprozess überleben, den Bakterienhaushalt im Darm ausgleichen. Ein Präbiotikum ist eine Art von Ballaststoff, der die Darmbakterien füttert. Wenn Sie Darmprobleme haben, die sich durch eine erhöhte Präbiotika-Einnahme zu verschlechtern scheinen, könnte es daran liegen, dass das Präbiotikum das Bakterien-Ungleichgewicht verstärkt.“

Wie weiß ich, welche Probiotika ich nehmen soll?

„Bevor Sie Nahrungsergänzungsmittel nehmen, beginnen Sie damit, Ihre Ernährung umzustellen. Wenn Sie Probiotika gut vertragen, können Sie sie aber auch über einen längeren Zeitraum täglich einnehmen. Recherchieren Sie im Internet und suchen Sie nach unabhängigen Studien über Ihr gewünschtes Mittel – jede seriöse Marke sollte solche zur Verfügung stellen. Überprüfen Sie immer die CFU-Zahl [Colony Forming Units], die mindestens bei den Milliarden liegen sollte. Unser Verdauungsprozess ist sehr aufwendig, da braucht es Milliarden, um durch die Verdauungsenzyme und die Salzsäure zu gelangen. Jedes gute Produkt testet, ob genug davon bis in den Dickdarm gelangt.“

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