Incredible Women

Ein ermutigender Brief von Gretchen Carlson

Incredible Women

Gretchen Carlson, 51, brach das Schweigen und ging letzten Juli mit ihren Vorwürfen der sexuellen Belästigung vor Gericht. Die ehemalige Nachrichtensprecherin von Fox News erhielt eine Abfindung in Höhe von 20 Millionen Dollar (16 Mio. Euro) und eine Entschuldigung ihres früheren Chefs Roger Ailes, der als CEO und Vorsitzender der Gruppe zurücktreten musste. Weitere Frauen meldeten sich kurz darauf ebenfalls zu Wort. Carlson verfolgt weiterhin ihre Mission, Sexismus am Arbeitsplatz zu beseitigen und lancierte mit dem Gift of Courage Fund ein Instrument zur finanziellen Unterstützung von Frauen und Mädchen, verfasste das Buch Be Fierce und einen Dokumentarfilm über Belästigung, der in Kürze veröffentlicht wird. Sie plant außerdem im Kongress (Capitol Hill) gegen Schlichtungsverfahren vorzugehen, die routinemäßig dazu verwendet werden, solche Beschwerden zu verschleiern.

Im Jahr 2017 schrieb Carlson diesen ermutigenden Brief für PORTER.

Der Brief

An alle Frauen, die im Stillen leiden,

Am 6. Juli 2016 sprang ich ganz alleine von einer Klippe, ohne zu wissen, was darunterliegen würde. Es war die größte Entscheidung meines Lebens, aber als ich mich der 50 näherte, wollte ich mein Lebensmotto „Carpe Diem“ vollständig verwirklichen. Also beschloss ich endlich, meine Chance zu nutzen und meine Stimme zu erheben. Ich entschied mich dafür, unerschütterlich zu sein, in der Hoffnung, dass meine Stimme andere stärken würde.

Ich lernte im vergangenen Jahr, nachdem ich die Geschichten tausender Frauen auf der ganzen Welt gehört hatte, dass nun, da der Ball ins Rollen gekommen war bezüglich sexueller Belästigung, sich immer mehr Frauen dafür entschieden, „genug ist genug“ zu sagen. Ich habe durch ihre kraftvollen Geschichten und meine eigenen Erfahrungen gelernt, dass Mut ansteckend sein kann. Nun möchte ich Frauen Mut machen, die sich niedergeschlagen oder gebremst fühlen – sei es durch unerwünschte Anmache, Mobbing, Lohnungerechtigkeiten, fehlende Förderung oder durch den Ausschluss auf den Chefetagen.

Es ist falsch, dass 70 Prozent der Technologieunternehmen keine Frauen in ihrem Vorstand haben. Es ist falsch, dass eine aktuelle Studie zeigt, dass Mädchen im Alter von sechs Jahren schon nicht glauben, dass etwas „Cleveres“ von einer Frau kommen könne! Es ist falsch, dass eine von fünf Studentinnen sagt, sie hätte sexuelle Übergriffe erlebt und nur 12,5 Prozent davon berichten. Es ist falsch, dass diese jungen Frauen fürchten, dass ihnen niemand glauben wird und dass sie mit Fragen wie: „Was hattest du denn an? Wie viel hast du getrunken? Bist du sicher, dass du nein gesagt hast?“ eingeschüchtert werden.

Ich möchte alle Frauen und Mädchen dazu ermutigen, es nicht mehr allen rechtmachen zu wollen und Perfektionisten zu sein – hört auf, so verdammt nett zu sein!

Wir müssen unsere eigenen Fehler feiern. Denn gerade in den schwierigsten Zeiten lernen wir, die wahre Bedeutung von Erfolg zu verstehen und zu schätzen. Wenn wir gemeinsam beschließen, unsere Stimme zu erheben, können wir alle zu Kriegern auf dem Weg zu einer besseren Zukunft für uns und unsere Kinder werden.

Alles Liebe,

Gretchen Carlson

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