Coverstory

Ein heller Stern

mit

Daisy Ridley

Der von den Fans lang ersehnte neunte und letzte Teil der „Star Wars“-Reihe steht in den Startlöchern und katapultiert die Hauptdarstellerin DAISY RIDLEY erneut in Hollywoods Rampenlicht. Die Rolle der entschlossenen und selbstbewussten Jedi-Meisterin Rey scheint der britischen Schauspielerin wie auf den Leib geschneidert. Im Gespräch mit CHRISTINE LENNON stellt sich schnell heraus, dass sowohl Ridley als auch Rey voller weiblicher Tatkraft stecken…

Foto Matthew SproutStyling Natasha Royt
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Daisy Ridley (27) trägt ein weißes T-Shirt unter einem lässigen Jumpsuit, als sie das Strandrestaurant in Santa Monica betritt. Ihre Haare hat sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie unterscheidet sich kaum von den anderen Touristen, die von der Promenade hereinkommen. Ihr Aussehen entspricht ihrem Charakter. Die britische Schauspielerin wurde dank ihrer Rolle als Rey in der Star Wars-Trilogie weltberühmt. Damals war sie 21 Jahre alt. Heute ist sie ein gefragter Hollywood-Star und nach wie vor beeindruckt von der Welt des Filmemachens. In diesem Monat geht der Kult um einen der größten Science-Fiction-Erfolge aller Zeiten zuende. Mit Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers läutet Filmproduzent JJ Abrams das Finale der Reihe ein.

„Ich habe das Gefühl, mit dem Film geht eine Ära zuende“, gibt sie zu. Es ist Freitagnachmittag und Ridley genießt einen Maiskolben, Pommes Frites und eine Margarita. Die Schauspielerin und ihre Filmfigur Rey haben eine direkte Ausdrucksweise gemein, jedoch ist Ridley weitaus witziger, kompromissloser und selbstironischer. Sie erkennt, dass Star Wars für sie nie wirklich vorbei sein wird. Wie Mark Hamill, Carrie Fisher und Harrison Ford vor ihr, wird sie die Geschichte ihrer Rolle für immer begleiten. Und wenn man sie für den Rest ihres Lebens mit etwas in Verbindung bringt, dann doch besser mit der ikonischen Jedi-Meisterin. „Ich habe ein gutes Gefühl dabei“, sagt sie. „Rey ist eine erstaunliche junge Frau. Die Menschen mögen starke, weibliche Charaktere, das hört man oft. Mehr noch ist sie eigenverantwortlich.“

„Man GLAUBT es mir nicht, aber ich wusste ABSOLUT nicht, worauf ich mich EINLASSE“

Obiges Bild: Blazer von Andersson Bell. Hemd von Tibi. Hose von The Row. Ohrringe und Ring von Alighieri. Kette von Laura Lombardi. Kette von Loren Stewart. Dieses Bild: Blazer und Hose von Petar Petrov. Bluse von we11done. Ohrringe von Alighieri. Kette von Loren Stewart. Tasche von Acne.

Nach sechs Jahren im Rampenlicht ist Ridley immer noch damit beschäftigt, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. „Neunzig Prozent der Zeit bin ich sehr dankbar“, sagt sie und gönnt sich nach einem langen Tag einen Schluck ihres Drinks. „Die restlichen zehn Prozent denke ich, wie beängstigend das Ganze ist.“ Ridley verreist oft mit ihrer Mutter, damit ihr der Ruhm nicht zu Kopf steigt. Wie alle stolzen Eltern macht sie auch Schnappschüsse mit ihrem Handy. Im Hotelzimmer angekommen, lässt Ridley den Tag dann Revue passieren, indem sie sich die Bilder von ihr am Film-Set oder als Gast in der US-amerikanischen Talkshow _The View_ansieht. „An manchen Tagen mache ich spät Feierabend und muss mich danach erstmal wieder sammeln“, sagt sie. „Am nächsten Tag geht es weiter. Dann treffe ich beispielsweise eine legendäre Schauspielerin, mit der ich in Zukunft zusammenarbeiten könnte. Ich versuche die Balance zu finden in einer Welt, die oft ziemlich surreal erscheint.“

Blazer und Hose von Sacai. Top von LVIR. Stiefel von Khaite. Ohrringe von Alighieri. Kette von Laura Lombardi. Kette von Loren Stewart.
Blazer von BITE Studios. Top von Vince. Ohrringe von Alighieri. Kette von Laura Lombardi. Kette von Loren Stewart. Tasche von Kassl Editions.

Vor ihrem Job als Schauspielerin arbeitete Ridley in einem Pub. Ihr Karriereaufstieg wurde in den Medien ausführlich dokumentiert. Sie ist eine von drei Töchtern des Fotografen Chris Ridley und der Bankierin Louise Fawkner-Corbett. Sie studierte Theater an der Tring Park School for the Performing Arts (mit Sitz in Hertfordshire, etwas mehr als eine Stunde außerhalb Londons), die Julie Andrews, Thandie Newton und Lily James zu ihren Alumni zählen. Zu Beginn hatte sie Schwierigkeiten, Rollen in TV-Serien zu bekommen. Abrams ist dafür bekannt, unbekannte Newcomer zum Weltruhm zu katapultieren (wie etwa Jennifer Garner in Alias). Er bot ihr die Rolle nach sieben Monaten Vorsprechen an. Es war ein unglaublicher Moment, der ihr Leben verändern sollte.

„Man glaubt es mir nicht, aber ich wusste absolut nicht, worauf ich mich einlasse“, sagt sie. „Ich wusste, wieviele Zuschauer der Film haben würde. Mehr Sorgen habe ich mir über die Dauer der Dreharbeiten gemacht. An Pressereisen habe ich gar nicht erst gedacht. Die ersten Fragen, die ich stellte, waren: Warum fahren wir nach Deutschland? Oder China? Später wurde daraus: Oh Gott! Geht es dir gut? Kümmern sie sich um dich? Die Antwort ist ja. Ridley und Abrams arbeiten Hand in Hand. Der Filmproduzent leitete die Schauspielerin mit einer fast väterlichen Besorgnis durch den zermürbenden Zeitplan der Dreharbeiten, die Postproduktion und Pressetermine.

Blazer und Hose von REMAIN Birger Christensen. Hemd von Peter Do. Ohrringe von Meadowlark. Ring von Alighieri.

„In den frühen ZWANZIGERN zu sein, fühlt sich ohnehin komisch an. Schließlich versucht man, sich selbst zu VERSTEHEN besser KENNZULERNEN“

Blazer und Hose von Petar Petrov. Bluse von we11done. Schuhe von A.W.A.K.E.. Ohrringe und Kette von Alighieri. Kette von Loren Stewart. Tasche von Acne.
Blazer und Hose von Gabriela Hearst. Top von Albus Lumen. Schuhe von SALONDEJU. Ohrringe, Kette und Ringe von Alighieri. Kette von Loren Stewart. Tasche von Khaite.

Rückblickend wird Ridley bewusst, wieviele Puzzleteile für ihren heutigen Erfolg zusammengefügt werden mussten. „Mir ist klar, dass kleine Veränderungen bereits einen großen Einfluss hätten haben können“, sagt sie. „Bei meinem ersten Vorsprechen trug ich meine Haare in französischen Zöpfen geflochten. Ich erinnere mich, wie Nina (Gold, die Casting-Direktorin) sagte: ‚Stell dir vor, du hättest dein Haar anders getragen. Was wäre dann passiert?‘ Wenn man darüber nachdenkt, ist es ziemlich absurd. In den frühen Zwanzigern zu sein, fühlt sich ohnehin komisch an. Schließlich versucht man, sich selbst besser kennenzulernen.“

Im Anschluss an das Ende der legendären Filmreihe gibt Ridley ihr wahres Ich zu erkennen, fernab von Lichtschwerten. Ihr Alltag zu Hause in London wird von Workouts mit ihrem Personal Trainer bestimmt. Aufgrund der körperlichen Herausforderungen ihrer Rolle wurde Sport für sie zu einer Notwendigkeit. Mittlerweile dient ihr das Training zur Entspannung. „Ich bin stolz darauf, den grünen Gürtel im Kickboxen erhalten zu haben“, sagt sie. „Ich habe den Leuten Bilder gezeigt und dachte, ich muss damit aufhören. Eine befreundete Visagistin sagte mir jedoch: ‚Hör nicht auf, die Bilder zu zeigen. Du hast dich angestrengt. Was sein muss, muss sein.“

Ridley hasst schlechte Autofahrer und verliert im Straßenverkehr schnell die Fassung. „Meine Freunde finden es witzig, mit mir im Auto zu sitzen“, sagt sie. Die Schauspielerin liest gerne, besonders Bücher von Elizabeth Gilbert, und sie mag es auch sehr, im Chor zu singen. Zusammen mit Anne Hathaway und Barbara Streisand nahm sie für das Streisand-Album Encore: Movie Partners Sing Broadway einen Song auf. „Barbara und JJ kennen sich und er erzählte mir, dass sie mich treffen wollte. Als ob, dachte ich“, erinnert sich Ridley. „Dann habe ich sie tatsächlich getroffen und dieses Lied aufgenommen. Als sie vor kurzem in London war, lud sie mich zu ihrer Show im Hyde Park ein und fragte, ob wir uns danach treffen wollten. Wieder konnte ich es nicht glauben. Schließlich ging ich hin und sie erinnerte sich an mich. Es war unglaublich.“

„Alles, worüber ich anfangs GERNE gesprochen habe, hat sich geändert. Die GRENZEN zwischen dem Privatleben und der Außenwelt beginnen sich zu VERSCHIEBEN“

Blazer und Hose von Sacai. Top von LVIR. Ohrringe und Ring von Alighieri. Kette von Laura Lombardi. Kette von Loren Stewart.
Blazer von BITE Studios. Top von Vince. Hose von Isabel Marant. Ohrringe von Alighieri. Halskette von Laura Lombardi. Halskette von Loren Stewart. Tasche von Kassl Editions.

Ridley ist Gerüchten zufolge mit dem britischen Schauspieler Tom Bateman verlobt. Das Paar hat sich am Set des von Kenneth Branagh inszenierten Films Mord im Orient-Express kennengelernt. Ansonsten hält sich Ridley bedeckt, was die Beziehung angeht. „Die Dinge, über die ich anfangs gerne gesprochen habe, haben sich geändert. Die Grenzen zwischen dem Privatleben und der Außenwelt beginnen sich zu verschieben.“

Es wird deutlich, dass Ridley auch ohne den Wirbel um Star Wars anspruchsvolle Fragen stellt und sich von Projekten mit ähnlichem Ethos angesprochen fühlt. Letztes Jahr spielte sie die Hauptrolle in Ophelia, eine innovative Neuinterpretation von William Shakespeares Drama Hamlet. Der aus weiblicher Perspektive erzählte Film mit Naomi Watts und Clive Owen unter der Regie von Claire McCarthy wurde von Kritikern gefeiert. „Etwa zwei Leute haben es gesehen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Es war ziemlich ernüchternd, aber man tut, was man kann. Wenn ein Film fertig ist, hat man es nicht mehr in der Hand.“

Blazer und Hose von REMAIN Birger Christensen. Hemd von Peter Do. Schuhe von SALONDEJU. Ohrringe von Meadowlark. Halskette von Loren Stewart. Kette und Ringe von Alighieri. Tasche von Khaite.

„Mir fällt es SCHWER, mit der plötzlichen AUFMERKSAMKEIT zurecht zu kommen. Aber ich werde immer BESSER“

Als nächstes spielt sie zusammen mit Tom Holland in einem von Doug Liman inszenierten dystopischen Thriller mit dem Titel Chaos Walking. Die Science-Fiction-Film basiert auf dem Buch The Knife of Never Letting Go von Patrick Ness. Wenn jemand sich in einen lebensverändernden Ansturm plötzlicher Medienaufmerksamkeit einfühlen kann, dann ist es Holland. Der Schauspieler wurde nahezu über Nacht zum Marvel-Superhelden. „Die Leute sind verrückt nach Tom, aber er kann gut damit umgehen“, sagt sie mitfühlend. „Meine Eltern hätten im Traum nicht daran gedacht, dass Star Wars meinen Durchbruch bedeuten würde. Aber beide halten mich für sehr mutig. Ich wusste nicht, worauf ich mich einlasse. Scheinbar weiß ich aber damit umzugehen.“

Als sie ihren Drink austrinkt und fragt, ob sie Mais zwischen den Zähnen hat, sitzen am Tisch hinter uns drei Kinder. Sie wirken aufgeregt über die Tatsache, eine ihrer Heldinnen aus nächster Nähe zu sehen. Für Ridley ist das nichts Neues. „Ich erinnere mich, dass ich bei der ersten Premiere aus der Toilette kam und die Leute mich anstarrten. Es war wirklich seltsam und ich habe es einfach nicht verstanden“, sagt sie. „Mir fällt es schwer, mit der plötzlichen Aufmerksamkeit zurecht zu kommen. Aber ich werde immer besser.“

Star Wars ist eine bleibende Erinnerung und beeindruckende Erfahrung für Ridley, die positiv in die Zukunft blickt. „Umso weiter ich mich von Rey entferne, desto mehr Menschen erkennen die Schauspielerin hinter dem Kostüm“, sagt sie. „Jetzt versuche ich mein eigenes Ding durchzuziehen.“

Jacke mit Gürtel, Oberteil und Hose von Peter Do. Ohrringe und Halskette von Alighieri. Halskette von Loren Stewart. Tasche von Kassl Editions.
Mantel von Vince. Hemd von Stella McCartney. Hose von Peter Do. Ohrringe von Meadowlark. Halskette von Loren Stewart. Halskette von Alighieri.