Incredible Women

Yara Shahidi über ihren 20. Geburtstag und die globale Gemeinschaft

Kleid von Celine. Ohrringe von Alighieri. Sonnenbrille Eigentum der Stylistin.

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von NET-A-PORTER spricht Yara Shahidi über die Bedeutung, zu Beginn des Millenniums geboren zu sein. Bezugnehmend auf die aktuellen globalen, politischen Geschehnisse teilt die Schauspielerin und Aktivistin, die ebenfalls in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feierte, ihre Gedanken zu Gleichberechtigung, Inklusivität und als Teil einer globalen Gemeinschaft inmitten einer Zeit des Umsturzes und Wandels zu leben

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„Vielleicht ist Heimat kein festgelegter Ort, sondern vielmehr ein Zustand“

James Baldwin, amerikanischer Schriftsteller und Dramatiker.

Mit Zuversicht nenne ich James Baldwin meine Inspirationsquelle und meinen geschichtlichen Mentor, und er beschreibt treffgenau, was ich selber nicht in Worte fassen kann. So simpel diese Empfindung auch klingen mag, als ich dieses Zitat zum ersten Mal las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es fühlt sich so an, als sei ich in eine Generation hineingeboren worden, die stets auf der Suche nach ihrer Heimat in dieser Welt ist.

Mein Geburtsjahr 2000 ist ein regelrechtes Paradox in sich selbst. Ich wurde in eine Welt hineingeboren, die einerseits mit dem Erbe bedeutsamer Errungenschaften vorgehender Generationen wie der Bürgerrechtsbewegung und den Stonewall-Aufständen gezeichnet ist, und gleichzeitig so voller endlos scheinenden Möglichkeiten zu sein. Ich bin stolz auf meine Wurzeln, und meine Rechte und Freiheiten als schwarze Frau mit iranischer Herkunft verdanke ich dieser globalen Gemeinschaft, die seit jeher für Gerechtigkeit gekämpft hat. Ich trage dieses Tattoo mit ’63 als Symbol für das Jahr, in dem sich die Menschen für diesen unerlässlich wichtigen Wandel und für eine fortschrittliche Zukunft stark gemacht haben.

Schwarzen Frauen wurde erst im Jahr 1965 das Wahlrecht erteilt, und ich habe meinen 18. Geburtstag und mein Recht, wählen zu gehen, dementsprechend zelebriert und gewürdigt. Dies wäre mir ohne all die Kämpfe in der Vergangenheit nicht ermöglicht geworden.

Das Jahr 2000 gilt zudem als ein Meilenstein hinsichtlich der allgegenwärtigen Technologie, die uns alle fortan tagtäglich und rund um die Uhr begleiten sollte. Meine Freunde und ich wuchsen in einer digitalisierten Welt auf, was sich ungemein positiv auf den Wandel ausgeübt hat, da wir so global miteinander vernetzt sind und uns ohne Hindernisse austauschen und kommunizieren können. Ganz egal, wo auf der Erde wir uns befinden.

Es fühlt sich an, als stünden wir an einer Kreuzung, die zu Fortschritt und zahlreichen Möglichkeiten führt und meine Generation marschiert Hand in Hand und mit Stolz erfüllt auf diesem Weg. Dann frage ich mich, weshalb ich im Alter von 20 Jahren auf dieser unermüdlichen Suche nach meiner Heimat sein kann…

Shahidi, im Alter von 8 Jahren, bei einem Besuch des Kidspace Children’s Museum in Kalifornien im Jahr 2008.

Ich wurde in diese Welt voller Smartphones hineingeboren, die den Rassismus eigentlich hinter sich gelassen hat – eine Welt geschwächt durch die Tatsache, dass unser gesellschaftliches Schicksal aufgrund unserer ethnischen Zugehörigkeit vorbestimmt ist – und eben diese Technologien, die uns verbunden haben, überwachen nun auch unsere schwarzen und braunen Gemeinschaften. Die aktuellen weltweiten Proteste gegen die Unterdrückung durch Regierungen und gegen Polizeiterror ermahnen uns alle, dass Hass und Diskriminierung selbst in dieser modernen Zeit, selbst im Jahr 2020, immer noch existieren.

Dieser Zwiespalt lässt mich und meine Generation stets in diesem seltsamen Zustand schweben, stets auf der Suche nach der wahren Heimat. Zwanzig zu werden hat mir dennoch geholfen, zu verstehen, dass selbst dies nichts Schlechtes ist. Während ich früher noch darunter gelitten habe, „heimatlos“ zu sein, empfinde ich es heute vielmehr als einen Funken Hoffnung.

Wir befinden uns inmitten eines Umbruchs, einer unumgänglichen Revolution, die mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist. Anstelle sich mit der jetzigen Welt einfach nur zufrieden zu geben, machen wir uns stark für eine neue Zukunft, die auf Zusammengehörigkeit und Gleichberechtigung basiert.

Der von Kimberlé Crenshaw im Jahr 1989 eingeführte Begriff der „Intersektionalität“ muss weiterhin Bestandteil unseres täglichen Lebens sein. Jeder erlebt dies auf eine andere Weise, ich erkenne es vor allem in den Werken der Künstler, Ingenieure, Unternehmer, zukünftigen Anwälte und aktuellen Freiheitskämpfern. Wir alle leisten unseren Beitrag im Sinne des Wandels und Umbruchs. Das Aufwachsen im Zeitalter der „Follower“ hat tatsächlich bewiesen, dass die Größe unserer wahrgenommenen Plattform keinen Einfluss auf das Potenzial unseres Handelns hat.

Wohin geht es nun, Generation Z? Ich habe keine Ahnung. Doch ich blicke zuversichtlich und mit Spannung in eine gemeinsame Zukunft und eine Welt, die sich wie Heimat anfühlt

Einen der ersten Grundsätze, den meine Eltern mir lehrten, war „Wohlstand lebt von einem steten Fluss und darf niemals stillstehen“. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie alt ich und mein Bruder waren, als sie es uns erklärt haben, aber es war eine feste Weisheit im Hause Shahidi. Dies bezieht sich nicht nur auf materielle Ressourcen wie Geld, sondern auch darauf, dass Zeit eine wertvolle Ressource ist, indem man einem anderen Menschen oder einer Gemeinschaft Unterstützung, Liebe und Fürsorge schenkt.

Wohin geht es nun, Generation Z? Ich habe keine Ahnung. Doch ich blicke zuversichtlich und mit Spannung in eine gemeinsame Zukunft und eine Welt, die sich wie Heimat anfühlt. Eine Welt, in der uns Differenzen vielmehr näher zueinander führen, anstelle uns auseinander zu treiben. Eine Heimat, in der Gleichberechtigung geehrt und gewürdigt wird, und in der wir füreinander da sind.

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