Das Beauty-Exposé

Ist die Beauty-Zukunft wasserfrei?

Der Wasserverbrauch steht im Fokus der Nachhaltigkeitsdebatte – und dem kann sich auch Beauty nicht entziehen

Beauty

Laut des Marktforschungsunternehmens Mintel wird Wasser im kommenden Jahrzehnt zum Luxusgut. Die Prognose mag dramatisch klingen, doch sie verdeutlicht, welche Eile angesichts der bevorstehenden globalen Krise aufgrund dieser schwindenden natürlichen Ressource geboten ist. Unternehmen müssen sich der frage stellen, wie abhängig sie von Wasser sind, und einige haben dies bereits getan: Unilever hat seine Wasserentnahme für die Produktion um über 40 Prozent gesenkt, und L’Oreal hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 jedes fertiggestellte Produkt mit 60 Prozent weniger Wasser zu produzieren. Doch nicht nur Firmen müssen ihre Abhängigkeit von Wasser unter die Lupe nehmen, auch die Bevölkerung ist gefragt. Denn während Wasser immer mehr zur Ware wird, sind die Auswirkungen der Wasserknappheit immer deutlicher zu spüren. Die Folge: An einer wasserbewussten Beauty-Routine wird in Zukunft wohl kein Weg vorbeiführen.

Unser Wasser, unsere Haut

Wir haben im vergangenen Jahrzehnt eine dramatische Verschlechterung der Trinkwasserqualität feststellen müssen. „Nicht nur ist der Kalkgehalt angestiegen, auch führen Bergbau- und Frackingarbeiten zum erhöhten Abfluss von metall- und mineralhaltigem Wasser“, so der New Yorker Dermatologe Dr. Dennis Gross. Wasser mit einem hohen Kalkgehalt wird auch als hartes Wasser bezeichnet; und es kann eine Reihe von Hautproblemen verursachen. „Bei hartem Wasser entsteht eine chemische Reaktion mit den natürlichen Hautfetten, dabei verändert sich die Konsistenz, was zu verstopften Poren und Akne führt. Auch werden freie Radikale freigesetzt, wodurch Kollagen abgebaut wird.“ Wenn Sie viel Wasser trinken und wasserhaltige Nahrungsmittel zu sich nehmen, hydrieren Sie den Körper von innen, aber äußerlich kann Wasser die Haut auch austrocknen. „Wasser allein ist kein Feuchtigkeitsspender für die Haut, weil es direkt verdunstet“, erklärt Dr. Heather D. Rogers, Hautchirurgin und Gründerin von Doctor Rogers. Die schützenden Lipide (oder natürlichen Fette) auf der Oberfläche der Haut sind eine Barriere gegen Wasserverlust. Ist die Haut aber zu lange Wasser ausgesetzt, oder ist das Wasser zu heiß, dann schwinden diese Fette und die Feuchtigkeit kann entkommen, so die New Yorker Dermatologin und Gründerin von 37 Actives, Dr. Macrene Alexiades.

Wasser und unsere Beauty-Produkte

Werfen Sie einen Blick auf die Etiketten Ihrer Beauty-Produkte und Sie werden feststellen, dass Wasser (hier „Aqua“) auf vielen Inhaltsstofflisten an erster Stelle steht. Damit macht es auch den Großteil aus – ein durchschnittliches wasserbasiertes Produkt besteht bis zu 70 Prozent aus Wasser. Oft aber dient das Wasser lediglich als Füllmittel, ohne wirkliche Substanz; ist es doch eine günstige Möglichkeit, mehr Volumen zu schaffen. Effektive wasserfreie Produkte gibt es heutzutage aber in vielen Formen; das können reinigende Balsame, feuchtigkeitsspendende Öle, Körperbutter, gepresste Seren und Trockenmasken sein, weiß Annee de Mamiel, Gründerin von De Mamiel. Einige Formeln profitieren sogar von weniger Wasser. „Ein gutes Gesichtsöl versorgt die Haut mit einer ausgewogenen Mischung aus Ceramiden, Cholesterol und essenziellen Fettsäuren. Zudem enthält es pflanzliche Polyphenole, die trockener Haut Feuchtigkeit spenden, die Schutzfunktion wiederherstellen und die Fettproduktion ins Gleichgewicht bringen“, fügt sie hinzu.

Beauty-Routine mit neuem Wasserbewusstsein

Während wir Wasser nicht komplett aus unserer Beauty-Routine streichen wollen – unsere Haut ist sowohl hydrophil als auch lipophil, sie benötigt Wasser – ist es wichtig, dass wir uns überlegen, wie wir die Bedürfnisse der Haut _und_der Umwelt erfüllen. Überlegen Sie sich als Erstes, was Sie von einem Produkt erwarten. „Wasserfreie Produkte sind großartig, um die Haut gezielt zu versorgen. Produkte auf Wasserbasis aber sind sinnvoll, wenn sie hydrophile Inhaltsstoffe wie Fruchtsäuren und wasserlösliche Vitamine enthalten“, erklärt Krysia Boinis, Mitgründer von Vapour Beauty. Gross rät weiterhin zu ausgewogenen Formeln mit zielgerichteten Inhaltsstoffen. „Um hartes Wasser auf der Haut zu neutralisieren, wählen Sie am besten Reinigungsprodukte mit Chelatoren, die Kalzium binden und verhindern, dass es zu einer Reaktion mit den Hautfetten kommt. Außerdem schützen die Antioxidantien vor freien Radikalen“, fügt er hinzu. Und natürlich ist es wichtig, dass Sie sich bewusst machen, wie viel Wasser Sie im Alltag verwenden, und dass selbst alltägliche Produkte wie ein pflegender Reinigungsbalsam und ein Anti-Aging-Gesichtsöl einen Wasserfußabdruck haben. Vielleicht sollten wir unsere Beauty-Routine einmal aus Sicht von Marie Kondo betrachten und insgesamt weniger Produkte verwenden. Denn wenn es um Wasser und Beauty-Produkte geht, ist weniger definitiv mehr.

BEAUTY DER ZUKUNFT

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