Ein Brief über Schwesternschaft von Nicole Kidman

Im Jahr 2017, ein Jahr voller herausragender Auftritte, hat sich Nicole Kidman gegen Gender-Ungleichheit in Hollywood ausgesprochen und beim Cannes Film Festival im Mai versprochen, alle 18 Monate mit einer Regisseurin zusammenzuarbeiten, um so deren Vertretung in der Branche zu fördern, die gerade einmal bei dürftigen 4,2 Prozent liegt.Sie setzt damit ein beeindruckendes Zeichen von Unterstützung in einem Jahr, wo die Oscar-Gewinnerin bereits eine Reihe von hoch angesehenen Frauen-Geschichten – von Frauen für Frauen – in großem und kleinem Rahmen finanziert hat. Die 50-Jährige war mit anderen Schauspielerinnen (und Colin Farrell) in Die Verführten zu sehen, einer feministischen Neu-Erzählung von Sofia Coppola des Klassikers aus dem Bürgerkrieg von Don Siegel im Jahr 1971 sie spielte neben Elisabeth Moss und Gwendoline Christie in der mit Spannung erwarteten zweiten Staffel von Top of the Lake von Jane Campion; und hat eine erstaunliche, oft schmerzhaft anzusehende Darbietung als Celeste in Big Little Lies abgegeben. Diese Serie hat sie gemeinsam mit Reese Witherspoon produziert, basierend auf Erinnerungen und Erfahrungen ihrer zehnjährigen Zusammenarbeit mit der UN und Missbrauchsopfern.

Dieser Antrieb der Zusammenarbeit mit anderen Frauen – und unterstützenden Männern – um für Gleichheit und gegen Unterdrückung zu kämpfen, hat Kidman veranlasst, den folgenden Brief für PORTER zu schreiben. Er erinnert uns daran, dass die Antworten auf unsere Fragen in unserem Gegenüber liegen.

An meine 3,5 Milliarden starken und schönen Schwestern,

Die Auffassung, dass Frauen und Männer gleich sind, ist Teil meiner DNA. Ich bin von einer starken feministischen Mutter und einem unterstützenden Vater erzogen worden. Somit kam mir nie in den Sinn, dass ich als Mädchen benachteiligt sein könnte. Diese Überzeugung hat mir enorm bei meiner Karriere als Schauspielerin und Produzentin geholfen und meine Entscheidungen beeinflusst, oft starke, unabhängige Frauen darzustellen, die nicht den Erwartungen der Gesellschaft entsprachen. Es war meine treibende Kraft, um es in einer Branche zu schaffen, die immer noch überwiegend von Männern dominiert wird.

Meine feministischen Wurzeln haben mich auch zu UN Women geführt. In dieser Rolle habe ich gänzlich verstanden, welchen Hindernissen Frauen auf der ganzen Welt gegenüberstehen. Ich habe mich darauf konzentriert, Frauen, die Gewalt überlebt haben, meine Stimme zu leihen. Die Geschichten, die ich von ihnen gehört habe, haben mich erschüttert und für immer verändert. Insbesondere aufgrund der Leiden und Misshandlungen, die die Frauen, mit denen ich gesprochen habe, ausgesetzt waren und weil ich mir der verheerenden Tatsache bewusst bin, dass jede dritte Frau oder Mädchen weltweit Gewalt erfährt.

Jeder von uns wird auf kleine oder große Herausforderungen stoßen, die sich oft daraus ergeben, dass wir Frauen in einer noch immer ungleichen Welt sind. Es ist mir passiert; ich bin mir sicher, dass es auch dir passiert ist. In diesen Momenten denke ich gerne an diejenigen, die mich unterstützten, die mir auf die Beine halfen und mich ermutigten, an mich selbst zu glauben. Und ich denke an die inspirierende Solidarität, die ich während meiner Reisen für UN Women und meiner Treffen mit Gewaltopfern erlebte.

Für mich ist das wirklich zu einer Lebenslektion geworden. Mehr denn je ist mir nun bewusst, dass wir uns gegenseitig unterstützen und feiern müssen. Ich bin Teil eines weltweiten Netzwerks von 3,5 Milliarden Menschen – die Hälfte der Menschheit – die sich für die Rechte jedes einzelnen einsetzen, ein Leben frei von Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Gewalt zu führen. Stell dir vor: Wenn 3,5 Milliarden Schwestern und die vielen guten Männer, diesen Weg gemeinsam bestreiten, was könnten wir wohl nicht erreichen? Es ist ein Gedanke, den ich immer mit mir trage und dem ich versuche, gerecht zu werden. Begleitest du mich?

Nicole Kidman