Screen Queens
mit
Ellen Pompeo, Emma Roberts, Gina Rodriguez & Gabrielle Union
Willkommen zu der jüngsten Ausgabe unserer Reihe „Women in Television“, die den unglaublichsten Frauen in der Entertainment-Branche Tribut zollt und sie dazu auffordert, die Probleme, denen Frauen im Fernsehen gestellt sind, zu diskutieren. Von Zahlungsgleichheit bis hin zu Meinungsfreiheit, dieses exklusive Interview sollten Sie sich nicht entgehen lassen …
ELLEN POMPEO
Als Pompeo enthüllte, dass sie ihr Gehalt für Grey’s Anatomy in Höhe von 20 Millionen US-Dollar neu verhandelt hatte, waren Frauen weltweit begeistert. Und obwohl sich unsere Einkommen deutlich unterscheiden, ist das Vorbild einer Frau, die ihren Wert kennt und erfolgreich dafür kämpft, eine Motivation für uns alle. Die Schauspielerin folgt ihrer Leidenschaft, Gleichberechtigung im Film und Fernsehen zu gewährleisten, und sie hat keine Angst davor, ihren Einfluss zu nutzen, um ihr Ziel zu erreichen.
Shonda Rhimes setzte neue Standards für Grey’s Anatomy. Shonda engagierte eine schwarze und eine asiatische Schauspielerin als Hauptdarstellerinnen in der Show – niemand hat das sonst gemacht. Aber ich glaube nicht, dass ihre Arbeit mit einer Show getan war. Dass Grey’s Anatomy so erfolgreich war und schon so lange auf Sendung ist, gab Shonda die Möglichkeit, Scandal zu produzieren und eine dunkelhäutige Frau an die Spitze einer Fernsehserie zu setzen. Grey’s Anatomy war also Teil eins und Scandal Teil zwei.
In Hollywood gibt es anständige Männer – einen mindestens. Als der Film Die Eiskönigin – Völlig unverfroren erschien, ging ich mit meiner Tochter ins Kino, um ihn mir anzusehen. Ich sah mich im Saal um und stellte fest, dass mehr als die Hälfte der anwesenden Kinder dunkelhäutig waren. Sie alle liebten den Film, aber es brach mir das Herz zu sehen, dass die Bilder auf der Leinwand nur die Hälfte von ihnen widerspiegelten. Aber leider gibt es nichts Anderes, was sie bewundern und bestaunen können. Das Erlebnis hat mich so mitgenommen, dass ich Bob [Iger, Manager und Chief Executive Officer von Disney, dem Mutterkonzern von Grey’s Anatomy], den ich bei einem zufälligen Treffen ein paar Wochen später traf, davon erzählte. Ich sagte: ‚Ich hoffe, Sie nehmen mir meine Offenheit nicht übel, aber als Mutter und Mensch ist es meine Pflicht, meine Gefühle auszudrücken.‘ Er versprach mir, dass er sich dessen bewusst sei und dass sich die Dinge ändern würden. Jeden Tag tue er alles in seiner Macht Stehende, um das zu ermöglichen. Und drei Jahre später kam Black Panther heraus. Als ich mir den Film anschaute, weinte ich bei jeder Szene. Es bedeutet mir so viel, und das nicht nur, weil meine Kinder schwarz sind, sondern weil mir klar wurde, dass Bob sein Wort gehalten hatte. Es gibt nicht viele Menschen in Machtpositionen, die sich dafür einsetzen, das Richtige zu tun.
Wenn ich jetzt auf den roten Teppich gehe, ist es so viel einfacher, weil ich mir keine großen Gedanken mache. Natürlich möchte man fantastisch aussehen und dass die Frisur und das Make-up sitzen, aber man hat in dem Alter einfach weniger Selbstbewusstsein. Ich bin 48 Jahre alt [Ellen feierte kurz nach unserem Shooting ihren 49. Geburtstag] und es macht mir nichts aus. Niemand sagt einem das über das Altern – man schert sich weniger um die kleinen Dinge und ist einfach nur glücklich, gesund zu sein und das zu tun, was man liebt.
Ich kämpfe jeden Tag. In dieser besonderen Phase meiner Karriere und meiner Show, die sich in der 15. Staffel befindet, mache ich andere Erfahrungen. Es gibt viele Gründe, warum Leute nicht für einen so langen Zeitraum an einer Serie arbeiten. Meine tägliche Herausforderung ist es, jede Szene so gut wie möglich zu machen. Was können wir am Drehbuch verbessern? Wie können wir das Schauspielern optimieren? Ich verspüre eine Menge Druck. In bestimmten Dingen fühle ich mich heute wohler, aber ich stehe weiterhin im Wettbewerb mit mir selbst. Es geht darum, dass die Qualität großartig und interessant bleibt, man sich kontinuierlich engagiert und weder selbstgefällig noch gelangweilt ist. Die Zuschauer müssen das spüren, sodass wir ihnen die Show bieten können, die sie für so viele Jahre geliebt haben.
Ich gehe ungern Risiken ein. Ich mache schon sehr lange den gleichen Job und bin auch sehr lange verheiratet [mit dem Musikproduzenten Chris Ivery, mit dem sie drei Kinder hat]. Ich gehe Risiken ein, die ich kalkulieren kann, und bei denen ich weiß, was ich tue. Ich laufe nicht blind in irgendwas hinein und frage dann um Rat. Ich weiß, was geschieht, worauf ich mich einstellen muss und wann der richtige Zeitpunkt ist. Dann gebe ich alles.
Die 16. Staffel von Grey’s Anatomy wird 2019 auf ABC ausgestrahlt.
„FRAUEN waren schon immer Multitasking-Talente. Zu glauben, dass wir das nicht auch an einem Hollywood-Set MACHEN können, um dort eine erfolgreiche Produktion zu LEITEN, ist irrsinnig. Wir sind nicht von gestern“
GABRIELLE UNION
GABRIELLE UNION
Nachdem sie in TV-Serien wie California High School und Sister, Sister zu sehen war, genoß Union mit Kinohits wie Girls United und 10 Dinge, die ich an Dir hasse ihren großen Durchbruch. Nach Being Mary Jane wird sie als nächstes im „Bad Boys“-Spin-off L.A.’s Finest an der Seite von Jessica Alba zu bestaunen sein. Ach ja – ganz nebenbei gründete sie außerdem ihre eigene, von Sony unterstützte Produktionsfirma
Die TV-Show, die mein Leben am meisten beeinflusst hat war das ursprüngliche Beverly Hills 90210. Als Vivica A. Fox in Brandon [Jason Priestly] verliebt war, war das das erste Mal, dass ich eine schwarze Frau wie mich gesehen habe, die im Mittelpunkt der Popkultur stand und Zuneigung erhielt. Es war unglaublich anzusehen und zu wissen, dass wir nicht immer ignoriert und ausradiert werden, sondern erwünscht sind. Es hat meine Sicht auf eine mögliche Zukunft komplett verändert.
Die beste Lektion, die mich das Fernsehen gelehrt hat war, dass man Absagen bekommen kann. Man kann sehr schnell von der Erfolgsleiter fallen.
Die derzeit beste Fernsehserie? Game of Thrones. Vom Drehbuch über die Regie bis hin zur Kinematografie und dem Unterhaltungswert, ich glaube nicht, dass es eine bessere Sendung gibt. Die Macher sind allen anderen einen Schritt voraus. Natürlich gibt es auch Probleme, wie die Vertretung von Schwarzen in der Sendung. Wenn man sich aber noch nie mit Drachen, Science-Fiction und mystischen Dingen beschäftigt hat, ist es wirklich ziemlich gut. Ich bin absolut fasziniert und mein Mann ebenso. Wir können die Fortsetzung kaum abwarten.
Eine TV-Serie über mein Leben hieße wie meine Produktionsfirma I'll Have Another. Für Menschen mit dunkler Hautfarbe in diesem Land ist diese [offensichtliche Diskriminierung] nichts Schockierendes oder Neuartiges. Es geht alles weiter wie gehabt. Wenn man jedoch noch nie so behandelt wurde, kann es sich sehr schockierend anfühlen. Für die meisten von uns ist es ganz normal: ‚Komm! Das Wasser ist warm, wir sind schon seit Jahrhunderten hier drin.‘ Also I’ll Have Another oder I’m Still Standing bedeutet, dass ich weiterkämpfe.
Welche Fernsehsendung brachte große Veränderungen für Schauspielerinnen? Ich weiß es nicht. Ich meine, für welche Schauspielerin [lacht]? Nicht jede „verändernde“ Show wirkt auf jede Person gleich. Es gibt eine Reihe von halbstündigen Comedy-Shows, die erfolgreich von Schwarzen geführt wurden. Fernsehsender verbreiten diese Shows mit schwarzen Charakteren und Frauen, um deren Sender aufzubauen, bis sie sie dann schließlich kategorisch canceln und stattdessen Teenager-Sendungen mit Weißen einfügen und sich ein neues Image verpassen. Das gleiche ist mit CW, UPN und Fox passiert. Selbst das, was transformativ sein sollte, lässt sich nicht auf jeden Akteur übertragen. Grey’s Anatomy war jahrelang die vielfältigste Serie. Dann fing man an zu sagen: ‚Oh, vielleicht hat das funktioniert?‘ Natürlich hat es das.
Das Beste an der Tätigkeit im Fernsehen ist, dass ich meine eigene Produktionsfirma habe; in der Lage zu sein, mehr Menschen Möglichkeiten zu bieten und bezahlt zu werden. Ich sage allen, mit denen wir zusammenarbeiten: ‚Mein Job ist es nicht nur, dich auf die Bildfläche zu bringen. Mein Job ist es, dich genauso wie alle anderen Newcomer zu bezahlen.‘ Manchmal jubeln wir, als wären wir schon am Ziel angekommen: ‚Da ist eine Schwarze!‘ oder ‚Da ist eine Asiatin!‘ Tatsächlich ist Awkwafina die erste Asiatin seit 18 Jahren, die Saturday Night Live präsentiert. Aber was ist ihre Gage? Wie viel wird ihr gezahlt? Wenn ich etwas verändern will, dann alles.
Am Set von L.A.’s Finest fühlte ich mich unglaublich bestärkt. Mit mir, Jess [Alba] und Pam Veasey als Verantwortliche – es ist fantastisch. Wir sind keine Aushängeschilder. Ich meine, Jess ist eine Multimillionärin, die während sie in der Maske sitzt, geschäftliche Anrufe entgegennimmt und ihr Baby stillt. Frauen waren schon immer Multitasking-Talente. Müssen wir wirklich noch darüber nachdenken, ob wir für eine erfolgreiche Produktion auch am Hollywood-Set effizient und effektiv arbeiten können? Ihr seid alle zu spät dran. Wir haben das schon immer gemacht. Wir sind nicht von gestern.
L.A.’s Finest wird 2019 auf Spectrum ausgestrahlt
EMMA ROBERTS
Roberts, der jüngste Nachkömmling einer Hollywood-Dynastie, übernahm die Hauptrolle im Teenager-Drama Scream Queens, bevor sie regelmäßig in Ryan Murphys Kult-Serie American Horror Story zu sehen war.
Als Kind war ich ein Fan von allen Serien auf Nickelodeon – Clarissa, Sabrina – Total verhext und vielen mehr. Ich erinnere mich, dass ich zu meiner Mutter gesagt habe: ‚Eines Tages will ich meine eigene Show auf Nickelodeon haben‘, und sie sagte: ‚Das ist ein toller Traum, an dem du festhalten solltest.‘ Mit 12 Jahren habe ich dann für eine Nickelodeon-Serie [Unfabulous] vorgesprochen und mein Kindheitstraum wurde wahr.
Wir leben gerade in einer Zeit, in der man eine Geschichte auf unterschiedliche Weise erzählen kann. Das finde ich momentan am aufregendsten am Fernsehen. Reality-Shows sind mein heimliches Vergnügen. The Real Housewives of Orange County und …of Beverley Hills zum Beispiel.
Die größte Wegbereiterin im TV ist Reese Witherspoon. Ich mochte sie schon als Kind für ihre Schauspielkunst. Aber in Big Little Lies hat sie wahre Stärke gezeigt. Es ist wirklich erstaunlich zu sehen, was jetzt möglich ist. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich in einer Show Regie führen, produzieren und schauspielern könnte, weil ich das zuvor noch nie gesehen hatte. Heute ist das möglich und das gibt mir das Selbstvertrauen für den Fortschritt meiner Karriere.
Wenn ich Madison aus American Horror Story in drei Worten beschreiben müsste, würde ich sagen, dass sie „missverstanden“ ist, wenn ich nett bin. Außerdem „Zickig“. Und „amüsant“! Es macht wirklich Spaß, einen Dialog zu führen, der so kompromisslos und intelligent ist. Ryan Murphy schreibt auf eine sehr spezifische Art und Weise für Frauen.
Von den Darstellern in American Horror Story würde ich Sarah Paulson um Rat fragen. Sie ist die klügste, coolste und lustigste Person, die ich kenne. Ich lasse mich auch in Modefragen von ihr beraten. Wenn ich sie sehe, sage ich: ‚Hör auf! Du bist einfach zu toll.‘ Man kann auch super mit ihr ausgehen. Sarah gehört definitiv dazu, aber am meisten Spaß haben kann man mit Gabourey [Sidibe].
Filmen würde ich gerne eine TV-Adaption von Educated von Tara Westover. Das ist eine Biografie und sie ist absolut atemberaubend. Ich würde mehr Titel nennen, aber ich behalte sie lieber für mich
Wie ich eine Fernsehsendung über mein Leben betiteln müsste? Lassen Sie mich meiner besten Freundin schreiben. Okay, Brit sagt, sie würde Meine kleinen Füße in der Badewanne, während ich Joan Didion lese [lacht] oder Ich hoffe, es ist okay, wenn ich dir für immer vorlese heißen.
Staffel 9 von American Horror Story wird 2019 ausgestrahlt
„Ich frage mich nur, wie viel TOLERANTER unsere Gesellschaft wäre, wenn es diese ganzen Stereotypen nicht GEBEN würde. Kunst schafft Toleranz. Sie kann heilend sein, wenn sie die REALITÄT widerspiegelt“
GINA RODRIGUEZ
GINA RODRIGUEZ
Rodriguez wurde 2014 dank ihrer Rolle in Jane the Virgin (derzeit läuft die letzte Staffel) ins Rampenlicht katapultiert. Im Jahr 2015 war sie die erste Schauspielerin des US-amerikanischen Senders CW, die mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Dieses Jahr legte sie das Geld für ihre Emmy-Kampagne beiseite, um damit die Studiengebühr einer illegal eingewanderten Latina zu bezahlen. Außerdem gründete sie ihre eigene Produktionsfirma I Can & I Will, um Personen lateinamerikanischer Abstammung in der Entertainment-Branche eine Stimme zu geben
Als Kind war meine Lieblingssendung Martin. Ich liebe Komödien und [Martin Lawrence] war damals revolutionär, weil es nicht viele Schwarze auf der Leinwand gab. Er lebte mit seiner Frau Gina in einer kleinen Wohnung… Es fühlte sich einfach sehr viel echter an als, sagen wir mal, Full House, was definitiv nicht meiner Erziehung entsprach.
Als in Amerika aufwachsende Latina hatte ich nicht den Eindruck, dass man uns auf dem Bildschirm ins positive Licht stellt. Wenn sich bestimmte Bilder in der Öffentlichkeit so oft wiederholen, vermittelt dir diese Repräsentation irgendwann ein sehr spezifisches Gefühl über dich selbst. Wenn man jemandem immer und immer wieder sagt, wie er ist, dann glaubt er es letztendlich auch. Ich frage mich nur, wie viel toleranter unsere Gesellschaft wäre, wenn Stereotypen, die sich über einen langen Zeitraum entwickelt haben, nicht existieren würden. Wenn Latinos nicht immer als Bösewichte oder Muslime als Terroristen dargestellt würden, hätten wir dann einen anderen Eindruck von ihnen? Vermutlich nicht. Ich glaube, Kunst schafft Toleranz. Es kann heilend sein, wenn sie die Realität widerspiegelt.
Ich bin mit Geldproblemen aufgewachsen. Wir mussten sehr schnell erwachsen werden. Als ich Kurzfilme oder Dinge für wenig Geld machte und kaum Miete zahlen konnte, sagte mein Vater zu mir: ‚Mach dir keine Sorgen um das, was du jetzt verdienst. Du wirst den Leuten beweisen, wie viel du wert bist!‘ Und ich dachte immer: ‚Weißt du, wie viel ich wert bin? Wurde mir das beigebracht?‘ Wenn ich heute die Möglichkeit bekomme, die Hauptrolle zu spielen oder einen Job für einen großen Film zu erhalten, kenne ich dann meinen Wert? Und weiß ich, wie ich danach fragen kann? Wie macht man das, wenn man es nicht gelernt hat?
Wenn ich Zeit habe, fernzusehen liebe ich die Serie It’s Always Sunny in Philadelphia. Es geht darin um wirklich schreckliche Menschen und sie erinnern einen daran, dass es in der Welt des Schrecklichen auch lustig sein kann. Ich habe angefangen, Vida zu schauen, was sehr cool ist. Ich bin auch wirklich stolz auf Tanya Saracho, die etwas Neues und Revolutionäres geschaffen hat. The Good Place macht mich im Moment so glücklich. Aber wenn ich einer Serie einen Preis verleihen könnte, dann wäre das Black Mirror. Wir sollten sie als Leitfaden für das verwenden, was wir in unserer Kultur nicht tun sollten.
Ich fühle mich extrem verstanden als Frau am Set. Sehr mächtig. Sehr respektiert. Wir sind eine von Frauen geführte Show – 70% Autorinnen, 70% Darstellerinnen, 70% Regisseurinnen. Deshalb sind in unserer Show oft Frauen in Führungspositionen zu sehen. Ich weiß, dass das nicht üblich ist und sehe es deshalb ganz und gar nicht als selbstverständlich an.
Eine TV-Serie über mein Leben hätte den Titel I'm Just Trying.
Staffel 5 von Jane the Virgin wird derzeit auf Netflix ausgestrahlt
DIE GROSSE TV-DEBATTE
Wie wird kommerzieller Erfolg gemessen? Warum sprechen Schauspielerinnen nicht darüber, wie viel sie verdienen? Und wie können wir unseren Status dazu nutzen, einandern zu unterstützen? Dies und vieles mehr erfahren Sie im Video …
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