Das Designer-Interview: Monse
Nur zwei Jahre nachdem Designer FERNANDO GARCIA und LAURA KIMdas Label Monse lancierten, ist die Brand nun die erste Adresse für coolen Chic. Hier verraten sie EMMA SELLS ihr Erfolgsrezept
Am Morgen des Shootings für kommen Fernando Garcia und Laura Kim immer noch gut gesättigt in ihrem Studio an; die Nacht zuvor hat Kim in ihrer New Yorker Wohnung ein koreanisches Festmahl gekocht. Sie liebt es zu kochen, hat aber oft aufgrund ihres vollen Terminkalenders nicht viel Zeit dafür. Warum? Nur zwei Jahre nach der Gründung des Labels Monse (ausgesprochen Mon-Say, benannt nach Garcias Mutter) ist dieses größer und erfolgreicher, als sie es sich jemals hätten erträumen können. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die beiden zudem noch Creative Directors bei Oscar de la Renta sind.
Es ist unmöglich, über Monse zu sprechen und das berühmte amerikanische Modehaus nicht zu erwähnen, denn keines der beiden würde ohne das andere existieren. Oscar de la Renta war das erste Fashionlabel, bei dem sowohl Kim als auch Garcia arbeiteten und sich vor acht Jahren kennenlernten. Kim war bereits eine etablierte Designerin, als Garcia dort anfing. Garcia wuchs wie Oscar de la Renta in der Dominikanischen Republik auf und schaffte es, über einen Freund von einem Freund seines Vaters sich diesem vorzustellen und sich ein Praktikum zu sichern. Kim, 35, und Garcia, 31, verstanden sich auf Anhieb und sprachen kurze Zeit später über den Start eines eigenen Labels.
„Ich wollte immer mein eigenes Label haben und als ich Fernando zum ersten Mal traf, wusste ich, dass wir wirklich gut zusammenarbeiten würden. Also fragte ich ihn: ‚Wann sollen wir unsere eigene Firma gründen?‘“, lacht Kim. „Und er sagte: ‚Ich möchte nicht meine eigene Firma gründen; ich möchte Creative Director eines großen Modehauses sein.‘“
Am Ende haben beide ihren Wunsch erfüllt bekommen und Monse ist nun ein preisgekröntes Unternehmen. Als das Paar mit der Arbeit begann, wussten sie nicht genau, was sie kreieren wollten. „Wir dachten nicht, dass es wie Oscar sein würde; das wollten wir nicht“, sagt Garcia. „Aber nach acht Jahren dort, wussten wir nicht, in welche Richtung es gehen würde und davor hatten wir Angst.“
„Wir starteten, Hemden zu dekonstruieren; das Hemdblusenkleid existierte damals nicht mit modernem Twist
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Also orientierten sie sich für Monse eher an Key Pieces, als an Trends und holten sich Insider aus der Branche zur Seite. „Wir fingen mit Hemden an, weil wir das Gefühl hatten, dass das Hemdblusenkleid nicht genug oder nicht modern interpretiert wurde“, sagt Kim. „Ich stellte mir vor, in einem Kaufhaus zu stehen und etwas Vertrautes wie ein Hemd zu erblicken, aber mit modernem Twist.“
Ihr großes Debüt fand bereits statt, bevor sie überhaupt eine Kollektion präsentiert hatten. Während Anproben für die Met Gala in den letzten Wochen bei Oscar de la Renta, sprach Garcia über das Label mit einer Gruppe von Stylisten, die ihm direkt helfen wollten. Und so kam es, dass Sarah Jessica Parker ein gestreiftes, monochromes Kleid, das Kim designte, trug. Seither haben sie alle großen Stars gekleidet (Cate Blanchett, Amal Clooney, Blake Lively, Selena Gomez & Co) und begeistern mit einem Mix aus edler Raffinesse und coolen, dekonstruierten Details. Dadurch lebt Garcia nicht nur seine Liebe zu Filmen aus, sondern Monse präsentiert sich nun weltweit einer ganzen Generation anspruchsvoller Frauen. „Viele Frauen können sich mit Schauspielerinnen identi-fizieren“, sagt Garcia. „Wenn sie diese dann in bestimmten Outfits sehen, werden sie noch realer. Es macht Spaß, das Label für Leute zugänglich zu machen, indem es von Frauen getragen wird, die sie selbst gerne sein wollen.“
„Wir stellen uns die „Monse-Frau“ als hart arbeitend vor und ohne den Luxus, den Frauen früher hatten: nach Hause zu gehen und das Outfit zu wechseln“, fährt er fort. „Also, muss der Look Vielseitigkeit, Komfort und Sex-Appeal versprechen und das den ganzen Tag.“ Deshalb probiert Kim jedes einzelne Outfit in jeder Phase an, um sicherzustellen, dass der Look wirklich funktioniert. Die Grundlage ihrer Designs sind stets Menswear-Essentials und das Duo gleicht „femininere“ Formen mit einem maskulinen Touch aus. „Ich war schon immer der Meinung, dass nichts so sexy ist, wie eine Frau in der Kleidung ihres Freundes“, sagt Garcia. „Vom ersten Tag an drehte sich bei uns alles immer um Herrenhemden und Herrenhosen. Wir bekommen sie von Secondhand-Läden und machen die Looks dann feminin: wir machen Monse sexy“, sagt er.
„Unsere Kleidung ist auch sehr bequem, bei Monse muss man nicht super dünn sein, um toll auszusehen
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Nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit haben sie ihre Partnerschaft perfektioniert. Sie schicken sich gegenseitig Bilder, die sie mögen, arbeiten getrennt voneinander, um dann wieder zusammenzukommen und Ideen auszutauschen und zu diskutieren – Kims toughe Art erdet dann Garcias romantische Tendenzen. Als sie letztes Jahr als Co-Creative Directors zu Oscar de la Renta zurückkehrten, fühlten sie sich von dem Balanceakt zwei Labels zu führen nicht überwältigt, sie bevorzugen es vielmehr.
„Wir haben die ersten beiden Monse-Kollektionen ohne einen Nebenjob entworfen und das gefiel mir gar nicht“, sagt Garcia. „Bei Oscar waren die Kollektionen so umfassend und dann haben wir plötzlich nur höchstens 50 Styles kreiert. Wir mussten uns auf jedes Detail konzentrieren, aber es sollte alles spontaner sein. Wenn du dich zu sehr auf etwas konzentrierst, dann überstrapazierst du es. Jetzt haben wir keine Zeit mehr, uns mit diesen Dingen zu beschäftigen. Wenn uns etwas nicht sofort begeistert, dann war es das.“
Sie haben es geschafft, sich eine Identität zu erarbeiten und einige ihrer Signature-Styles in ihr Label zu integrieren, denn hier haben sie die Möglichkeit, ihre Designs frei zu entwerfen. „Es gibt immer ein Element der Dekonstruktion, etwas, dass du lange Zeit in deinem Kleiderschrank hattest und dann neu interpretierst“, sagt Garcia. „Und wir lieben Streifen; eines unserer Essentials. Die Kleidung ist auch sehr bequem. Für unser Label muss man nicht super dünn sein, um toll auszusehen.“
Es gibt noch etwas, wofür sie de la Renta dankbar sein können. „Durch ihn habe ich Spaß an der Arbeit gefunden“, sagt Kim. „Ich komme aus Korea und unsere Kultur ist anders. Er war Dominikaner, immer glücklich, tanzte und sang ständig. Er zeigte mir, dass Spaß auch einen Platz im Büro hat, man die Gesellschaft der Kollegen genießt, anstatt nur zu arbeiten.“ Diese Freude spiegelt sich in der Kleidung wider.
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