Das Fashion-Exposé

Wie es wirklich ist, die Stars für die Oscars zu kleiden? Von Kate Young

Foto: Inez & Vinoodh.

Die Super-Stylistin erzählt uns, wie es ist, jemanden auf das größte Rote-Teppich-Ereignis des Jahres vorzubereiten und wie sie das Kleid wählte, das Margot Robbie letzte Nacht trug.

Mode

„ICH LIEBE MEINEN JOB SEHR. Ich liebe Kleidung und da spreche ich nicht von den Teilen, die im Regal als Schnäppchen liegen oder in Massen an den Kleiderstangen hängen. Ich beziehe mich auf handgefertigte Kleider, maßgeschneidert von Designern, die ihr Handwerk jahrelang trainierten. Es ist unglaublich, diese Kunstwerke berühren zu dürfen und sie im Kreationsprozess zu erleben. Die Hälfte der Kleider der Oscarzeremonie endet in einem Museum. Und es macht wirklich Spaß, mit den Stars zu arbeiten, die dann unsere Zeit verkörpern und sie in den Roben zu kleiden, die den Zeitgeist treffen. Hier trifft Mode auf Popkultur und diesen Part finde ich wirklich aufregend.“

„DIE OSCARS SIND AUSGELASSEN. Es ist das Ende, eine Feier. Ich habe nicht mitgezählt, aber ich denke, seit I, Tonya Premiere feierte, habe ich Margot für 20 Rote-Teppich-Events gekleidet und somit sind wir nun durch und durch auf einer Wellenlänge. Wir planen die gesamte Zeitspanne bis hin zur Preisverleihung von Anfang an und zum Schluss stand wirklich jeder Look auf dem Programm: Hosen, Anzüge, kurze und lange Kleider, glitzernde Roben und Print-Styles. Wir sprechen darüber, was funktioniert und was nicht und stellen sicher, dass Outfits nicht zu lieblich oder zu hart wirken und dass Margot immer noch wie sie selbst aussieht. Wenn die Oscarnacht dann bevorsteht, haben wir bereits viel experimentiert, sind gut darin und freuen uns auf das große Finale.“

„DAS PERFEKTE OSCAR-OUTFIT SOLLTE ETWAS SEIN, an das du dich erinnern wirst, ein Symbol unserer Zeit. Es ist die fantastischste aller Auszeichnungen und somit kann der Schmuck gerne etwas größer ausfallen und das Kleid extravaganter. Das trifft natürlich auch auf den Met Ball zu, aber die Oscars verkörpern dennoch eine gewisse Zeitlosigkeit. Wenn eine Schauspielerin gewinnt, werden der Moment und das Bild für immer weiterleben, die Robe wird Ballkleider und Hochzeitskleider inspirieren und so ein fester Bestandteil unserer Kultur sein.“

„WIR PLANEN DIE ABENDROBE BEREITS FRÜHZEITIG, im November oder Dezember. Es gab Jahre bei denen das Kleid für die Golden Globes meiner Meinung nach besser gelungen war als das für die Oscars, weil wir uns zu sehr den Kopf darüber zerbrochen haben. Also ist es mir wichtig, wenn ich alle Looks für die Rote-Teppich-Saison plane, dass wir wissen, welche Farbe und welche Form das Kleid haben soll, damit sie diesen Stil nicht schon früher trägt.“

„WIR WÄHLEN DEN DESIGNER NACH BAUCHGEFÜHL. Oft ist es der Designer, der mich in der Mode begeistert, ein Designer, mit dem ich bereits zusammengearbeitet habe und die kollaborative Beziehung wirklich positiv ist oder auch nur, dass sie ein Kleid anprobiert hat und es sich einfach großartig anfühlt. Ich möchte, dass es ein natürlicher Prozess ist. Das Styling von Stars hat auch eine sehr politische Seite, ein konkurrierendes Kräftemessen und ich denke nicht, dass das meine Stärke ist, so spiele ich das Spiel nicht. Ich mag es viel lieber, Dinge intuitiv anzugehen.“

„DER KONKURRENZKAMPF UM DAS ROTE-TEPPICH-STYLING IST RIESIG. Sobald die Nominierungen bekannt gegeben werden, fangen die Leute an, sich Exklusivitätsrechte zu sichern. So kommt es vor, dass selbst wenn ich gerne mit einem Designer arbeiten würde, es nicht möglich ist, da dieser bereits exklusiv zugestimmt hat, einen anderen Star zu kleiden. Als ich anfing, war dies nicht der Fall und um ehrlich zu sein, verstehe ich diese Exklusivrechte nicht wirklich, es wäre nichts, wonach ich jemals fragen würde. In dem Jahr, als Michelle Williams in dem besagten gelben Kleid von Vera Wang 2006 den Oscar gewann, trug auch Keira Knightley Vera Wang und das war irrelevant und machte keinen Unterschied. Designer können kleiden, wen auch immer sie sonst noch kleiden möchten – aber ich will das beste Kleid.“

„DAS KLEID PERFEKT ANZUPASSEN BRAUCHT SEINE ZEIT. Alle Oscar-Kleider sind maßgefertigt, bei einem Meeting besprechen wir den Stil und probieren einige Muster aus, die bereits existieren oder sehen uns Skizzierungen an und wählen Stoffe aus. Dann gibt es eine erste Anprobe und danach zwei oder drei Anpassungen des eigentlichen Kleides, damit wir Änderungen vornehmen können. Manchmal ist es einen Tag vor der Zeremonie fertig, manchmal nur eine Stunde, aber das macht nichts. Ich habe den Luxus, mit den besten Designern zusammenzuarbeiten, mit den besten Ateliers der Welt und wenn die Schneiderin von Givenchy aus Paris eingeflogen wird und das Kleid näht, mache ich mir keine Sorgen, dass es nicht passt, weil sie die Beste der Welt ist.“

„SIE VERLANGEN VON MIR, MEIN LIEBLINGSKLEID ZU WÄHLEN? Es ist, als müsste ich sagen, wer mein Lieblingskind ist oder so. Mein Lieblingsmoment des roten Teppichs ist der Verdienst von jemand anderem: Ich mag Martha Plimpton mit River Phoenix bei den Oscars 1989, es ist der beste Look aller Zeiten, so schick.“

Für die Oscars 2016 wählte Young eine Robe von Tom Ford für Margot Robbie.
Chanel war die erste Wahl für die Charles Finch/Chanel pre-BAFTA Party dieses Jahr.
Für die BAFTAs 2017 erstrahlte Margot Robbie in Givenchy Couture.
Für die europäische Premiere von I, Tonya entschieden sich Young und Robbie für Louis Vuitton.

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