Die Kunst des Stils

3 Designerinnen über ihre kreativen Inspirationsquellen Zuhause

Mode
Alighieri‘s Rosh Mahtani.

Designerin Rosh Mahtani über…die Freude an Fotografie

„Ich scherze immer, dass ich eigentlich Fotografin werden wollte, aber ich hatte nicht den Mut dazu, weil mit die entsprechende Ausbildung fehlte. Und so dachte ich mir, wenn ich mein eigenes Schmuck-Label gründe, kann ich Fotos machen, ohne dass ich mich Fotografin nennen muss“, sagt Rosh Mahtani. Die in London geborene Designerin hinter der Schmuckmarke Alighieri fotografiert alle ihre Kampagnen, Lookbooks und Instagram-Beiträge selbst. „Zuerst werde ich für ein Stück meiner Kollektion von einer Fotografie inspiriert. Dann interpretiere ich das Motiv beim Fotoshooting neu und so schließt sich der Kreislauf wieder. Fotografie spielt eine wichtige Rolle im Entstehungsprozess.“

Während in London Ausgangsbeschränkungen gelten, dokumentiert sie mit ihrer geliebten Analogkamera diese ungewöhnliche Zeit. „Ich möchte ein Quarantäne-Tagebuch führen“, erklärt sie. Einerseits hat sie die Schönheit von natürlichem Licht wiederentdeckt und steht um 5.00 Uhr morgens mit den ersten Sonnenstrahlen auf und beendet ihren Tag, wenn es dunkel wird. Andererseits hat sie viel zu tun und organisiert ihr Label von ihrer Wohnung aus. „Sobald ich einen Flecken Licht in der Wohnung sehe, packe ich die Kamera aus. Auch wenn es nur 15 Minuten sind. Ich spiele und experimentiere, was mich wiederum daran erinnert, wie das Label entstand und das fühlt sich schön und unbeschwert an.“

Auch wenn ihre Tage hektisch sind, ist Mahatni sehr dankbar, dass sie in dieser ungewissen Zeit weiterarbeiten und an die weniger Privilegierten etwas zurückgeben kann. Sie spendet 20% aller Einnahmen aus den Verkäufen auf ihrer Website an den Trussell Trust, der Bedürftige in Großbritannien mit Nahrungsmitteln versorgt. Da überrascht es nicht, dass ihr Label sich auf kleine Mutmacher in Form von Talismanen spezialisiert, die im Moment ein kleines bisschen Hoffnung schenken. Es ist bewundernswert, dass die Gemeinschaft nach wie vor im Mittelpunkt von Alighieri steht.

„Sobald ich einen Flecken Licht in der Wohnung sehe, packe ich die Kamera aus. Auch wenn es nur 15 Minuten sind. Ich spiele und experimentiere damit“

Designerin Emilia Wickstead über…die Freude an alten Filmen

„Ein guter Film, kann Sie wie ein gutes Buch in eine andere Welt entführen“, sagt die in London ansässige Designerin Emilia Wickstead. Sie hat die Zeit zu Hause dazu genutzt, sich von alten Filmen aus den 1930ern und 1950ern inspirieren zu lassen. „Sie haben eine gewisse Romantik und eine wunderliche, sorglose Lebendigkeit, die meine Stimmung unverzüglich verbessern. Das Singen, das Tanzen, die eleganten Kleider, die idyllischen Kulissen und das Charisma inspirieren mich dazu, mich schick zu machen, Einladungen zu geben und kreativ zu sein. Im idealen Fall sehe ich einen Film und habe schon mindestens ein Dutzend neue Ideen für meine Kollektionen notiert.“

Im Moment entspannt Wickstead sich zu Frühstück bei Tiffany, Singin’ in the Rain, Heimweh nach St.Louis, Die Frauen, Der Kuss (mit Greta Garbo) und Our Dancing Daughters. Andere Kollektionen wurden – recht überraschend – von der Trilogie Der Pate inspiriert. „Es ist meistens keine buchstäbliche Interpretation, ich orientiere mich eher an einer Stimmung und gebe dem Ganzen dann ein modernes Update“, erklärt sie. „Filme tauchen immer wieder auf meinen Moodboards auf. Meine H/W20-Kollektion, die ich im Februar lanciert habe, war von Cedric Gibbons inspiriert, dem legendäreren Art Director, der von den 1930ern bis zu den 1950ern an über 1000 Produktionen arbeitete und das Konzept von Art déco im amerikanischen Film bekannt gemacht hat.“

Aktuell bereitet Wickstead zudem ihre F/S21-Kollektion vor. „Ich probiere Samples zu Hause an, drapiere sie auf mir selbst und stecke sie ab.“ Sie ist sehr stolz auf ihr Atelier-Team, das angeboten hat, zu Hause Uniformen für die NHS (British National Health Service) zu schneidern. Bravo, Team Emila Wickstead.

Emilia Wickstead.
„Ein guter Film kann Sie wie ein gutes Buch in eine andere Welt entführen“
Rosetta Getty.

Designerin Rosetta Getty über…die Freude an Blumenschmuck

In Rosetta Gettys kreativem Prozess spielen Blumen eine wichtige Rolle. „Die bereits verstorbene großartige Georgia O’Keeffe – die für ihre kühnen, großflächigen Blumen-Gemälde bekannt war – inspirierte meine F/W18 Kollektion. Und für meine H/W20 Kollektion kam die Inspiration von einem kleinen floralen Detail eines Drucks in einer von Anna-Sophie Bergers jüngsten Ausstellungen. Es wurde als sich wiederholendes Muster neu interpretiert”, sagt die in LA ansässige Designerin.

Die Natur findet sich auch in Gettys Haus in Hollywood wieder, in dem sie sich gerade zusammen mit ihrer Familie aufhält. „In unserem Esszimmer zum Beispiel wächst echter Wein über die Wände.“ Daher war es ein logischer Schritt, sich in dieser Zeit mit Blumenarrangements abzulenken. „Ich kann mich kreativ entfalten – wenn auch auf einer kleineren Bühne. Mit natürlichen Materialien und mit Farben, verschiedenen Strukturen und Formen zu arbeiten, gibt mir Ruhe. Und das ist im Moment definitiv sehr wichtig für mich.

Die Designerin finden Ruhe und Gelassenheit in Blumenarrangements in ihrem Zuhause in Hollywood.

Die ungewöhnlichen Farbkombinationen, die typisch für Gettys Kollektionen sind, tauchen nicht nur in ihrem neuen Hobby auf, sondern finden sich ebenso als Stimmungsaufheller in ihren Alltagslooks wieder. „Ich versuche Farben zu tragen, die gute Laune machen. Fröhliche Nuancen wie Gelb, Rot und Pastellrosa. Es gibt tatsächlich eine These, die hinter dieser Art von bewusst gewählten Outfits steckt, und ich glaube, es funktioniert.“

„Mit natürlichen Materialien und mit Farben, verschiedenen Strukturen und Formen zu arbeiten, gibt mir Ruhe und Gelassenheit“

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