Model-Porträt: Erika Linder

Meine Freundin arbeitet auch als Model. Wir werden oft gefragt, ob wir uns jobtechnisch als Konkurrenz sehen, aber stattdessen freuen wir uns einfach füreinander. Heather [Kemesky] und ich arbeiten in derselben Branche, weshalb davon ausgegangen wird, dass zwischen uns ständig Zickenkrieg herrscht. Das Gegenteil ist der Fall, wir sind beste Freundinnen. Ich bin glücklich, wenn sie Erfolg hat und umgekehrt. Besonders cool ist es, wenn wir gemeinsam verreisen können oder für die gleiche Kampagne gebucht werden. Wir teilen die gleichen Sorgen und Ängste.

Früher spielte Mode keine große Rolle. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich klein war, weshalb ich meine Kindheit abwechselnd in Stockholm und auf dem Land verbrachte. Ich war eine 8-jährige Einzelgängerin, die ihre Freizeit am liebsten im Wald verbrachte. Eine Model-Agentin hat mich auf einem Konzert entdeckt, damals war ich 14 Jahre alt. Sie versuchte einige Jahre, mich zu überzeugen, aber ich hatte kein Interesse an Modeln, High-Heels und Make-up. Zu der Zeit widmete ich mich lieber dem Fußball und der Gründung einer Band. Ich wollte ein Rockstar werden. Erst als ich an der Universität Sprachen studierte und mich in einer Findungsphase befand, probierte ich das Modeln aus.

Ich habe früher als männliches Model gearbeitet. Zu Beginn meiner Karriere dachte ich, als Male-Model müsse man keine Kleider und Make-up beziehungsweise unbequeme Sachen tragen. Das war 2011 und niemand verstand wirklich, warum ich diese Vorstellung hatte. Ich musste hart für meinen Erfolg arbeiten. Bei meinem ersten Fotoshooting schlüpfte ich in die Rolle des jungen Leonardo DiCaprio und legte so den Grundstein für alles, was danach kam. Umso erfreulicher war es, als ich kurz darauf einen Job für eine Beauty-Kampagne für Tom Fords Kosmetiklinie für Männer bekam.

Ich habe nie Schauspielunterricht genommen. Eine Produktionsfirma hatte meinen Agenten mit dem Drehbuch für meinen ersten Film Below Her Mouth kontaktiert. Ich wollte nie Schauspielerin werden, das war für mich dieses Klischee in Los Angeles. Mir war nicht bewusst, dass mir meine Bekanntheit als männliches Model dafür von Vorteil sein könnte. Als der Film dann beim Toronto International Film Festival gezeigt wurde, konnte ich es nicht glauben. Ich war auf all die Belastungen, die damit verbunden waren, nicht vorbereitet. In diesem Herbst erscheint meine Fernsehserie und ich fühle mich inzwischen weitaus reifer und besser vorbereitet auf das, was mir bevorsteht.

Mich inspirieren Menschen, die ihre Träume verwirklichen. Seitdem ich mit der Schauspielerei begonnen habe, gehören Tilda Swinton, Greta Garbo und Cate Blanchett zu meinen großen Vorbildern. Diese Frauen leben nach ihren eigenen Regeln. Außerdem haben sie die perfekte Balance zwischen kommerziellen Projekten und künstlerischen Darbietungen gefunden. Mein Ziel als Schauspielerin ist nicht, in einem Superhelden-Blockbuster mitzuspielen. Ich liebe Herausforderungen und mache gerne mal etwas, was sowohl mich als auch das Publikum auf die Probe stellt.

Ich sehne mich nach einem Abenteuer. Heather und ich planen bald einen exotischen Trip und überlegen, in die Karibik oder vielleicht nach Asien zu verreisen. Unser Leben verbringen wir meist zwischen New York und Los Angeles und wenn wir an der Westküste sind, fahren wir oft mit dem Auto ins Grüne oder mieten eine Hütte im Yellowstone-Nationalpark. Wir lieben es, dort reiten zu gehen. Momentan würden wir uns aber noch mehr über türkisblaues Wasser und Palmen freuen. Am besten werfen wir unsere Handys direkt ins Meer, sobald wir dort ankommen sind.