Kultur

Die neue Ausstellung von Christian Louboutin

In diesem Monat eröffnet CHRISTIAN LOUBOUTINs L’Exhibition[niste]-Retrospektive in Paris. Im Gespräch mit KATIE BERRINGTON verrät der ikonische Designer, wie er seine Inspiration gewinnt und gewährt Einblicke in sein kreatives Schaffen

Lifestyle
Christian Louboutin im Palais de la Porte Dorée in Paris.

Der Ort für Christian Louboutins L’Exhibition[niste] hätte nicht besser gewählt sein können, schließlich wuchs der legendäre Designer ganz in der Nähe des Palais de la Porte Dorée (damals noch das Musée national des Arts d'Afrique et d'Océanie) im 12. Pariser Arrondissement auf. Seine Museumsbesuche als Kind in den 60er Jahren waren „der Beginn unendlicher imaginärer Reisen. Hier konnte ich fremde Kontinente bereisen und ferne Länder entdecken, alles unter einem Dach“, erinnert er sich.

Es ist ein Ort, an den Louboutin immer wieder zurückkehrt und der eine wichtige Rolle in seiner frühen Liebe für die Kunst und für seinen „kreativen Weg“ gespielt hat. Hier war es auch, wo ein illustriertes Verbotsschild, das Besuchern untersagte, mit Stilettos über das Parkett zu laufen, seine Fantasie beflügelte. Louboutin erzählt, er habe hier „Werte vorgefunden, die sich mit meinen eigenen deckten: Vielfalt und Weltoffenheit“, doch die Ausstellung ist für ihn auch eine Möglichkeit, die kürzlichen Restaurierungsmaßnahmen des Gebäudes zu unterstützen. Die Zusammenarbeit entstand aus einer „sofortigen guten Chemie“, damals vor zwei Jahren, als die Gespräche zwischen ihm und dem Team des Palais ihren lauf nahmen.

Louboutin hofft, dass die Besucher mit dem Gefühl nach Hause gehen, „mehr als eine Schuhausstellung“ gesehen zu haben

Das Ergebnis ist eine umfassende Ausstellung mit zehn Bereichen, die Einblicke in das facettenreiche Universum des Designers geben und nahezu drei Jahrzehnte seines Lebens umspannen. Auf besagtes Verbotsschild (das später seinen berühmten Pigalle-Schuh inspirierte) folgt ein Rundgang vorbei an Exponaten, die Einblicke in die Inspirationsquellen seiner Kreativität gewähren. Buntglasfenster symbolisieren das Fundament seiner Karriere und verweisen auf Andy Warhol und seine Lehrzeit. Im weiteren Verlauf der Ausstellung gibt der Bereich über das bhutanische Theater einen Einblick in seine „Kreationen für die Unterhaltungsbranche in all ihren Facetten”. Die Ausstellung umfasst viele seiner bekanntesten Designs, mit denen er die Herzen (oder eher die Füße) der Popkultur erobert hat, wie auch einen detaillierten Überblick über die fast 100 Schritte, die für die Herstellung eines Schuhs im Atelier erforderlich sind.

Louboutin gibt zu, dass es „nie leicht ist, seine Karriere in die Hände anderer zu begeben, sie von anderen kuratieren zu lassen“ und dass er bereits eine klare Vorstellung von der Ausstellung hatte, als der damalige Kurator Olivier Gabet an Bord kam.

„Wir haben sofort eine gemeinsame Basis gefunden. Wir haben den gleichen Sinn für dekorative Kunst. Ich hatte ihn vorher schon mal gesehen und von ihm gehört“, so Louboutin. „Es fiel mir relativ leicht, einen Dialog mit jemandem wie Olivier einzugehen: offen, kultiviert, interessiert daran, Brücken zwischen unterschiedlichen ästhetischen Ansprüchen und soziologischen Sichtweisen zu bauen, zwischen Mode, Architektur, Handwerk und Theater“.

In einem „intensiven Auswahlverfahren“ stellte Gabet die Kollektion zusammen. Aber der Kurator bot Louboutin auch eine Außenperspektive auf seinen kreativen Schaffensprozess, die für den Designer von unschätzbarem Wert war. „Er hat mir vor Augen geführt, dass die Themen und Motive, die mich jetzt fast 30 Jahre nach Gründung meines Labels inspirieren, bereits früher eine Rolle gespielt haben. Paris, Unterhaltung, Kunst, Reisen… Das alles hat mich schon in den Anfängen inspiriert und es ist immer noch präsent, nur dass es jetzt auf andere Art zum Ausdruck kommt.“

Eine Illustration von Louboutin.

Angesichts der kollaborativen Herangehensweise an die Zusammenstellung der Ausstellung überrascht es nicht, dass darin viele Beziehungen und Kooperationen aus Louboutins Metier Erwähnung finden. „[Künstler und Handwerker] haben schon immer eine wichtige Rolle in meinem Schaffensprozess gespielt, sei es durch Kooperationen oder eigenständige Arbeiten“, sagt er. „[Sie] an dieser Ausstellung teilhaben zu lassen, war auch eine Möglichkeit, meinen Respekt zum Ausdruck zu bringen und ihnen gleichzeitig eine Plattform zu bieten, ihre eigene Vision meiner Arbeit zu präsentieren. So konnte ich zeigen, dass meine Arbeit häufig Teamwork ist.“

Ebenso wenig überrascht es, dass der Designer kein Lieblingsexponat bestimmen kann. Einige Highlights jedoch kann er benennen: eine Sänfte, „ein wahres Meisterstück angesichts des Know-hows aus aller Welt, das darin steckt: Metallarbeit aus Sevilla, indische Stickereien, Kristallschuhe aus Frankreich und Deutschland“; Digitalkunst von Lisa Reihana; die „Sinnlichkeit der Skulpturen“ umgesetzt vom britischen Künstlerduo Whitaker & Malem; Auftragsarbeiten seiner Freunde Imran Qureshi und Sabyasachi Mukherjee sowie Fotografien von David Lynch in der Fetisch-Abteilung.

Louboutin hofft, dass die Besucher mit dem Gefühl nach Hause gehen, „mehr als eine Schuhausstellung“ gesehen zu haben und dass sie „neue Facetten meines Labels und meiner Arbeit entdeckt haben, die über ihre Erwartungen beim Betreten der Ausstellung hinausgehen.“

„In dieser Ausstellung steckt viel von mir als Mann und als Designer“, fasst er zusammen. „Ich würde mir wünschen, dass die Besucher auch im Nachhinein noch sehen, dass da ein Mikrokosmos in einem Makrokosmos existiert. Wenn dann noch ein Gefühl des Wahnsinns und des Exhibitionismus nachklingt, gefällt mir das auch.“

Exhibition[niste] ist vom 26. Februar bis zum 26. Juli 2020 im Palais de la Porte Dorée für Besucher geöffnet.

MEHR ZUM THEMA