Neue Horizonte
mit
Lily James

Mit ihren nächsten drei großen Filmauftritten wird LILY JAMES ihr Disney-Image endgültig abschmeißen. Hier modelt die britische Schauspielerin die modernen Karo-Essentials der neuen Saison und spricht über Mamma Mia!, ihre Familienplanung mit Matt Smith und warum sie mit Meryl Streep weinte. Von SARAH BAILEY
Was, wenn Lily James jede beliebige Rolle aus der Filmgeschichte spielen könnte? „Eine harte Frage“, sagt die Schauspielerin, die den meisten als Rose in Downtown Abbey und als Disney-Prinzessin in Cinderella bekannt sein dürfte. Sie rümpft die Nase, während sie angestrengt nachdenkt. „Ich habe gestern Abend Larry Flynt – Die nackte Wahrheit angeschaut“, meint sie und spielt damit auf die Filmbiographie aus den 90er-Jahren über den amerikanischen Pornomogul an, in der Woody Harrelson und Courtney Love als die Stripperin Althea Leasure zu sehen sind. „Courtney Love in dem Film“, flüstert sie. „Oh Gott. Unglaublich. Es wäre toll, so weit zu gehen, in so eine Szenerie und mit einem Regisseur und einer Gruppe von Menschen und dann einfach alles auszublenden. Das wäre cool.“
Es ist eine spannende Zeit für Lily James. Nach einem geschickt gewählten Intermezzo mit dunklerer, anstößigerer Thematik im letzten Jahr mit Baby Driver und einer herausragenden Rolle als Churchills Sekretärin in Die dunkelste Stunde, erobert die 29-Jährige jetzt mit drei frauenstarken Filmen als britisches Aushängeschild das internationale Filmparkett: die heiß ersehnte Verfilmung des Buches Deine Juliet, Little Woods – ein Indie-Film, kreiert von der 28-jährigen Regisseurin Nia DaCosta und gefördert von Sundance – und die Fortsetzung Mamma Mia!: Here We Go Again, ein sonniges Spektakel voller Gesang und Tanz, in dem Lily James Donna spielt (Meryl Streeps jüngere Version).
„In gewisser Weise hatte ich immer Vorbilder. Auch als ich jünger war. Ich habe Jungs immer vergöttert, aber ich war verliebt in Frauen“
Es ist der Tag nach den Oscars und James und ich treffen uns in einem unscheinbaren Café im Norden Londons, ganz in der Nähe ihres Hauses. Aufgrund ihres leicht zerzausten Looks aus Vintage-Jeans („von Austin“), einem übergroßen Mantel, dem karierten Schal von Burberry und einem lässigen Sweatshirt von einer Boutique um die Ecke, könnte sie als ein ganz normales, typisches nettes Londoner Mädchen durchgehen. Wenn da nicht dieses mega-strahlende Lächeln à la Julia Roberts wäre, das sie erst anknipst, als wir am Tisch sitzen und unseren Kaffee trinken. Nach Monaten der Dreharbeiten für Mamma Mia! („so intensiv, weil ich singen und tanzen musste…und ich manchmal dachte, dass ich es nicht schaffe!“), erholt sie sich nun. „Endlich wieder Freunde treffen, die ich schon so lange nicht mehr gesehen habe, und kein schlechtes Gewissen haben, wenn man jeden Tag Wein trinkt. Ich kann essen, was ich will, und muss nicht mehr ins Fitnessstudio gehen und kann einfach mal faul sein.“ Konkret heißt das, dass sie die Oscar-Verleihung im Bett verbrachte (tief schlafend) und als sie aufwachte, SMS von ihrem Freund, dem Schauspieler Matt Smith (derzeit in Los Angeles) vorfand, der begeistert über Gary Oldmans Gewinn für Die dunkelste Stunde berichtete. Seitdem guckt sie sich immer wieder Frances McDormands Rede an: „So, so oft, immer auf Wiederholung! Ich traf sie bei den BAFTAs und sie ist wirklich ein Rockstar. Sie ist einfach sie selbst!“
„Ich hatte einen wirklich schlechten Tag und Helena Bonham Carter sagte zu mir, ‚Ich habe einmal die Woche so einen Durchhänger. Das zeigt anderen, dass du auch nur ein Mensch bist. Man kann sehr schnell runtergezogen werden, wenn man zu viel darüber nachdenkt, wie andere einen wahrnehmen‘“
Sie selbst zu sein, ist etwas, mit dem sich James in letzter Zeit mehr und mehr beschäftigt. Sie verrät mir einen Tipp, den sie am Set von Cinderella bekam. „Ich hatte einen wirklich schlechten Tag. Ich flippte aus und Helena Bonham Carter sagte zu mir, ‚Oh Gott. Mach dir keine Sorgen. Ich habe einmal die Woche so einen Durchhänger. Das zeigt anderen, dass du auch nur ein Mensch bist. Denke dir einfach, dass du ruhig einmal alles falsch machen und auch enttäuscht sein kannst und dass Dinge falsch laufen.‘“ Es geht im Wesentlichen, meint sie, darum „ehrlich“ zu sein. Außerdem „kann man sehr schnell runtergezogen werden, wenn man zu viel darüber nachdenkt, wie andere einen wahrnehmen“, erklärt sie augenrollend. Sie betont damit ihre Hoffnung, dass die „Time’s Up“-Bewegung helfen wird, Schauspielerinnen von all den Vorurteilen und übertriebenen Gedanken zu befreien, die Karrieren erschweren. Passend dazu gibt sie zu, dass sie ursprünglich Deine Juliet absagen wollte, ein Film, der auf den Kanalinseln nach dem Zweiten Weltkrieg spielt. „Aber dann habe ich darüber nachgedacht und eigentlich ist es so selten, dass man Drehbücher findet, die voller Herzblut sind.“
Ich erzähle ihr, dass ich ihre Darstellung der eigensinnigen Autorin Juliet toll finde – draufgängerisch, nicht perfekt, frech und störrisch. „Ja, ich mag ihre Art auch, sie war wirklich sehr dickköpfig. Sie sollte eigentlich zufrieden sein, weil sie Geld verdient hat und ihre Kolumnen schreiben konnte und diesen gelackten Freund hatte. Aber sie lässt alles hinter sich, um herauszufinden, was es bedeutet die Kontrolle über ihr eigenes Leben zu haben.“ Der Film enthält eine Menge glorreicher weiblicher Persönlichkeiten, die allesamt von Leidenschaft und ihren edlen Prinzipien angetrieben werden. „Oh Gott, ja!“, stimmt James zu. „In gewisser Weise hatte ich immer Vorbilder. Auch als ich jünger war. Ich habe Jungs immer vergöttert, aber ich war verliebt in Frauen… und ich denke, das ist es, was Juliet findet… diese Art von Vorbild ist so wichtig für sie, um ihren eigenen Weg zu finden und zu beschreiten.“
Wenn wir schon über Vorbilder sprechen, führt kein Weg an ihrer Rolle der jungen Meryl in Mamma Mia! 2 vorbei. „Oh Gott. Furchterregend. Ich habe wirklich versucht, mich nicht so sehr auf die Meryl-Streep-Art zu fokussieren, sondern mehr auf die Donna-Sheridan-Art. Aber natürlich habe ich alle alten Filme von Meryl angeschaut, vor allem die, in denen sie jünger war. Ich liebte Grüße aus Hollywood – die Art und Weise, wie sie darin singt, ist verrückt und beherzt – und auch Der Tod steht ihr gut.“
Ihre erste Set-Begegnung mit Meryl Streep ist nicht weniger aufregend: „Sie sang dieses Lied in einer Kirche und es war sehr emotional. Ich saß draußen und wusste, dass ich sie gleich treffen würde. Und weinen würde. Ich dachte mir nur, ‚Reiß dich zusammen, Lily!‘ Es war zu viel!“ Sie lacht. „Aber sie war so cool. Wir mussten zusammen diese Tanzszene drehen und sie überließ mir das Rampenlicht, damit ich meinen Moment hatte.“
„Meryl Streep sang dieses Lied in einer Kirche und es war sehr emotional. Ich saß draußen und wusste, dass ich sie gleich treffen würde. Und weinen würde. Ich dachte mir nur, ‚Reiß dich zusammen, Lily!‘ Aber sie war so cool und überließ mir das Rampenlicht, damit ich meinen Moment hatte“
Ironischerweise – wenn man bedenkt, was für ein hartnäckiger und unumstößlicher Abba-Fan James ist – waren ihre Agenten eher zögerlich, als es um das Vorsprechen für die Rolle ging. „Ich sagte nur, ‚Seid Ihr verrückt! Ich kann es kaum abwarten. Ihr versteht mich doch gar nicht!‘“ Die Geschichte ihres Vorsprechens ist sehr süß. Wie es so sein sollte, gab es nur ein Wochenende, an dem James zum Casting gehen konnte, und genau dann fand auch noch das Glastonbury Festival statt, zu dem sie mit Smith gehen wollte. „Wir hatten einen richtigen Streit sie kann sich vor Lachen kaum halten.“ Am Ende holte Smith sie mit dem Auto nach dem Vorsprechen ab, „wir fuhren direkt nach Glastonbury und ich denke, ich hatte die Zusage schon an dem Wochenende, aber meine Agenten wussten, dass ich per Telefon gar nicht erreichbar war!“
Zufälligerweise war Smith einen Tag vor unserem Gespräch zu Gast in der legendären Interview-Show Desert Island Discs bei BBC Radio 4. Dort erzählte er eine Anekdote, dass das Paar einmal Arcade Fire auf einem Roadtrip getroffen und dann einen Umweg nach Kanada gemacht hatte, um mit der Band auf der Bühne zu stehen. „Wir trugen Wackeldackel übergroße Pappmaché-Kopfmasken!“, fügt James inbrünstig hinzu. „Das hat er vergessen zu erwähnen. Wir tanzten auf der Bühne mit Wackeldackeln und Arcade Fire. So cool.“
Smith teilte auch seine Gedanken zum Thema Vatersein und Kindern, er hofft, „viele“. „Kein Kommentar!“, lacht Lily mit gespielter Entrüstung. „Ja, viele unserer Freunde kriegen derzeit Kinder. Zwei meiner engsten Freundinnen haben gerade Babys bekommen und ich vergöttere sie – es ist wunderbar zu sehen, wie sie das Leben bereichern. Sie werden zum wichtigsten Teil deines Lebens und auf diese Veränderung freue ich mich.“
„Viele unserer Freunde bekommen derzeit Kinder. Sie werden zum wichtigsten Teil deines Lebens und auf diese Veränderung freue ich mich“
Wir würden ja normalerweise nicht so eine Frage stellen, aber wie es der Zufall will, haben eifrige Beobachter einen riesigen Diamantring an ihrem Finger während der BAFTA-Verleihung funkeln sehen. Werden die beiden also bald Mr und Mrs Smith? „Haha“ Ich bin nicht sehr abergläubisch in Sachen Ringe. Wahrscheinlich etwas blöd, aber ich trage einfach gerne Ringe an jedem Finger.“ Sie zeigt uns ihre Finger, die heute mit ganz verschiedenen Gold- und Diamantringen versehen sind. „Außerdem war das wirklich ein unglaublicher Ring. Einfach wow. Dieser Ring kostet eine Million Pfund…“
Unsere Zeit ist fast um, fragen wir also noch nach ihrem nächsten Coup. „Ich würde gerne eine Musikerin spielen. Janis Joplin wäre toll! Es gibt ein paar Gespräche um Dusty Springfield…“ Da kommt wieder ihr verschmitztes Lächeln zum Vorschein: „Ich würde mich gerne in einen Charakter verwandeln.“ Jetzt will ich es aber wissen… Lily James als Courtney Love? Matt Smith als Kurt Cobain? Kann das bitte jemand in die Realität umsetzen?
Deine Juliet erscheint am 9. August im Kino und wird ab dem 10. August auf Netflix verfügbar sein.
Im Gespräch
Dank ihrer Rolle in Mamma Mia 2 kennt sich Lily James in Sachen ABBA bestens aus. Im exklusiven Video enthüllt die Schauspielerin ihre liebsten Musical-Momente. Drücken Sie play und erfahren Sie mehr…
Die in diesem Artikel dargestellten Personen stehen nicht in Verbindung mit NET-A-PORTER und unterstützen weder die Inhalte noch die gezeigten Produkte.