Einfach himmlisch
mit
Elle Fanning

Ihre engelsgleiche Schönheit kam in ihrer Rolle als treuherzige Disney-Prinzessin perfekt zur Geltung, aber jetzt gibt sich ELLE FANNING von ihrer wilden Seite. Hier erzählt sie MARK JACOBS von der Suche nach ihrer eigenen Stimme und wie sie lernte loszulassen.
Eines wird auf den ersten Blick sofort klar: Elle Fanning, die Schauspielerin, die sich vor allem als Disney-Prinzessin einen Namen gemacht hat und uns mit ihren verträumten Darstellungen auf der Leinwand entzückt, ist im wahrhaftigen Leben noch viel mitreißender als in ihren Filmen. „Ich weiß, dass ich sehr viel Energie habe“, gibt sie zu. „Man würde denken, dass ich für Rollen aufgrund meiner Persönlichkeit gewählt werde, aber mir macht es bei der Wahl meiner Rollen mehr Spaß, Charaktere zu spielen, die nicht so sind wie ich selbst.“
Wir sitzen in einem sonnendurchfluteten Hollywood-Café – Aroma Coffee and Tea – in Studio City, etwa zehn Minuten von Fannings Haus entfernt und sind umringt von zahlreichen Drehbüchern, die sich dort türmen. Die Schauspielerin trägt eine Nadelstreifenhose, ein verkürztes Top, das sie am Tag zuvor bei Urban Outfitters gekauft hat, mit Ketten verzierte Sandalen von Chanel, eine Handtasche von Miu Miu, ein iPhone in Rosenquarz und ein Haarband mit Muster von Liberty. In zwei Wochen steht ihr zwanzigster Geburtstag bevor und Fanning verkörpert wirklich alles, was man sich von einem Star erhoffen kann: Sie strahlt, ist aufmerksam, sofort sympathisch und versprüht eine angenehme Fröhlichkeit.
„Ich habe SEHR viel Energie. Man würde denken, dass ich für ROLLEN aufgrund meiner Persönlichkeit gewählt werde, aber mir macht es MEHR Spaß, Charaktere zu spielen, die nicht so sind wie ich selbst“
Es ist ein Jahr her, seitdem wir sie in Sofia Coppolas feministischem Filmdrama Die Verführten sahen, das zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges spielt. Seither hat sie immer noch nicht ihre Führerscheinprüfung abgelegt (ihre Mutter wird sie nach dem Interview abholen) und ihr selbst diagnostiziertes Temperament zügelt sie weiterhin mit Boxtraining („Mein linker Haken sitzt sehr gut“). Sie hatte auch noch nie einen Facebook-Account – ein seltener Segen angesichts der jüngsten Datenschutzprobleme – zeigt sich aber aktiver auf Instagram. Doch auch dieser sozialen Plattform, trat sie nicht vor ihrem 18. Lebensjahr bei. „Manchmal stresst es mich, meine Bilder zu betiteln, weil du in den Kommentaren so schnell beurteilt wirst“, gesteht sie, wenn sie daran denkt, sich an ihre zwei Millionen Follower zu wenden. Und es scheint so, als nähme die Welt immer mehr den Unterschied zu ihrer älteren Schwester Dakota wahr. „Ich werde schon seit einiger Zeit nicht mehr mit ihr verwechselt, was ziemlich cool ist, weil es vorher definitiv immer passiert ist“, sagt sie lachend.
In diesem Sommer wird sich Fanning ihre Rolle als Disneys Dornröschen in der Fortsetzung des märchenhaften Kassenschlagers Maleficent – Die dunkle Fee aus dem Jahr 2014 wiederfinden. Was hat sie sonst so in der Zwischenzeit gemacht? „Ehrlich gesagt habe ich viel im Modebereich mitgemischt“, gibt sie zu. Es ist ein vertrautes Terrain für Fanning, die bereits im Alter von 13 Jahren ihre erste Met Gala als Gast von Valentino besuchte und bei ihrer ersten Fashionshow von Chanel Couture in der Front-Row saß. Sie ist bekannt dafür, enge Beziehungen zu Designern wie Kate und Laura Mulleavy von Rodarte zu pflegen und selbst in den einfachsten Momenten, verzaubert sie immer noch mit ihren stylishen Looks. Ihr modisches Engagement umfasst ebenfalls ihr Laufsteg-Debüt für Miu Miu während der Pariser Herbstkollektionen-Shows, welches sie sowohl eröffnete als auch schloss. „Danach fühlte ich mich wirklich euphorisch“, erinnert sie sich. „Ich bin so froh, dass sie mich gefragt haben, die Show zu laufen! Ich war aber sehr, sehr nervös. Ich werde auch vor dem Dreh einer großen Szene schnell nervös. Ich mag das Gefühl kurz davor, wenn man sich selbst Angst macht und nur denkt: ‚Ich fühle mich unsicher in dieser Situation, aber ich lebe für die Herausforderung.‘“
„Die Leute denken vielleicht nicht, dass ich eine WILDE Seite habe. Bei Kinderdarstellern denken sie manchmal: ‚Ooh, eine BÖSE wilde Seite!‘Nein, das ist es nicht. Es bedeutet LEDIGLICH, dass man ein Teenager ist“
Diese Herausforderung kann die verschiedensten Formen annehmen. In ihrem neuesten Film How to Talk to Girls at Parties von John Cameron Mitchell – bekannt als Regisseur von Hedwig and the Angry Inch – spielt Fanning neben Nicole Kidman einen rebellischen Alien aus einer restriktiven Kolonie im Weltall. Sie trifft auf einen Querulanten aus der Vorstadt und begibt sich auf eine romantische Tour durch die Londoner Punkszene der späten 70er-Jahre. Selbstredend musste Fanning, die selbst wenig Zugang zu dieser Subkultur hatte, vor einem überfüllten Club eine Live-Punk-Nummer spielen. „Alle Statisten waren echte Punks aus Johns Freundeskreis. Das hat mich richtig eingeschüchtert“, lacht sie. „John wollte mich nur aus der Reserve locken. Er meinte: ‚Okay, spuck sie an!‘ Und ich dachte nur: ‚Oh mein Gott!‘ Aber am Ende haben wir uns buchstäblich gegenseitig angespuckt. Und als ich auf seine Freundin Donna sprang, meinte er nur: ‚Spring auf Donna und mach mit ihr rum! Mach mit so vielen Leuten in der Menge wie möglich rum!‘ Also dachte ich mir: ‚Okay! Alles, für John! Wann kann man sich schon einfach mal so richtig gehen lassen?‘ Ich dachte mir, ich werde es einfach machen… Die Leute denken vielleicht nicht von mir, dass ich diese Seite habe. Diese wilde Seite, aber es ist eine gesunde wilde Seite“, sagt sie. „Bei Kinderdarstellern denken die Leute manchmal: ‚Ooh, eine böse wilde Seite!‘Nein, das ist es nicht. Es bedeutet lediglich, ein Teenager zu sein.“
Regisseure schätzen Fanning genau für diese Art der Experimentierfähigkeit. „Ich denke, die Leute wissen, dass ich ziemlich abenteuerlustig bin“, sagt sie. „Natürlich suchst du dir die Rollen manchmal aus, aber der Horror-Thriller The Neon Demon von Nicholas Winding Refn über ein aufstrebendes Model und How to Talk to Girls, wurden mir zugeschickt. Wenn ich eine E-Mail von meinem Manager bekomme und ich dann lese ‚Ich weiß nicht, das hier ist ein bisschen seltsam und ein bisschen verrückt‘, dann habe ich das Drehbuch immer sofort gelesen.“
„Wenn ich noch zur SCHULE gehen würde, hätte ich Angst. Niemand hat es verdient, in seinem eigenen Klassenzimmer ANGST zu haben. Es ist jedoch großartig zu sehen, dass junge STIMMEN endlich Gehör bekommen“
Es macht Spaß zuzusehen, wie Fanning zwischen den Welten wandelt. Da trifft ihre liebenswerte jugendliche Unbekümmertheit, in der sie zum Beispiel keine Episode von Riverdale verpassen möchte, auf diese andere Seite, bei der sie im gleichen Atemzug erwähnt, wie gerne sie mit Regisseur Yorgos Lanthimos zusammenarbeiten würde, dessen bizarr subversives Drama Dogtooth zu ihren Lieblingsfilmen gehört. Sogar Maleficent – Die dunkle Fee, Fannings bislang einzige große Hollywood-Produktion, nimmt eine unerwartete Wendung und verwandelt den „Kuss der wahren Liebe“ des Märchens in eine Geschichte über die Liebe einer Mutter-Tochter-Beziehung und einer umkämpften Frau (Angelina Jolie), die ihren Peinigern den Krieg erklärt. „Der Film erschien vor den ganzen Ereignissen, über die gerade gesprochen wird“, erklärt Fanning und bezieht sich hier auf die „Time’s Up“-Bewegung. „Er war auf seltsame Weise seiner Zeit voraus.“ Sie fährt fort: „Die Protestmärsche der Frauen – The Women’s Marches – und die ganze Diskussion um Feminismus und all das, was gerade vor sich geht, ist sehr kraftvoll, besonders derzeit in der Branche. Es ist auch etwas ganz Besonderes, eine junge Frau zu sein und sich ein Beispiel an den älteren Frauen zu nehmen und zu ihnen aufschauen zu können – in Hollywood und auf der ganzen Welt. Es wird eine große Aufgabe sein, in diese Fußstapfen zu treten.“
„Ich bin in einem HAUSHALT aufgewachsen, in dem man LAUTER sein musste, wenn man gehört werden wollte. Ich denke, dass ich deswegen eine STÄRKERE Frau bin“
Wir diskutieren über Politik und wie es ist, sich als junger Mensch in der Öffentlichkeit zu bewegen und der damit verbundenen Verantwortung zu begegnen, was es heißt, oft aufgefordert zu werden, Stellung zu beziehen, und es scheint so, dass Fanning noch auf der Suche nach ihrem Platz ist und authentisch sein will. „Man merkt, wenn jemand eine Leidenschaft für etwas mit sich bringt oder wenn das nicht der Fall ist“, sagt sie. „Wenn du zu etwas Stellung nehmen willst, dann musst du deine Recherche machen und an das glauben, was du sagst. Sag es aber bitte nicht nur, weil es dir die Massen so vorreden.“ Sie spricht über Parkland: „Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was diese Schüler wohl durchmachen müssen. Wenn ich noch zur Schule gehen würde, hätte ich Angst. Niemand hat es verdient, in seinem eigenen Klassenzimmer Angst zu haben. Es ist jedoch großartig zu sehen, dass junge Stimmen endlich Gehör bekommen.“ Sie bewundere junge Leute wie Rowan Blanchard, die offen ihre Meinung sagen: „Sie ist so ein cooles junges Mädchen. Sie ist im Grunde in meinem Alter, aber sie ist im Inneren so eine alte Seele. Ich denke, es ist wichtig, dass es in der Unterhaltungsindustrie solche starken jungen Frauen gibt, zu denen wir aufschauen können.“
Ein Thema, über das sie, wie ein Großteil Hollywoods, in der Öffentlichkeit spricht, ist Woody Allen. Fanning spielt in seinem Film A Rainy Day in New York, der letztes Jahr gedreht wurde. Als ich sie angesichts der Missbrauchsvorwürfe, die kürzlich wieder ans Tageslicht kamen, nach Allen frage, antwortet Fanning zögernd und sagt, dass sie und ihr Co-Star Selena Gomez darüber gesprochen haben und dass sie keinerlei Absicht habe, durch den Film jemanden zu verletzen. Sie spende – gemeinsam mit ihrer Schwester Dakota –einen finanziellen Beitrag an eine entsprechende Wohltätigkeitsorganisation.
In einem weiteren, weniger kontroversen, bevorstehenden Projekt, dem historischen Drama Mary Shelley von der saudischen Regisseurin Haifaa al-Mansour, spielt Fanning die Autorin des Romans Frankenstein. Der Film beschreibt Mary Shelleys Jahre als junge Frau und wie sie zu dieser Zeit ihre Stimme fand. Es ist eine schöne Parallele. „Ich lebe zusammen mit meiner Großmutter und meiner Mutter und ich habe eine Schwester. Und die Schwester meiner Mutter hat ebenfalls eine Tochter. Da kommen Generationen von Frauen zusammen, die sehr leidenschaftlich und bestimmt auftreten und sich nicht davor scheuen, ihre Meinung zu äußern. Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, in dem man, wenn man seiner Stimme Gehör verschaffen wollte, lauter sein musste als alle anderen und ich denke, dass ich deswegen eine stärkere Frau bin“, sagt Fanning. „Natürlich bin ich immer noch auf der Suche nach mir selbst. Aber ich bin fast so weit.“
How to Talk to Girls at Parties erscheint am 11. Mai (GB); 18. Mai (US). Mary Shelley erscheint am 25. Mai (US); 6. Juli (GB).
Alle lieben Fanning
Elle Fanning schauspielert bereits seit ihrem zweiten Lebensjahr, aber was denkt sie wirklich, wenn sie sich selbst auf der Leinwand sieht? Und was geschah, als sie Beyoncé traf? Schauen Sie sich unser exklusives Video an, um es herauszufinden.
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