Incredible Women

Jerrika Hinton über Storys, Power und Gerechtigkeit

In Kürze erscheint die neue Amazon-Dramaserie Hunters mit Schauspielerin Jerrika Hinton. KATIE BERRINGTON erzählt sie, worauf sie bei ihren Rollen achtet und weshalb sie stets auf ihren Instinkt vertraut

Incredible Women

Der beste Ratschlag, den Jerrika Hinton je erhalten hat, kam von einer früheren Kollegin: „Mach weiter wie bisher und gib den guten Kampf nicht auf“, erinnert sich die in Dallas geborene Schauspielerin. „Der Kampf sei ein wichtiges Mittel, um sich in der Branche zurechtzufinden, [sagte sie mir].“

Es ist ein Mantra, das sich Hinton im Laufe ihrer Schauspielkarriere bewahrt hat. Bei der Rollenwahl sei ihr wichtig, dass sie sich für die Handlung interessiere und dazu stehen können, sagt sie, aber auch ob die Personen, die daran beteiligt sind, „gute Menschen sind“. Die 38-Jährige ist wohl am besten für ihre Rolle der Stephanie Edwards in Grey’s Anatomy bekannt, die sie von 2012 bis 2017 innehielt. Nun spielt sie die FBI-Agentin Millie Malone in der neuen Amazon-Serie Hunters.

Die Serie spielt im New York der späten Siebziger und handelt von einer geheimen Gruppierung, die auf blutige Nazi-Jagd geht, um einen von in den USA untergetauchten hochrangigen Ex-Offizieren geplanten Genozid zu verhindern. „Ich war sofort davon begeistert, wie [Autor und Co-Produzent] David Weil es geschafft, all diese unterschiedlichen Tonarten und Texturen zusammenzubringen. Damit hat er fast ein neues Genre geschaffen“, erinnert sich Hinton an den Moment, als sie das Drehbuch erstmals in den Händen hielt. In der packenden Dramaserie ebenfalls mit spielt Al Pacino (neben Hinton, Logan Lerman, Josh Radnor, Kate Mulvany, Tiffany Boone und anderen), Produktionsleiter ist Jordan Peele, der schon bei Get Out und Wir Regie geführt hat.

„Millie arbeitet fürs FBI und ist gläubige Katholikin. An diesen beiden Achsen hat sich meine Recherche orientiert“, so Hinton über die intensive Vorbereitung auf ihre Rolle, die Charakteristika ihrer Serienfigur und den Kontext der Serie. „Ich durfte eine sehr sympathische FBI-Agentin im Ruhestand zu treffen, die an ihrer Dienststelle eine der ersten schwarzen Frauen war. Es war unglaublich faszinierned, mit ihr über ihre Erfahrung zu sprechen, aber auch, mehr über den Katholizismus und die Punkte in der Geschichte zu lernen, die für meine Rolle relevant gewesen wären und die ihre heutigen Entscheidungen beeinflussen würden.“

Die Serie beruht auf wahren Begebenheiten, wenn auch nicht auf einer konkreten Gruppierung. So behalte das Thema Relevanz und könne in Zeit und Kontext bestehen, sagt sie. „Ich glaube, dass man immer Parallelen finden kann, wenn man einen beliebigen Punkt in der Geschichte nimmt und ihn an einen anderen Zeitpunkt in der Geschichte versetzt. Egal ob es dabei um Rache, Hass, Gerechtigkeit oder die Frage geht, was eigentlich einen Bösewicht und was den Helden ausmacht. Diese Themen sind sich nicht nur vor dem Hintergrund unserer aktuellen politischen Lage relevant, sondern allgemeingültig.“

Gerechtigkeit ist ein Konzept, mit dem Hinton durch ihre jahrelange Unterstützung der Initiative The Innocence Project bestens vertraut ist. Die Non-Profit-Organisation setzt sich dafür ein, das Strafrechtsystem zu reformieren, um Unrecht zu verhindern und irrtümlich Verurteilte mithilfe von DNA-Tests zu entlasten. „Die Arbeit von Organisationen wie dieser ist so unglaublich wichtig“, sagt sie. „Die Organe und Institutionen, auf die wir, wie Millie auch, vertrauen, sind nicht unfehlbar, deshalb ist es wichtig, dass es Organisationen gibt, die sich dafür einsetzen.“

Hinton spricht mit Nachdruck und äußerst informiert über verschiedenste Themen und Probleme, die ihr wichtig sind. Sie müsse sich noch etwas mit der Verantwortung auseinandersetzen, die sie habe, wenn sie ihre Stimme erhebe und sich öffentlich äußere, sagt sie, aber „ich glaube, es ist meine Verantwortung als Mensch, soziale Verantwortung zu übernehmen und ein soziales Bewusstsein zu haben.“

Die Kunst ist ein wunderbares Medium, um Veränderungen zu bewirken, „weil wir Profis im Geschichtenerzählen sind und schon immer gewesen sind“, erklärt die Schauspielerin. Geschichten erzählt sie nicht nur als Schauspielerin, sie ist auch Schriftstellerin und Fotografin. Ihre Fotoserie Project in Portraits, für die sie zunächst nur Nahestehende später auch andere Personen portraitierte, ist bei Instagram zu sehen). „Warum wählen, wenn man alles haben kann?“, fasst sie ihr Portfolio an kreativen Aktivitäten mit einem Lächeln zusammen.

„Ich möchte so viele Sinne wie möglich ansprechen“, beschreibt Hinton den Versuch, ihrer Arbeit Bedeutung zu geben und sie Bedeutung evozieren zu lassen. „Ich tauche total in etwas ein und gehe alles mit dem Interesse einer völligen Anfängerin an: ,Was kann ich hier lernen? Ich bin offen für Neues‘.“

Die Branche kann einen seltsamen Einfluss ausüben. In vielerlei Hinsicht versucht sie, den eigenen Instinkt zu entreißen… Ich weiß, was ich tragen kann. Ich kenne meinen [Stil]. Lieber möchte ich dies zum Ausdruck bringen, als mich auf externe Faktoren zu verlassen
Jerrika Hinton als FBI-Agentin Millie Malone in Hunters.

Hinton hat aufgehört, Stylisten zu Rate zu ziehen. Eine Entscheidung, die für jemanden, der so viel Wärme und Selbstvertrauen ausstrahlt, wohl nicht überraschend ist. Stattdessen wählt sie für diese Pressetour Outfits aus ihrer eigenen Garderobe. „Die Branche macht etwas Seltsames mit einem“, sagt sie. „In vielerlei Hinsicht will sie, dass man sich weniger auf seinen eigenen Instinkt verlassen muss… Ich weiß, was ich tragen kann. Ich kenne meinen [Stil]. Lieber will ich das zum Ausdruck bringen, als mich auf externe Faktoren zu verlassen, die mich und meinen Stil vielleicht nicht verstehen.“

Ihren Stil unterteilt sie in drei verschiedene Charaktere: „Ich bin entweder Kaschmir-Tomboy, Kunstlehrerin oder eine Gullah-Hexe aus den Südstaaten!“ sagt sie lachend. Am Tag unseres Interviews ist es Nummer zwei. Sie trägt einen orangefarbenen FaltenXXX von Issey Miyake über einem drapierten Kleid des minimalistischen amerikanisch-vietnamesischen Labels Kaarem und blaue Samtstiefel von Aquazurra.

Die Selbstsicherheit, mit der sie auf ihren Instinkt vertraut und Entscheidungen trifft, zeigt sich auch in ihrem Stil, in den Dingen, für die sie sich engagiert und in der Richtung, in die sie ihre Karriere lenkt. Was verleiht ihr diese Power?

„Am wichtigsten ist es, der Wahrheit ins Auge zu blicken“, sagt sie, „und, in Sachen Mode ist es die Kombination aus fröhlichen Designs und Komfort, die mir Power gibt.“

Hunters erscheint am 21. Februar 2020 bei Amazon Prime Video.

MEHR ZUM THEMA

Die in diesem Artikel dargestellten Personen stehen nicht in Verbindung mit NET-A-PORTER und unterstützen weder die Inhalte noch die gezeigten Produkte.