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Eine wie Keine

mit

Zoe Saldana

Zoe Saldana über „wahre“ Männer und emanzipierte Frauen

Von Neytiri in Avatar bis hin zu Uhura in Star Trek – Schauspielerin ZOE SALDANAs größte Rollen sind überirdischer Natur. Im Shooting verkörpert sie ebenfalls eine außergewöhnliche Person – Prince – und spricht mit JENNIFER DICKINSON über „wahre“ Männer und emanzipierte Frauen

Foto Sebastian KimStyling Tracy Taylor
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„Ich kann einen Baum hinaufklettern und meine eigenen Mangos pflücken!“ Zoe Saldana ist eine einzigartige Frau. Ja, sie kann Bäume hinaufklettern, was bei ihrer Statur kaum erstaunt. Und ja, sie ist zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen der Welt avanciert und spielte in Blockbustern wie Avatar, Star Trek und Guardians of the Galaxy mit. Doch die 38-jährige Saldana begeistert nicht nur mit ihrem Äußeren, sondern fordert einen auch geistig heraus. Sie gehört zu denjenigen, die einen daran erinnern, wie schön es ist, dass es ehrliche Leute gibt, die direkt und interessiert sind. Und das ist leider seltener als man vermuten würde.

Außerdem besteht sie aus Gegensätzen. „Meine Familie macht sich über meine zwei Persönlichkeiten lustig. Die eine ist super angenehm und ruhig, die andere ist so pedantisch, dass alles immer perfekt sein muss.“

„Ich bin mit MTV aufgewachsen und dann MACHTE ich meine Hausaufgaben plötzlich bei KERZENLICHT

Saldana meint, dass ihre facettenreiche Persönlichkeit sowohl auf ihr Sternzeichen Zwilling als auch auf ihre Jugend zurückzuführen sei. Ihre Wurzeln sind dominikanisch, haitianisch, puerto-ricanisch und libanesisch geprägt. Zudem lebte sie mit ihren Schwestern Mariel und Cisely in New York bis ihr Vater starb –damals war sie zehn – und sie in die Dominikanische Republik zogen. „Ich bin mit Fast Food und MTV aufgewachsen und dann war ich plötzlich an einem Ort, wo der Strom für drei Stunden ausfällt und ich meine Hausaufgaben bei Kerzenlicht machen musste.“

Mantel von Preen by Thornton Bregazzi. Hemd von Ellery. Ohrringe von Eddie Borgo.
Blazer und Hose von Altuzarra. Hemd von Ellery. Pumps von Tabitha Simmons. Ringe (Dreierset) von Jennifer Fisher.
Hemd von Roberto Cavalli. Hose von Balmain. Ring von Anndra Neen.
Blazer, Weste und Hose von Dolce & Gabbana. Halsreif von Eddie Borgo. Armspange von Charlotte Chesnais.

Damit will sie sich nichtbeklagen, sondern zeigen, was sie als junge Frau alles erlebt hat. „Wir zogen in eine kleine Gemeinde, die von anderen Ansichten geprägt war. Latinos sind konservativ und machohaft. Und obwohl die Frauen das Oberhaupt der Familie sind, ist es trotzdem eine Männerwelt.“

Wie reagierte Saldana darauf? Indem sie ein Frauenvorbild wurde. Sie verbrachte sechs Monate mit Kampfsport, Bogenschießen und Reiten, um die körperlich anspruchsvolle Rolle des Aliens Neytiri in Avatar zu spielen. In ihrer Freizeit setzte sie sich für Frauenrechte ein, denn das Thema der weiblichen Benachteiligung in Hollywood liegt Saldana am Herzen. „Der Weg zur Gleichberechtigung fordert Einsatz! Ich will nicht idealisiert, sondern gleich bezahlt werden, denn für Medienauftritte kommt ihr doch eh wieder bei mir angekrochen!“

Auch mit dem Publikum rechnet sie ab, das nicht nur zuhören und nicken sollte. „Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, sondern auch beim Publikum selbst. Sie sind diejenigen, die die Tickets für alle diese von Männern produzierten Filme kaufen. Es gibt nämlich auch Filme, die von Regisseurinnen gedreht wurden und von Drehbuchautorinnen mit weiblichen Hauptrollen geschrieben wurden, doch es gibt einfach nicht genug Frauen, die sich diese Filme ansehen. Stattdessen gehen sie mit ihren Partnern ins Kino, um sich irgendeinen sch••• Film anzuschauen, der sie null interessiert!“

Saldana neigt sich nach vorne. „Frauen in höheren Positionen sollten ihre Macht nutzen, um anderen Frauen zu helfen. Ich habe mich daran gewöhnt, die einzige Frau im Raum zu sein. Denken Sie nur an The Losers, Star Trek und so weiter…

Es ist einsam! Männerorientierte Geschichten und Kriegsfilme interessieren mich nicht, einfach weil ich wissen will, wie es den Frauen dabei ergeht.“

Bluse und Hose von Chloé. Stiefel von Jil Sander.
Jacke von Alexander McQueen. Oberteil von Roberto Cavalli. Ring (Dreierset) von Jennifer Fisher.

Doch Saldana weiß ihr Glück zu schätzen. „Wenn unsere Freunde mit Arschlöchern ausgehen, dann macht uns das stinksauer“, sagt sie. „Aber wenn wir ein Juwel als Partner haben, dann nehmen wires als selbstverständlich hin. Ein wundervoller Mann ist definitiv sexier als ein „echter“ Mann! Männer sind monströse Kreaturen, die einen umhauen können. Aber ein richtig guter Mann an unserer Seite ist goldwert.“

Perego, so Saldana, reise ständig zu seiner Familie ans Set und dann wieder zurück in sein Studio in L.A. „Wir sind nie länger als eine Woche getrennt“, verrät sie. „Es kann gefährlich sein, zu viel Zeit ins Land ziehen zu lassen, denn wir sind Gewohnheitstiere. Auch wenn wir uns streiten, versuchen wir immer friedlich ins Bett zu gehen. Außerdem arbeiten wir so viel wie möglich von zu Hause aus. Liebe bedeutet viel Arbeit. Aber Arbeit, die man genießen sollte.“

Saldanas Arbeitsethos kann sich sehen lassen. Erst kürzlich beendete sie die Dreharbeiten für die Fortsetzung von Guardians of the Galaxy. Nebenher arbeitet sie an der Produktionsfirma Cinestar, die von Saldana und ihren Schwestern geführt wird und demnächst Gone Missing produzieren wird. Dabei handelt es sich um einen Dokumentarfilm, der das Thema der unzähligen vermissten und umgebrachten Frauen in Kanada beleuchtet. Zudem arbeitet Saldana mit der Crème de la Crème Hollywoods: James Cameron (Avatar), James Gunn (Guardians), Ben Affleck (nächstes Jahr in Live by Night) und J.J. Abrams (Star Trek). Es war Abrams, der sie eigens für die Rolle der Uhura auserwählte.

„Am Set von Avatar sagte James Cameron eines Tages zu mir, dass ich einen Überraschungsbesuch bekommen würde. Zu dieser Zeit war Avatar ein Mysterium und jeder renommierte Regisseur wollte uns am Set einen Besuch abstatten. So auch J.J. Abrams. Ich wusste damals nichts davon, doch scheinbar sprachen die beiden schon länger über mich.“

Abrams musste schlussendlich die Leitung von Star Treck abgeben, da sich die Dreharbeiten mit Star Wars: The Force Awakens überschnitten. „Wir vermissten ihn natürlich sehr“, so Saldana. „Aber wir freuten uns für ihn, dass er seinen Traum verwirklichen durfte. Und Justin Lin war ein fantastischer Ersatz!“

Zu einer weiteren Planänderung kam es, als Schauspieler Simon Pegg darum gebeten wurde, am Drehbuch mitzuwirken, während er zeitgleich die Rolle des Scotty spielte. „Meine Familie und ichsind schon seit Shaun of the Dead in ihn venarrt. Er schreibt toll und ist ein begabter Schauspieler. Wir waren gut aufgehoben mit ihm.“

Obwohl Saldana es begrüßt, hart zu arbeiten, musste sie ihren Lebensstil aufgrund der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, von der sie, ihre Mutter sowie ihre Schwestern betroffen sind, umstellen. „Mein Körper kann auf eigene Faust nicht alle Giftstoffe filtern und glaubt, es wäre eine Infektion, was zu einer Dauerent-zündung führt“, erklärt sie. „Die erzeugten Antikörper greifen meine Drüsen an, daher muss ich stets auf meine Ernährung achten.“

Heute ernähren sich Saldana und Perego glutenfrei und gänzlich ohne Milchprodukte. „In meinen 20ern lebte ich vollkommen unbeschwert. Dann sagte mir eines Tages mein Arzt, dass sich der Kalziumgehalt in meinen Knochen nach und nach verringern würde. Ich kannte das bereits von meiner Mutter und Großmutter, war aber davon überzeugt, dass es mir nicht so ergehen würde! Aber plötzlich ist man selbst an der Reihe. Ich übertreibe kein bisschen – es geschah über Nacht.“

„Ich habe GELERNT, dass ich mich für mein GLÜCK mit Menschen umgeben muss, die BESSER sind als ich

Kaum zu glauben, wenn man Saldanas durchtrainierten Körper so betrachtet. Diese Frau verkörpert etwas absolut Überirdisches, etwas, das an ihre Scifi-Filmfiguren erinnert. „Ich habe schon früh gelernt, dass ich mich mit inspirierenden Menschen umgeben muss“, erklärt sie. „Ich glaube nicht, dass ich zu streng mit mir selber bin – ich bin einfach nur ehrlich und tendiere dazu, mich etwas in meinem Umfeld zu verlieren. Außerdem bin ich eine Künstlerin und Idealistin. Daher orientiere ich mich gerne an Leuten, die besser sind als ich und die mich davor bewahren, oberflächlich zu werden.“ Eine Frau voller Überraschungen.

Cape von Roland Mouret. Bluse von Ellery. Hose von Solace London. Stiefel von Pierre Hardy. Kette von Maison Margiela.