Die Kunst des Stils

Modern Artisan: eine begehrenswerte Capsule-Kollektion zeitloser Luxusdesigns

Models tragen Pieces der Modern-Artisan-Kollektion von YOOX NET-A-PORTER für The Prince’s Foundation.

Von Studenten entworfen und von Auszubildenden gefertigt: The Modern Artisan ist der Höhepunkt einer visionären Kollaboration zwischen YOOX NET-A-PORTER und Prinz Charles’ Wohltätigkeitsorganisation The Prince’s Foundation, die den Fokus auf Nachhaltigkeit, Handwerkskunst und Communities legt. SARAH BAILEY spricht mit den am Projekt Beteiligten, um mehr zu erfahren…

Mode

Wenn es für Federico Marchetti, Vorsitzender und CEO von YOOX NET-A-PORTER, einen Moment besonderer Freude gab, als er die Modeinitiative Modern Artisan – eine nachhaltige Luxuskollektion, von Studenten entworfen und von auszubildenden Kunsthandwerkern hergestellt – konzipierte, dann während eines Gesprächs, das er mit seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen von Wales über Italien führte.

Marchetti wurde 2018 zusammen mit dem Chefredakteur der britischen Vogue, Edward Enninful, und anderen britischen Modegrößen ins Dumfries House eingeladen, einem geschichtsträchtigen schottischen Anwesen, das nun die The Prince’s Foundation beherbergt. Es wurde über Ökologie, Handwerk und den Schutz und Erhalt von handwerklichem Können in der Textilindustrie gesprochen, welche durch die übermächtige Fast-Fashion-Industrie bedroht ist.

„Als ich im Dumfries House mit dem Prinzen sprach, bemerkte ich seine Wertschätzung für Italien“, erinnert sich Marchetti. „Er erzählte mir von seinen Reisen durch das Land, die Bilder, die er als Kind gesehen hatte…als er mir also ein gemeinsames Projekt vorschlug, war das der Zündfunke, etwas gemeinsam zu gestalten, das Großbritannien und Italien miteinander verbindet. Ich wurde stark inspiriert durch Prinz Charles’ Einsatz für junge Menschen und sein Wirken im Dumfries House und wollte etwas Ähnliches machen. Und plötzlich fügte sich alles zusammen.“

Seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales und Federico Marchetti bei einer abschließenden Überprüfung der Modern-Artisan-Kollektion im Dumfries House.

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Tutorin Alison Struthers (rechts) arbeitet mit Nicole, einer der Modern-Artisan-Studentinnen, an einem Womenswear-Mantel.

Der nächste Schritt führte ans Polytechnikum Mailand, wo an einem Septembermorgen des vergangenen Jahres die sechs Studenten, die ausgewählt worden waren, um sowohl eine Mens- als auch eine Womenswear-Kollektion zu konzipieren und zu entwerfen, ihre Skizzen und Prototypen für Modern Artisan den auszubildenden Kunsthandwerkern von Colleges im Vereinigten Königreich präsentierten. Diese waren für das „Future Textiles“-Programm im Dumfries House der Prince’s Foundation ausgewählt worden, die entworfenen Kleidungsstücke herzustellen.

Passenderweise war Leonardo da Vinci (das ultimative Universalgenie in Kunst und Wissenschaft) für die Kollektion als Muse ausgewählt worden. Die jungen Teams und deren Tutoren diskutierten zahlreiche Aspekte, darunter die Designdetails, die von da Vincis gekonnter Drapierungskunst inspiriert sind oder wie mit Technologie und Big Data der Produktionsprozess nachhaltiger gestaltet werden könnte. Die Studenten von The Modern Artisan hatten auch Zugang zu den Daten von fünf Jahren YOOX NET-A-PORTER erhalten, um ihre kreativen Pläne mit tatsächlichen Konsumentenvorlieben zu vergleichen, mit dem Ziel Abfall zu reduzieren.

„Die Möglichkeit, die Wünsche des Zielpublikums zu visualisieren und zu analysieren, und folglich die Kollektion zu entwerfen“, war für eine der Studentinnen, Giulia Albini, die inzwischen ein Masterstudium in Marketing und Kommunikation absolviert hat, ein prägendes Erlebnis. „Ich denke, dass dieses Projekt aufgrund all dessen, was ich gelernt habe, immer in meinem Herzen bleiben wird – und dass es ein Ausgangspunkt für das sein wird, was ich in Zukunft tun werde“, sagt Albini.

Es hat mich schon immer fasziniert, Dinge miteinander zu kombinieren, die weit voneinander entfernt sind. Wenn man sie jedoch zusammenfügt, kommt etwas Fantastisches dabei heraus. Betrachtet man alle Teile einzeln, ergibt es keinen Sinn; doch, wenn man sie verbindet, ist das Ergebnis wunderschön – wie ein perfektes Mosaik
Federico Marchetti, Vorsitzender und CEO von YOOX NET-A-PORTER
Zeichnungen der Modern-Artisan-Kollektion.
Italienische Kunsthandwerker arbeiten in Mailand an Prototypen.

Einige Wochen später, in der herrlichen Umgebung des Dumfries House im schottischen Ayrshire („was sich anfühlt, als würde man in ein Märchen treten“, wie Albini es ausdrückt), besuchten die italienischen Studenten die „Future Textiles“-Workshops der Prince’s Foundation. Hier gehen der karierte Hosenanzug mit weitem Bein, das marineblaue Midikleid und der luxuriöse Kamelhaarmantel, um nur drei der herausragenden Pieces aus der Kollektion zu nennen, in Produktion. Dafür werden nur feinster nachhaltiger Kaschmir und Seide aus schottischer Herstellung sowie umweltfreundliche Bio-Seide von Centro Seta aus Italien verwendet. Dazwischen werden zur Feier des Tages Whiskey und Shortbread gereicht, was die Freude nur noch weiter steigert.

Nun, da sich die Kunsthandwerker auf die nächsten Schritte in ihren Karrieren konzentrieren, hoffe ich sehr, dass sie von den erlernten Fähigkeiten und Fachkenntnissen, die sie sich hier angeeignet haben, profitieren können, um eine erfüllende Karriere in der Branche zu verfolgen
Seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales

„Von Anfang an hatte ich den Plan, dass The Modern Artisan eine echte Zusammenarbeit zwischen italienischer und britischer Handwerkskunst durch ein gegenseitiges Verständnis sowie durch Wertschätzung der Traditionen und des Könnens der jeweils anderen fördern sollte“, erklärte Prinz Charles, der sich unter die jungen Leute mischte. „Die Kunsthandwerker haben länderübergreifend eng zusammengearbeitet und ich hoffe, das hat einen guten Einblick in die globale Funktionsweise der Mode- und Textilindustrie erlaubt sowie die Wichtigkeit von Zusammenarbeit demonstriert. Ich glaube, dass ein solches partnerschaftliches Arbeiten Überraschungen und noch bessere Ergebnisse hervorbringt. Nun, da sich die Kunsthandwerker auf die nächsten Schritte in ihren Karrieren konzentrieren, hoffe ich sehr, dass sie von den erlernten Fähigkeiten und Fachkenntnissen, die sie sich hier angeeignet haben, profitieren können, um eine erfüllende Karriere in der Branche zu verfolgen. Darüber hinaus hoffe ich, dass sie diese wichtigen Fähigkeiten sowie das neue Bewusstsein für Nachhaltigkeit weitergeben werden, damit ihr handwerkliches Können weiterhin gedeihen und als Inspiration für eine neue Generation von Kunsthandwerkern dienen kann.“

Prinz Charles und Federico Marchetti im Dumfries House.
Prinz Charles und Federico Marchetti, abgebildet mit sechs der Modern Artisans auf dem Gelände des Dumfries House.
Andrea Parolini, Modern-Artisan-Auszubildender, arbeitet an der Womenswear-Kollektion.

Die Praktikanten aus dem Vereinigten Königreich haben die unterschiedlichsten Herkünfte. Graeme Bone, der zu seinem Kilt zahlreiche Piercings und gebleichtes Haar trägt, erinnert sich daran, wie er schon als kleiner Junge auf den Gründen des Dumfries House spielte. Er hat zehn Jahre lang als Stahlbauer gearbeitet und erst vor Kurzem seine Liebe zur Mode wiederentdeckt, die er schon in seiner frühen Jugend hatte. Eine andere, ältere Studentin, Jillian Halfpenny, litt unter Depression und Panikattacken, bevor sie sich am Clyde College in Glasgow einschrieb, um Mode und Produktion zu studieren. „Ich hatte gerade mein Unternehmen verloren und hatte daher eine Zeitlang keine Arbeit“, erklärt sie und fügt hinzu, dass ihre Teilnahme an Modern Artisan ihr geholfen hat, ihr Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Nach dem Programm plant sie, sich zusammen mit ihrer Tochter der Kleinserienproduktion zu widmen.

Zu sehen, wie dieses Projekt in die Tat umgesetzt wurde und die Auszubildenden dabei zu beobachten, wie sie sich Können aneigneten, das so dringend erhalten werden muss, war ein wunderbares Erlebnis
Seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales

Die Stärkung der Gemeinschaften durch Ausbildung und Erhaltung traditioneller Fertigkeiten steht natürlich im Mittelpunkt der Mission der Prince’s Foundation.

„Seit seiner Gründung im Jahr 2015 bestand eines der Hauptziele des „Future Textiles“-Programms meiner Stiftung darin, das Wachstum der britischen Produktion durch intensive Schulungen für diejenigen, die in der Luxusbranche arbeiten möchten, zu unterstützen“, sagte der Prinz von Wales. „Zu sehen, wie dieses Projekt in die Tat umgesetzt wurde und die Auszubildenden dabei zu beobachten, wie sie sich Können aneigneten, das so dringend erhalten werden muss, war ein wunderbares Erlebnis.“

Italienische Modern Artisans entwerfen Moodboards in Mailand.

Nun, im Herbst 2020, wurden die stylishen und mit Präzision gefertigten Pieces der Modern-Artisan-Kollektion vom NET-A-PORTER Kreativteam in all ihrer Pracht fotografiert. Die tatkräftige Leiterin des „Future-Textiles“-Programms, Jacqueline Farrell, die die Kunsthandwerker durch alle Aspekte des Kleinserienproduktionsprozesses begleitet hat, beaufsichtigt die letzten Details im Dumfries House, bevor die Kollektion in das Lager in das italienische Bologna verschickt wird.

Die Modern-Artisan-Kollektion.
Die Modern-Artisan-Kollektion.

Schon bevor Covid-19 den Produktionsprozess noch herausfordernder gemacht hat, war das Ziel des Projekts, eine gehobene Luxuskollektion zu produzieren, die von Studenten entworfen und hergestellt wird, sehr hochgesteckt, erklärt Farrell. „Die Lernkurve war sehr steil für uns alle. Die Studenten mussten ihre Ausbildung sehr ernst nehmen. Die Wichtigkeit dessen, was wir nun täglich taten, war allen bewusst.“

Neben der sorgfältigen Beschaffung umweltfreundlicher Stoffe und den Enthüllungen datengesteuerter Designs spricht Farrell noch leidenschaftlicher über den menschlichen Aspekt der Nachhaltigkeit. „Wir haben bereits erlebt, was passiert, wenn wir die Natur ignorieren, Lieferketten keine Beachtung schenken und die Menschen, die in der Produktion arbeiten, nicht wertschätzen. Zur reinsten Form der Handwerkskunst zurückzukehren, kommt nicht nur dem individuellen Produzenten zu Gute, sondern auch den Menschen, die diese Dinge erwerben wollen und schätzen. Jedes Stück der Kollektion wurde mit Liebe gemacht. Es gibt keine Rechtfertigung für Fast Fashion, etwas nur einmal zu tragen und dann wegzuwerfen. Es macht weder von einem wirtschaftlichen noch einem moralischen Standpunkt aus Sinn. Unser Projekt ist genau das Gegenteil davon. Mode ist etwas Wunderbares, sie ist eine Form der Kunst und die Fähigkeiten, die man dafür benötigt, dürfen nicht verloren gehen.“

Federico Marchetti unterhält sich mit Modern Artisan Graeme Bone.
Das Beste an diesem Projekt ist, dass die meisten Studenten nun bereits einen Job in der Branche haben – und das Vermächtnis des Projekts besteht darin, dass Nachhaltigkeit durch diese jungen Menschen, wo auch immer sie sich befinden, einen echten Boost erhalten wird
Federico Marchetti

Für Marchetti machen genau die augenscheinlichen Gegensätze – die Verbindung von datenorientiertem Design mit Kleinserienproduktion, die Mischung aus analog und digital, Luxus und Nachhaltigkeit – dieses Projekt so attraktiv und verleihen ihm Persönlichkeit und Zukunftspotential. „Ich muss gestehen, dass ich schon als Teenager Oxymora geliebt habe“, erinnert er sich. Fragen Sie mich nicht warum, aber es hat mich schon immer fasziniert, Dinge miteinander zu kombinieren, die weit voneinander entfernt sind. Wenn man sie jedoch zusammenfügt, kommt etwas Fantastisches dabei heraus. Betrachtet man alle Teile einzeln, ergibt es keinen Sinn; doch, wenn man sie verbindet, ist das Ergebnis wunderschön – wie ein perfektes Mosaik.“ (Für den Tech-Unternehmer, der aus der italienischen Stadt Ravenna stammt, dem historischen Geburtsort des Mosaiks, ist diese Metapher besonders passend – Mosaiksteine sind die Pixel der antiken Welt).

Marchetti erklärt weiter, dass jedes Piece der Modern-Artisan-Kollektion einen eigenen digitalen Identifikationsnachweis erhält, der die Herkunft des Materials sowie die menschliche Geschichte, die hinter dem Kleidungsstück steckt, festhält. „Wir verfolgen nicht nur die Herkunft jedes Stückes, sondern auch die Geschichte seiner Entstehung mit den Studenten, was unglaublich romantisch ist“, sagt er.

Die Kollektion ist sehr aussagekräftig und ihre vielen Botschaften haben gerade jetzt große Bedeutung. „Vielleicht sogar zu viele“, lacht Marchetti. „Außerdem bildet sie das große Finale des 20-jährigen Jubiläums von YOOX NET-A-PORTER. „Daher denke ich, dass es ein wunderschönes Projekt ist, um diesen Meilenstein meiner Karriere zu feiern – und deshalb gibt es auch so viele Geschichten. Das Projekt fasst 20 Jahre Arbeit zusammen.“

Es ist ein Zeichen von Marchettis persönlicher Leidenschaft für die Kollektion, dass er die vorzeitige Auslieferung des Anzugs zum Geburtstag seiner Frau arrangiert hat. Er selbst hat ein Auge auf die schicke Bomberjacke der Menswear-Kollektion geworfen, die mit Seide vom Comer See, wo Marchetti und seine Familie ein Wochenendhaus besitzen, gefüttert ist. „Ich glaube, sie wird sich sehr gut anfühlen“, sagt er mit einem Lächeln.

Natürlich hat das Projekt eine wichtigere Bedeutung als nur solch modische Freuden und Marchetti ist der erste, der das hervorhebt. „Das Beste an diesem Projekt ist, dass die meisten Studenten nun bereits einen Job in der Branche haben – einer wird für Max Mara, ein anderer für Off-White arbeiten – und sie werden bestimmt immer das Thema Nachhaltigkeit und dieses Projekt in Erinnerung behalten. Das freut mich sehr. Das Vermächtnis des Projekts besteht darin, dass Nachhaltigkeit durch diese jungen Menschen, wo auch immer sie sich befinden, einen echten Boost erhalten wird.“

Wird das Projekt in zukünftigen Saisons fortgesetzt? „Für mich persönlich ist es etwas Langfristiges. Ich mache diesen Job seit 20 Jahren… ich bin der langfristige Typ. Wenn ich ein Projekt beginne, möchte ich, dass es langlebig ist – und ich glaube, der Prinz teilt diesen Wunsch.“

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