Heissblütig
mit
Chrissy Teigen

Dank unzensierter Fotos, beißender Captions und 280 geistreicher Zeichen ist CHRISSY TEIGEN zu einer Frau geworden, mit der die ganze Welt befreundet sein möchte. Von postnataler Depression über ihre „unglamouröse“ Modelkarriere bis hin zu ihrem Verlangen, gemocht zu werden, im Gespräch mit CHRISTINE LENNON nimmt sie kein Blatt vor den Mund
Chrissy Teigen zählt zu einer der außergewöhnlichsten und unterhaltsamsten Persönlichkeiten der amerikanischen Kultur und gilt als eine Frau mit bemerkenswertem Talent, die sich mit schonungslosen Wahrheiten, überraschend ehrlicher Verletzlichkeit und schlagfertigem Humor in die internationalen Schlagzeilen bringt. All das hat sie bequem von ihrem Sofa aus in Tuchmaske und Handtuch gehüllt erreicht: „Ironischerweise halten mich alle für einen Wildfang, dabei verbringe ich die meiste Zeit zu Hause“, verrät Teigen und bricht in ihr berühmtes Lachen aus. „Ich bin ein total introvertierter Mensch und daheim fühle mich am wohlsten.“
Kein Wunder, denn ihr Haus am Ende einer gewundenen Straße in Beverly Hills gehörte einst Rihanna und bietet fünf moderne Schlafzimmer für Chrissy, ihren Ehemann, den Musikproduzenten John Legend, und deren zwei Kinder (Luna, 3, und Miles, 2) sowie einen atemberaubenden Blick auf Los Angeles. Während Miles in seinem Babystuhl herumrennt, um sich vor dem Mittagsschlaf zu drücken, ruft Chrissy unverblümt: „Musst du vom Knoblauch pupsen?“, und begrüßt lauthals Tochter Luna (mit dem Wort „Toons“), die mit einem pinken Tutu bekleidet und einer Godzilla-Spielfigur im Arm von der Vorschule kommt. Mutter Pepper, die eigentlich Vilailuck heißt, wohnt ebenfalls dort und läuft in Yeezy-Pantoletten durch den Raum.
Teigen liegt auf einer samtenen Sitzecke in ihrem Wohnzimmer und trägt einen Jumpsuit von Caravana, einen Cardigan von Chloé und dazu geflochtene Zöpfe. Paul, ein Koch, mit dem sie kürzlich eigene Rezepte für ihr Kochbuch Cravings sowie die gleichnamige, bald online gehende Website kreiert hat, kommt aus der Küche und schenkt derweil zwei Gläser Rosé aus. Von ihrem heimischen Refugium aus delegiert die 33-Jährige ihr Team, hält Meetings (auch im Rahmen ihrer Homeware-Kollaboration mit dem Einzelhandelsunternehmen Target) ab, spielt mit ihren Kindern, dreht Videos für ihre Social-Media-Kanäle und unterhält Freunde. „Hier wurden schon zahlreiche wilde Partys gefeiert“, gibt sie zu. „Kein Problem, wenn du etwas verschüttest. Das ist alles schon passiert.“
„John und ich sind in VIELEN Belangen unterschiedlicher Meinung. Er vertritt seinen Standpunkt, ich erkläre MEINEN. Er weiß alles, was ich nicht weiß, und UMGEKEHRT! Das ist unser Erfolgsgeheimnis“
Natürlich hat Teigen auch viele Auftritte außerhalb der eigenen vier Wände. An der Seite von LL Cool J hat Sie fünf Staffeln der Serie Lip Sync Battle auf Spike TV co-moderiert und kürzlich die erste Staffel des Comedy-Wettbewerbs Bring the Funny für den Sender NBC abgedreht. „Manchmal kann ich gar nicht glauben, wieviel Glück ich habe. Alles, was ich tun musste, war mich tagtäglich von den Teilnehmern zum Lachen bringen zu lassen“, berichtet sie. „Ich liebe Comedy, Sketche, Stand-up-Comedy und so. Miles und Luna wurden am Set in einer Kindertagesstätte betreut und das ganze Team war eine große Unterstützung. John war für The Voice ebenfalls vor Ort, sodass wir jeden Tag gemeinsam Lunch haben konnten.“
Neben ihrer Fernsehpräsenz wird Teigen vor allem als Social-Media-Phänomen fast Vollzeit in Anspruch genommen. 2017 erreichte ihre Popularität aufgrund unterschiedlicher Dinge einen gänzlich neuen Höhepunkt, unter anderem nachdem sie sich öffentlich zu ihrer postnatalen Depression bekannte. Mit ihrer schonungslosen Offenheit und Verletzlichkeit eroberte sie im Sturm die Sympathien der Menschen. Inzwischen leidet sie nicht mehr an den lähmenden Angstzuständen wie damals nach der Geburt von Tochter Luna. „Ja, es geht mir besser, aber nur weil ich medizinisch behandelt werde“, lacht sie. „Als Teenager wurde mir bereits [das Antidepressivum] Lexapro verschrieben. Das habe ich irgendwann einfach abgesetzt, ohne mir große Gedanken darüber zu machen. Ich dachte, jeder wird von diesen Problemen geplagt, so als würde es zum Leben dazu gehören.“
Jahre später traten die Symptome bei der frisch gebackenen Mutter wieder auf. Sie verlor ihren Appetit und war so geschwächt und von unerklärlichen körperlichen Schmerzen gepeinigt, dass sie es nicht einmal mehr in ihr Schlafzimmer schaffte und nur noch auf der Couch schlief. „Ich fühlte mich [deswegen] schuldig, da uns doch so viele Möglichkeiten zur Verfügung standen. John war so verständnisvoll und hilfsbereit, meine Mutter kümmerte sich…. Ich habe mich echt geschämt.“ Mithilfe der Medikamente und einem gesunden Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit hat sie nun wieder Freude am Leben gefunden. Am liebsten entspannt sie bei der Arbeit an ihrem eigenen Kochbuch. „Das kann ich zu Hause machen, umgeben von meinen Kindern, die auch in meinen Videos erscheinen. Ich kann kochen und mit Essen herumexperimentieren. Paul und ich stehen unentwegt am Herd, Leute kommen und gehen den ganzen Tag lang und dürfen unsere kulinarischen Kreationen testen. Das macht riesig Spaß.“
„Es gibt KAUM etwas in unserem Leben, das wir nicht posten würden. Wir halten uns bei Kinderfotos zurück, die den KLEINEN peinlich sein könnten, aber das war’s auch schon. Wir spielen kein perfektes LEBEN vor“
Das gemeinsame Leben von Teigen und Legend als ein Faszinosum zu bezeichnen, wäre deutlich untertrieben. Das Paar hat zahlreiche Werbeverträge mit Marken wie Google und Pampers, da beide Berühmtheiten ein Traum für jedes Marketing-Team sind: sie sehen gut aus, sind lustig, interessant und auf allen sozialen Medien präsent. Vom Fernsehkonsum bis hin zum Liebesleben, alles wird öffentlich geteilt. „Es gibt kaum etwas in unserem Leben, das wir nicht posten würden“, gesteht Teigen. „Wir halten uns bei Kinderfotos zurück, die den Kleinen in zehn Jahren vielleicht peinlich sein könnten. Aber das war’s auch schon. Wir spielen kein perfektes Leben vor und ich gehöre nicht zu den Menschen, die zur Arbeit gehen und dort glamouröse Fotos hochladen. Am Set bin ich voll und ganz im Moment.“ Trotz ihrer Ungleichheiten sind Teigen und Legend eindeutig ein tolles Paar. „John und ich sind in vielen Belangen unterschiedlicher Meinung. Er vertritt seinen Standpunkt, ich erkläre meinen und dann sprechen wir bei einem entspannten Abendessen darüber“, sagt sie. „Er weiß alles, was ich nicht weiß, und umgekehrt! Das ist unser Erfolgsgeheimnis.“
Im Jahr 2010 machte sie zum ersten Mal Schlagzeilen, als sie in der Ausgabe von Sports Illustrated Swimsuit erschien. Die Amerikanerin mit thailändischen und norwegischen Wurzeln wuchs in dem nicht gerade für Bademode berühmten US-Bundesstaat Utah auf. Der Elektrikerberuf ihres Vaters zog einige Umzüge für Chrissy, ihre Mutter und die ältere Schwester Tina mit sich. Als die Familie von einer vorstädtischen Landwirtschaftsgemeinde in Washington nach Orange County zog, nahm Teigen einen Job im Shop Huntington Surf & Sport an, um sich der typisch kalifornischen Lebensweise anzupassen – wenngleich sie nicht einmal schwimmen konnte. Hier wurde sie dann im Alter von 18 Jahren von einem Modelscout entdeckt.
„Ich selbst habe mich nie als richtiges Model betrachtet. Mein Geld habe mich mit Aufträgen für diverse Kataloge und Websites verdient, in denen nicht einmal mein Gesicht gezeigt wurde, da es lediglich um den Schriftzug auf der Rückseite eines Shirts ging. Ganz ehrlich, diese Modeljobs waren weit entfernt von Glamour“, verrät sie. Auf Anraten ihrer Agentur zog sie schließlich nach Miami Beach, das „Mekka“ für Tausende junger Frauen, die vom erfolgreichen Modelleben träumen: „Ich teilte mir ein Zwei-Zimmer-Apartment mit fünf weiteren Leuten und schlief auf dem Sofa. Wir arbeiteten im Grunde nur um die Miete zahlen zu können. Meine Mitbewohner tranken kalorienarme Tees und aßen nichts weiter als in Hühnerbrühe getränkte Wattebäusche, um dünn zu bleiben. Als eine Freundin einen Job in einem Burrito-Restaurant bekam, stand bei mir monatelang nichts anderes als kostenlose Burritos auf dem Speiseplan.“
„All meine ‚skandalträchtigen‘ AUSSAGEN sind mir im Eifer des Gefechts rausgerutscht und manches BEDAUERE ich. Ich muss lernen, dass das nicht in ALLEN Situationen angebracht ist“
Als die damals 21-Jährige 2007 im Video für den Song Stereo von John Legend mitwirkte, funkte es gewaltig zwischen den beiden, aber anfangs hielten sie die Beziehung noch recht locker. „Wenn er eine Show im Fillmore gab, übernachtete er im Ritz-Carlton. Ich blieb dann auch bei ihm und sobald er in den frühen Morgenstunden das Hotel verließ, rief ich meine Freunde an und sagte ‚Er ist weg! Ihr könnt vorbeikommen‘, und wir bestellten fürs Frühstück die Karte rauf und runter.“ Sechs Jahre später gaben sich Legend und Teigen am Comer See das Ja-Wort und diese sechs Jahre wurden pflichtbewusst und ausgiebig in den sozialen Medien dokumentiert. Unvergesslich bleibt der schlagfertige Konter von Teigen als Antwort auf ihre Missgönner im Netz: „Ich liiiiiebe Johns Fans, die mich hassen. Das sind die Besten. Ihr habt vollkommen Recht. Ich verdiene ihn nicht. Er hätte euch heiraten sollen.“
Natürlich war ein weiterer Grund für ihre Beliebtheit und einschlägigen Ruf ihre öffentliche Kritik an Donald Trump, die nach den Wahlen im Jahr 2017 ihren Gipfel erreichte, als Teigen auf Trumps Statement ‚Wir müssen das „Böse“ aus unserem Land vertreiben‘ antwortete: „Für welche Uhrzeit sollen wir Ihnen ein Uber-Taxi bestellen?“ Trump blockte sie daraufhin. Das Ehepaar besucht immer noch regelmäßig politische Demonstrationen und Kundgebungen, nimmt an Kampagnen zu Gefängnisreformen und Zuwanderungsrechten teil und wurde jüngst zum Retreat der Demokraten für den US-Kongress eingeladen, wo beide darüber sprachen, wie man mit Konflikten auf Social Media umgeht. „John war immer schon ein politisch engagierter Mensch. Ohne ihn wäre ich es vermutlich nicht geworden“, sagt sie. „Seine Leidenschaft ist extrem ansteckend und beeindruckend.“
„Es ist komisch, dass alle denken, du seist so TOUGH und es sei dir alles egal. Es ist UNSCHÖN, wenn dich Leute nicht leiden können. Dann wird dir bewusst, welche MACHT Worte haben können“
Teigen musste von Seiten der Konservativen so einiges einstecken, dennoch bereut sie keine ihrer Äußerungen. In Zukunft möchte sie jedoch etwas vorsichtiger sein: „All meine ‚skandalträchtigen‘ Aussagen sind mir im Eifer des Gefechts rausgerutscht und manches bedauere ich“, gesteht sie. „Ich nehme einfach kein Blatt vor den Mund und ich glaube, dass ich lernen muss, dass dies nicht in allen Situationen angebracht ist.“
Chrissy Teigen hat oft genug auf die unsanfte Art zu spüren bekommen, dass sich freie Meinungsäußerung und das öffentliche Ausüben von Kritik mit allgemeiner Beliebtheit nicht immer vereinen lassen. „Manchmal scrolle ich durch [Kommentare] und lese all die positiven Nachrichten, bis ich auf negative Rückmeldungen stoße. Dann höre ich auf zu lesen und werde wütend“, sagt sie. „Oder es macht mich traurig und ich denke mir ‚Wozu mache ich das Ganze eigentlich? Es hat überhaupt keinen Sinn‘. Es wird immer Hater und Neider geben, ganz egal, auf welchen Account man schaut. All die Frauen, die ich liebe und bewundere, müssen auch mit diesem Sch*** umgehen. Es ist komisch, dass alle denken, du seist so tough, Dinge tangieren dich nicht und es sei dir egal“, so Teigen. „Sich Gedanken zu machen, ist eine gute Sache. Ich glaube, dass jeder Mensch respektiert und geliebt werden möchte. Es ist kein schönes Gefühl, wenn dich Menschen nicht leiden können. In diesen Momenten wird einem bewusst, welche Macht Worte haben können.“ Letzten Endes vereinen Teigens Worte die Menschen weitaus häufiger, als dass sie sie spalten – und allein darauf kommt es an.
Bring the Funny wird ab dem 9. Juli auf NBC (in den USA) ausgestrahlt
Chrissy redet Klartext
Probleme in der Beziehung? Karrieretipps gefällig? Ihr Hund hat Ihre Schuhe angenagt? Chrissy Teigen hat sich dazu bereit erklärt, all Ihre Probleme zu lösen. Und los geht’s…
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