Coverstory

Comedy Queen

mit

Zoey Deutch

Aufgewachsen an Filmsets und Hollywood-Größen als Eltern, doch Schauspielerin ZOEY DEUTCH ist sich stets treu geblieben und macht mit humorvollen Rollen wie in der Netflix-Serie The Politician und Zombieland 2 ihrem Ruf als Comedy-Queen alle Ehre. Im Gespräch mit CHRISTINE LENNON erklärt sie, was hinter ihrer Leidenschaft für Humor steckt und weshalb sie sich von Lästereien fern hält

Foto Katie McCurdyStyling Lilli Millhiser
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„Ein ausgeprägter Sinn für Humor zählte seit jeher zu den meist geschätzten Werten meiner Eltern“, sagt die 24-jährige Schauspielerin. Wir treffen Zoey Deutch zum Essen in ihrem jüdischen Lieblingsrestaurant im San Fernando Valley. Dort ist sie seit ihrem fünften Lebensjahr Stammgast. „Die Komplimente lauteten nicht: ‚Du bist hübsch‘, sondern ‚Du bist super witzig‘. Solchen Zuspruch zu bekommen, hat mich gestärkt und positiv beeinflusst.“

Mit ihren porzellanpuppenartigen Gesichtzügen und den welligen rotbraunen Haaren gleicht sie der idealen Besetzung einer Ingenue, sprich der jungen, unschuldigen Naiven aus entsprechenden Theaterrollen. Warmherzig und wortgewandt erzählt sie Anekdoten von ihren persönlichen Fehltritten und schnell wird klar, dass sie sich von klassischen Comedy-Schauspielerinnnen wie Sandra Bullock, Emma Stone oder ihrer Mutter Lea Thompson unterscheidet. Deutchs Karriere begann, als sie 15 Jahre alt war. Damals hatte sie eine Nebenrolle in der Serie Zack & Cody an Bord, eine US-amerikanische Sitcom der Walt Disney Company. Seitdem wirkte Deutch gleichermaßen als Hauptdarstellerin sowie Produzentin an alternativen Produktionen wie der Komödie Flower und der Dramedy Buffaloed mit. Auch wenn sie in der Presse mit ausschließlich positiven Kritiken überhäuft wirft, ist ihr der große Durchbruch mit Blockbuster-Rollen bislang nicht gelungen. Nicht, dass sie explizit daran gearbeitet hätte. „Ich bewundere Menschen, die klare Ziele oder eine Vision haben und diese auch verwirklichen“, sagt sie und zuckt dabei mit den Achseln, „aber bislang blieb der große Erfolg aus.“

Ihren eher ungewöhnlichen Karriereaufstieg setzt sie im kommenden Herbst fort, wenn sie als Nebendarstellerin an der Seite von Emma Stone, Jesse Eisenberg und Woody Harrelson in Zombieland 2 zu sehen ist. Außerdem spielt sie neben Jessica Lange und Gwyneth Paltrow in Ryan Murphys Netflix-Serie The Politician, wo sie ein mögliches Opfer des Münchhausen-Syndroms mimt. Drebuchautor und „Tony Award“-Gewinner Ben Platt, der seine Bekanntheit in Los Angeles ebenfalls über das Theater erlangte, erzählt mit einer guten Portion Humor von der gegenwärtigen politischen Lage in Amerika, aus der Sicht eines Überfliegers, der für die Studentenverwaltung seiner High School kandidiert. Deutch war von Anfang an vom Drehbuch begeistert. „Es war das beste Skript, das ich je gelesen hatte“, sagt sie. Im vergangenen Herbst flog sie deshalb nach New York, um dort für den Part der Infinity Jackson vorzusprechen. „Ich bin überrascht, wie viel Spaß mir Castings bereiten. Selbst wenn es nur bei einem Vorsprechen für eine Produktion von Ryan Murphy bleibt, lerne ich aus der Erfahrung.“ Letztlich bekam sie die Rolle der chronisch kranken Teenagerin. „Vier Monate lang musste ich eine Mütze tragen, um die Glatze meiner Serienfigur zu verbergen“, kichert sie. „Unabhängig davon, was das Publikum über Infinity denkt, habe ich sie immer als eine Überlebenskünstlerin betrachtet. Sie glaubt, was man ihr sagt. Sie tut, was nötig ist, um zu überleben.“

„Meine ersten SCHRITTE machte ich am Filmset und mein erstes Wort war „LIPPENSTIFT“ – damals im Make-up-Trailer meiner MUTTER“

Obiges Bild: Mantel von Brunello. Top (als Kleid getragen) von Rokh. boots, Gianvito Rossi; beret, Maison Michel; belt, Bottega Veneta; earrings, Jennifer Fisher. Dieses Bild: blouse, Etro; blazer, Rosetta Getty; jeans, Slvrlake; boots, Gianvito Rossi; belt, Balenciaga; earrings, Natasha Schweitzer.
Blazer von Adam Lippes.Bluse von Peter Pilotto. Rock von Zimmermann. Gürtel von Bottega Veneta. Stiefel von Gianvito Rossi. Tasche von Gucci. Ring (an der rechten Hand) von Sophie Buhai. Ohrringe von Jennifer Fisher.
Kleid von Oscar de la Renta. Ring (an der rechten Hand) von Meadowlark. Ohrringe von Jennifer Fisher.

Schon im Kindesalter wusste Deutch, dass sie Schauspielerin werden wollte. Wenn man die Hintergründe kennt, macht es durchaus Sinn: ihre Mutter Lea Thompson feierte in den 80er-Jahren in dem Filmklassiker Zurück in die Zukunft ihren großen Durchbruch und lernte ihren Ehemann und Regisseur Howard Deutch am Set von Ist sie nicht wunderbar? kennen. Ihren Vater bezeichnet die junge Schauspielerin als „die lustigste Person, die ich kenne“, er führte immerhin auch Regie bei Filmhits wie Pretty in Pink sowie beliebten Fernsehserien, darunter Empire und Jane the Virgin. Zoeys 28-jährige Schwester Madelyn komponierte im Jahr 2017 die Filmmusik für The Year of Spectacular Men, während der Vater Regie führte und Zoey darin eine Nebenrolle übernahm.

„Vor kurzem war ich zu Gast in der Talkshow The View“, erzählt Deutch. „Dort kam jemand auf mich zu und sagte: ‚Erinnerst du dich an mich? Ich habe an der Show deiner Mom gearbeitet.‘“ In den 90er-Jahren spielte Thompson fünf Jahre lang in der US-amerikanischen Sitcom Caroline in the City, die Dreharbeiten zur Serie begannen kurze Zeit nach der Zoeys Geburt. „Und ich antwortete: ‚Meine Mutter hat mich damals noch gestillt. Ich erinnere mich definitiv nicht an Sie. Aber es ist so schön, Sie kennenzulernen.‘ Meine ersten Schritte machte ich am Filmset und mein erstes gesprochenes Wort war „Lippenstift“ – damals im Make-up-Trailer meiner Mutter. Ich wollte schon immer auf die Bühne.“

„Es stimmt, dass ich in HOLLYWOOD groß geworden bin. Meine Eltern haben darin aber vielmehr einen JOB als einen Lebensstil gesehen. Ich kenne die SCHATTENSEITEN“

An Thanksgiving saßen Hollywood-Legenden wie Walter Matthau und Shirley MacLaine mit der Familie an einem Tisch. Deutch behauptet jedoch, dass ihr Leben weitaus weniger glamourös sei, als es klingen mag. Aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof in einem Vorort von Los Angeles. „Wir haben viele Tiere bei uns aufgenommen; Hühner, Pferde, Hunde“, erzählt sie. „Es stimmt, dass ich in Hollywood groß geworden bin. Meine Eltern haben darin aber vielmehr einen Job als einen Lebensstil gesehen. Ich kenne die Schattenseiten. Hollywood kann einen auffressen, zumal es keinen wirklichen Feierabend gibt, die Arbeit hört einfach nie auf.“

Man könnte meinen, dass die Prominenz ihrer Eltern ihr als Kind besondere Vorteile gebracht hätte. Deutch behauptet, das Gegenteil sei der Fall gewesen. Ihre Schulzeit war genauso mühsam und nervenaufreibend wie die anderer Kinder. Der Umgang mit Mobbing an der Schule hat zudem zu ihrer Fähigkeit zum Mitgefühl beigetragen. „Die Mittelschule war furchtbar, absolut schrecklich“, sagt sie. „Im Schulalltag waren Beleidigungen und Erniedrigungen die Norm, aber meistens wurde hinter meinem Rücken schlecht über mich geredet. Heute bringt es mein Beruf mit sich, dass alle tuscheln. Ich lasse mich selten davon beeinflussen und halte mich aus den Unterhaltungen über andere raus. Es interessiert. Ich schlichtweg nicht, was über mich gedacht und geredet wird – diesem Motto bleibe ich treu.“

Mit 14 Jahren wechselte Deutch an die Los Angeles County High School for the Arts, wo sie eine Klasse übersprang und ein Jahr früher ihren Abschluss machte. Zwar haben ihre Eltern ihren frühen Jobeinstieg nicht befürwortet, aber sie haben sie auch nicht davon abgehalten. „Meine Eltern waren dagegen, dass ich neben der High School arbeitete. Allerdings haben sie bemerkt, wie schlecht es mir ging. Sie wollten, dass ich Erfolg habe und glücklich bin“, sagt sie. Deutch sagt von sich, sie sei ein Gewohnheitsmensch: Sie fährt immer noch das erste Auto, das sie sich mit 16 Jahren gekauft hat und lebt in unmittelbarer Nähe zu ihrer Familie. Über die Begegnung mit Schulkameraden, die sie früher schlecht behandelt haben, sagt sie: „Wir tun so, als würden wir uns nicht kennen“, sagt sie. „Aber sie wissen Bescheid.“

Blazer und Hose von Givenchy. Top von Goldsign. Halsketten von Chloé und Bibi.

„Ich versuche mir selbst GRENZEN zu setzen, damit ich genug Zeit habe, mein LEBEN neben der ARBEIT zu genießen“

Trotz ihres geistreichen Humors und ihrer Leidenschaft für tiefsinnige Literatur ist sie sicher kein sogenanntes „Valley Girl“, dennoch wird sie dem sozioökonomischen Stereotyp mit ihrer Rolle als Madison in der Fortsetzung von Zombieland durchaus gerecht. „Sie ist nicht dumm; schließlich hat sie zehn Jahre lang in einem Pinkberry Frozen Yoghurt-Gefrierschrank verbracht und eine Zombie-Apokalype überlebt und sie sieht trotzdem großartig aus“, sagt Deutch begeistert. „Die Arbeit mit den Schauspielern am Set war eine wertvolle Lebenserfahrung. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht.“

Die große Herausforderung für Deutch besteht jetzt darin, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, zumal sie jahrelang ihre Schulferien ihrem Schauspieltraum geopfert hat. „Ich arbeite seit einem Jahrzehnt in der Branche und habe bislang nie daran gedacht, Urlaub zu nehmen“, sagt sie. „Dieses Jahr reiste ich nach Abschluss der Dreharbeiten für Zombieland nach Japan. Im Anschluss an The Politician flog ich mit meiner Schwester nach Ostafrika. Wir besuchten außerdem Ruanda, Uganda, Kenia und Tansania.“ Während ihrer Reise verbrachte sie Zeit mit einem Team von Naturfotografen und drehte ein Videotagebuch über den Klimawandel für die Netflix-Reihe Unser Planet. Gemeinsam mit Platt und einigen Kollegen von The Politician reist sie bald nach Brasilien. „Ich versuche mir selbst Grenzen zu setzen, damit ich genug Zeit habe, mein Leben neben der Arbeit zu genießen“, sagt sie. „Ich finde es ziemlich langweilig, wenn sich das ganze Leben nur noch um die Schauspielerei oder mich selbst dreht. Und ich weigere mich, dem zu beugen.“

Zombieland 2 erscheint am 18. Oktober. The Politician wird derzeit auf Netflix ausgestrahlt.

Kleid von Balenciaga. Ring (an der rechten Hand) von Meadowlark. Ohrringe von Natasha Schweitzer.
Faux Fur Mantel von Stella McCartney. Gürtel von Frame. Stiefel von Gianvito Rossi. Tasche von Gucci. Ohrringe von Jennifer Fisher. Sonnenbrille von Kaleos.

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