Die Powerfrau
mit
Sophie Turner

Man kann sich SOPHIE TURNERs Charme nur schwer entziehen. Die Schauspielerin aus Game of Thrones und X-Men: Apocalypse erobert das Rampenlicht. JENNIFER DICKINSON hat sie getroffen.
Immer häufiger verläuft Sophie Turners Leben auf der Überholspur, genauer gesagt, seitdem sie mit 13 Jahren die Rolle der Sansa Stark in der Kultserie Game of Thrones bekam. Einen Vorgeschmack auf das Leben eines A-Listers gab es bereits: berauschender Beifall für die bewegende Oscar-Rede von Schauspielfreundin Alicia Vikander, eigens für ein exklusives siebenminütiges Fotoshooting von London nach New York eingeflogen zu werden, ein Platz in der ersten Reihe bei Louis Vuittons H/W16-Show in Paris…
Turner genießt jede Minute.Auch als sie bei klirrender Kälte vor einem stattlichen englischen Anwesen luftige Kleidern modelt, während das Team von The EDIT in dicke Mäntel und Daunenjacken gehüllt ist, vergeht der 20-jährigen Schauspielerin nicht das Lächeln. Obwohl sich ihre Glieder langsam blau färben, ist sie mit Spaß beider Sache. Das sieht man gerne!
Nicht, dass dieser Lifestyle der Grund gewesen wäre, Schauspielerin zu werden. Alles begann im Alter von drei Jahren, als ihre Mutter einfach mal wieder etwas Zeit für sich haben wollte: „Sie wollte sich mal wieder mit Freunden treffen, um nicht durchzudrehen“, so Turner. „Also gingen meine Brüder James, 28, und Will, 26 zum Rugby und ich zur Theater-AG, weil ich extrem schüchtern war.“ Die Theatergruppe führte regelmäßig Stücke auf, anfänglich eine echte Herausforderung für Turner. „Ich habe vor Nervosität gezittert und mir beinahe in die Hose gemacht, bevor ich auf die Bühne musste. Aber ich blieb dabei, weil ich damit samstags einen guten Grund hatte, rauszugehen, zu fluchen und Jungs zu küssen. Die Schauspielerei bietet viele Freiheiten und keiner verurteilt einen.“
„Sansa Stark ist meine beste Freundin. Ich fühle mit ihr mit, weil sie für mich eine reale Person ist
Diese Schule zahlte sich aus, als Game of Thrones mit seinen bekanntermaßen schonungslosen Sex- und Gewaltszenen ins Bild kam. Da war Turner 13 Jahre alt und hatte noch nie von George R.R. Martins Kultromanen gehört. Hinter ihr lag nur ein – erfolgloses – Casting; dieses hier klang nach einer Stunde Spaß mit ihren Freundinnen. „Wir sind alle hingegangen und haben uns darüber lustig gemacht.“ Doch je weiter das Auswahlverfahren fortschritt, desto besessener wurde Turner von der Idee. „Ich habe meine Mutter jeden Abend vollgeheult: ,Wenn ich die Rolle nicht bekomme, gehe ich nicht wieder zurück in die Schule!’ Der Tag der Zusage war der beste Tag meines Lebens – bis heute.“
Auch heute kann sich Turner wie am ersten Tag für Sansa begeistern. Keine Spur von der Lustlosigkeit, die viele nach mehreren Jahren in der gleichen Rolle überfällt. „Sansa ist meine beste Freundin, meine bessere Hälfte“, so Turner. „Ich fühle mit ihr mit, weil sie für mich eine reale Person ist. David und Dan Benioff und Weiss, die Macher der Serie müssen sich ständig meine Fragen anhören: ,Was passiert mit ihr? Sagt’s mir!’ Ich denke häufiger über sie nach als über mich selbst. Manchmal verirre ich mich in ihren Charakter, als hätte ich eine Art Identitätskrise.“
Sophie Turner und Sansa Stark sind untrennbar miteinander verbunden. Sie sind zusammen aufgewachsen, die Filmcrew wurde zu einer Art Ersatzfamilie. Dank der Sexszenen blieb Turner und dem Rest der jungen Besetzung auch das Gespräch über Blümchen und Bienchen erspart. Sie hatten alles gesehen. „Es war brutal“, lacht sie. „Ich weiß noch, wie ich anfangs dachte: ,Oh Gott! Aber nach der ersten Staffel war ich abgehärtet.“
„Bisher hat sich bei Sansa alles ums Überleben gedreht, doch jetzt sehnt siesich nach Rache
Je länger die Buchfortsetzung auf sich warten lässt, umso gespannter dürfte die neue Staffel verfolgt werden. Ist es nervenaufreibend, nicht zu wissen, was Sansa erwartet, zumal im Laufe der Serie schon einige Hauptfiguren dran glauben mussten? „George hat David und Dan bestimmt das Wichtigste verraten, aber ob die neuen Szenen im Buch sein werden, weiß ich nicht“, so die Schauspielerin. „Die Handlung ist ein streng gehütetes Geheimnis. Eine Antwort aber darf sie preisgeben: „Alle fragen mich, ob Jon Schnee tot ist. Natürlich!“
Fernab der sieben Königslande glänzt Turner im aufgeplusterten X-Men-Kostüm als Superwoman Jean Grey, der Professor X beibringt, mit ihren Kräften und telepathischen Fähigkeiten umzugehen. Die Rolle ist Turners erste Blockbuster-Erfahrung, komplett mit Personal Trainer und weltberühmten Filmkollegen. Eine große Sache für eine Schauspie- lerin, die kein Geheimnis aus ihrem Crush für Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence macht. Zum Glück beruhte das auf Gegenseitigkeit. „Jennifer meinte: ,Wie toll, dass wir zusammen arbeiten können, ich liebe Game of Thrones!‘“, erzählt Turner leicht ungläubig. „Wir hatten viel Spaß zusammen, aber während wir am Wochenende feiern waren, ist sie von einem Set zum nächsten gejettet. Sie tat uns leid, es muss anstrengend gewesen sein.“
Als ihr die Rolle angeboten wurde, schrieb Turner Greys früherer Darstellerin Famke Janssen eine E-Mail. „Ich fände es furchtbar, wenn jemand anders Sansa spielen würde, deshalb kann ich Famke gut verstehen“, erklärt sie. „Sie spielte hervorragend. Ich schrieb ihr, dass ich hoffe, dem gerecht zu werden.“ Sie antwortete mir, dass sie die Ehre gerne an mich weiterreichen würde. Als ich das las, hatte ich Tränen in den Augen.“
Der Personal Trainer war ein weiterer Meilenstein. Turner gibt zu, das Fitnessprogramm für den Film habe ihr durch eine schwere Zeit geholfen. „Bevor ich meinen Trainer hatte, ging es mir nicht sehr gut. Ich war unzufrieden mit mir selbst und hatte ein schwieriges Verhältnis zu meinem Körper. So geht es wohl allen jungen Frauen, gerade wenn man in der Öffentlichkeit steht. Jeder meint, das Äußere kommentieren zu müssen… furchtbar! Als ich dann gezwungen wurde, Sport zu machen und mich gesund zu ernähren, ging es mir besser und ich hatte unendlich viel Energie. Ich war wie ein neuer Mensch.“
Ein weiteres neues Faible ist die Mode. Bei den letzten Preisauszeichnungen sahen wir sie in Chloé, Galvan London und Carolina Herrera; was für ein Unterschied zu ihrem ersten Auftritt auf dem roten Teppich. „Ich hatte das Kleid schon mal getragen, zur Schuldisko! Und geschminkt habe ich mich im Zug.“ Inzwischen lässt sie sich von der Stylistin Rebecca Corbin-Murray beraten, dabei geht es in bester Turner-Manier sehr entspannt zu. „Ich besuche Rebecca zu Hause,wir trinken Tee und Champagner, und dabei probiere ich ein Kleid nach dem anderen an.“
Zum Glück, denn es werden wohl noch viele weitere Auftritte auf den roten Teppich folgen. Wir werden dabei sein, wie könnte es auch anders sein.
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