Das Designer-Interview: Proenza Schouler
Nach 14 Jahren New Yorker Coolness präsentieren die Designer LAZARO HERNANDEZ und JACK McCOLLOUGH erwachsene Eleganz. Von EMMA SELLS
Jack McCollough und Lazaro Hernandez sind ziemlich entspannt. Sie kommen gerade aus dem Urlaub zurück ins Proenza Schouler-Studio. Schließlich müssen Sie sich um die F/S17-Show, die Ankunft des neuen CEO (Judd Crane, ehemals Leiter der Damenbekleidung bei Selfridges) und ihr neues noch unbenanntes Parfum kümmern. Entspannt, gutaussehend und braungebrannt – die Designer sind guter Dinge. Und dazu haben sie auch allen Grund. Die beiden sind das kreative Duo hinter einem der beliebtesten New Yorker Labels, und dem stehen aufregende Zeiten bevor.
Proenza Schouler (ausgesprochen: skul-er; nach den Mädchennamen ihrer Mütter) ist inzwischen 14 Jahre alt und ein Label, das von Fashion-Insidern und der First Lady gleichermaßen geliebt wird. McCollough und Hernandez präsentieren stets aufs Neue smarte, trendbewusste Mode, die sich dank Street-Ästhetik als modern, zweckmäßig und vor allem tragbar beweist.
Der Charakter des Labels hat sich seit Anfangszeiten, als das Duo Mode für die coolsten Girls New Yorks geschaffen (und mit ihnen auch gefeiert) hat, stark weiterentwickelt. Beide haben jedoch noch die gleichen verblassenden Sterne-Tattoos hinter dem linken Ohr – Überreste aus dieser Partyzeit, die sie oft vergessen. Die Partys selbst mögen heute zwar nicht mehr so intensiv gefeiert werden, doch der rote Faden, der sich durch jede Kollektion zieht, bleibt die Leidenschaft beider für Kunst,Design und kreative Innovation. Das ist auch der Grund, warum sowohl Chloë Sevigny, Alicia Vikander und Emma Watson als auch Julianne Moore, Cate Blanchett und Michelle Obama ihre Mode schätzen und tragen.
„Am Anfang haben wir Mode für den Abend entworfen. Jetzt geht es uns mehr um edle Designs für tagsüber
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„Die Proenza Schouler Frau ist unser weibliches Pendant. Mitihrer Mode beschreiben wir uns auch selbst“, erklärt Hernandez. „Und im Lauf der Jahre hatsich diese Frau mit uns eben weiterentwickelt. Am Anfang haben wir unsere Mode kurz, engund eher für den Abend entworfen. Jetzt geht es uns mehr um edle, schlichte Designs für den Tag. „Am Anfang haben wir Mode für den ABEND entworfen. Jetzt geht es uns mehr um EDLE Designs für tagsüber“. Auch wenn unser weibliches Pendant erwachsener geworden ist, sie bleibt dabei immer noch cool. Das zeigt sich daran, wie locker-lässig ihre Kleidung fällt.“
Was dieser Wandel konkret für die H/W16-Mode des Hauses bedeutet, zeigt Selena Forres – das Gesicht des Labels – hier in unserer Modestrecke: taillierte Mäntel, Pullover mit Cut-outs, die wieder vernäht wurden und lange, fließende Silhouetten, die – typisch für Proenza – ausdrucksstark und sexy sind, ohne zu freizügig oder aufgesetzt wirken.
McCollough und Hernandez können sich noch genau an den Moment erinnern, als sie ihr Label ins Leben gerufen haben. Das war 2002, kurz nachdem sie ihren Abschluss an der Parsons School Of Design in New York geschafft hatten (wo zum ersten Mal in der Geschichte des College die Abschlussarbeit eines Duos zugelassen wurde) und nur Stunden, nachdem sie von ihrem ersten – und auch letzten – Bewerbungsgespräch zurückkamen. Die beiden teilten sich ein Portfolio. Ihre Bemühungen, ein Modehaus davon zu überzeugen, sie beide in der gleichen Position einzustellen, waren da vergebens. Ihnen wurde klar: Wir müssen entweder jeder im Alleingang Karriere oder schlicht gemeinsame Sache machen. Also kämpften sich die beiden ohne große Business-Kenntnisse tapfer voran – unterstützt von Freunden und Freunden von Freunden.
„Ironischerweise verhaftet die Mode in gewisser Weise in der Vergangenheit
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Den kniffligen Umschwung vom aufstrebenden jungen Label zur etablierten Marke haben sie bravourös gemeistert. Sie haben fünf CFDA Awards gewonnen, mit ihren PS1-Satchels Kultstatus erreicht und zwei Stores in Manhattan eröffnet. Das Geheimnis ihres Erfolgs scheint darin zu liegen, stets auf Draht zu sein: Das Label scheut nicht davor zurück, die Dinge etwas aufzumischen – was ihnen angesichts der jetzigen Sachlage in der Branche sehr zugute kommt. „Die ganze Welt hat sich so verändert, und die Modebranche ist in gewisser Weise in der Vergangenheit steckengeblieben“, sagt Hernandez. „Es ist schon ironisch, denn sie sollte doch eigentlich vielmehr Neues fördern.“ Erfolg im Doppelpack erfordert zwangsläufig auch jede Menge Kompromisse. Doch nach langjähriger Zusammenarbeit sind McCollough und Hernandez darin wirklich eingespielte Experten. Jede Saison verkriechen sie sich eine Woche in den Berkshire Mountains, skizzieren dort je 50 % der neuen Kollektion. „Ich glaube, was Proenza ausmacht, ist die Tatsache, dass wir zu zweit sind“, so McCollough. „Wenn nur einer von uns das Label führen würde, wäre alles ganz anders. Jeder von uns hat seine ganz eigene Energie. Wenn ich Weiß will und er Schwarz, einigen wir uns auf Grau. Und das ist gut so. Wir müssen aufeinander hören und wissen, wann man einstecken und wann beharren muss. Nur in diesem feinfühligen Geben und Nehmen kann das Ganze funktionieren.“ Und das tut es, für die beiden wie auch für uns alle, die wir ihre Kollektionen lieben. „Wer unsere Kleidung trägt, fühlt sich hoffentlich stark und bereit für alles und jeden“, schwärmt Hernandez. „Wir wollen, dass Kleidung wie ein Schutzschild fungiert. Selbstbewusstsein ist da die wichtigste Eigenschaft – nur so kann jemand cool und schick sein.“
„Wer unsere Kleidung trägt, fühlt sich hoffentlich stark und selbstsicher und bereit für alles
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Erfolg im Doppelpack erfordert zwangsläufig auch jede Menge Kompromisse. Doch nach langjähriger Zusammenarbeit sind McCollough und Hernandez darin wirklich eingespielte Experten. Jede Saison verkriechen sie sich eine Woche in den Berkshire Mountains, skizzieren dort je 50 % der neuen Kollektion. „Ich glaube, was Proenza ausmacht, ist die Tatsache, dass wir zu zweit sind“, so McCollough. „Wenn nur einer von uns das Label führen würde, wäre alles ganz anders. Jeder von uns hat seine ganz eigene Energie. Wenn ich Weiß will und er Schwarz, einigen wir uns auf Grau. Und das ist gut so. Wir müssen aufeinander hören und wissen, wann man einstecken und wann beharren muss. Nur in diesem feinfühligen Geben und Nehmen kann das Ganze funktionieren.“
Und das tut es, für die beiden wie auch für uns alle, die wir ihre Kollektionen lieben. „Wer unsere Kleidung trägt, fühlt sich hoffentlich stark und bereit für alles und jeden“, schwärmt Hernandez. „Wir wollen, dass Kleidung wie ein Schutzschild fungiert. Selbstbewusstsein ist da die wichtigste Eigenschaft – nur so kann jemand cool und schick sein.“
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