Incredible Women

Affinity-Gründerin Evelyn Atieno über die neue Generation an autoritären Führungskräften

Sie gründete nicht nur ihr eigenes Magazin im Alter von 16 Jahren und rief die #OpenYourPurse-Initiative zugunsten der „Black Lives Matter“-Bewegung ins Leben, EVELYN ATIENO verrät außerdem im Gespräch mit JESSICA GRAHAM, wie sie jungen Menschen eine Stimme und Kontrolle über sich selbst verleiht

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Evelyn Atieno.

„Eine meiner Überzeugungen lautet, dass jeder Mensch seinen ganz individuellen Lebensweg geht,“ verrät Evelyn Atieno, Chefredakteurin von Affinity. Das von und für Teenager geführte Social-Media-Magazin behandelt Themen der Popkultur, aktuelle Geschehnisse sowie soziale Gerechtigkeit und bietet jungen Menschen eine Plattform, eigene Texte zu veröffentlichen. Doch mehr noch: Atienos Ziel war es, Menschen, ganz unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität und sexueller Orientierung, eine Stimme zu geben.

„Viele Menschen fühlen sich von starken und unabhängigen Frauen eingeschüchtert, sogar bedroht,“ weiß sie. Ich habe mein eigenes Magazin als schwarze, junge Frau gegründet und musste dafür so einige Hürden überwinden. Da mir nicht allzu viele Mittel zur Verfügung standen, hielten mich alle für verrückt, doch mein Wille war unaufhaltsam, also zog ich es durch.“

Atieno zog im Kindesalter mit ihren Eltern von Kenia in die Vereinigten Staaten. Ihre Unzufriedenheit mit der bescheidenen und oftmals fragwürdigen Qualität der Medien, die Teenager konsumierten, nahm sie zum Anlass, mit 16 Jahren ihr eigenes Magazin ins Leben zu rufen. Heute ist sie 23 und neben ihrer Rolle als Chefredakteurin außerdem als Digital Strategist in Washington, D.C. tätig. Laut eigener Instagram-Bio präsentiert Affinity „die nächste Generation an Führungskräften und Denkern“ mit einer Leserschaft aus mehr als 178 Ländern.

„In Teeanger-Zeitschriften aus dem vergangenen Jahrzehnt sucht man vergebens Artikel zu LGBTQ+ oder mentaler Gesundheit. Alles spielt sich mehr oder weniger an der Oberfläche ab,“ kritisiert sie. Dann erschien Affinity und „schenkte jungen Menschen mit Themen rund um Politik und soziale Gerechtigkeit ein Stück Kontrolle über sich selbst“.

Auch in der heutigen Zeit hat Atienos Vision nicht an Bedeutung verloren. Mit Affinity schafft sie nicht nur eine wichtige Plattform für junge Menschen, sondern ebenso die Möglichkeit, sich aktiv über soziale Themen auszutauschen und Lösungen zu finden. Erst vor Kurzem hatte das Magazin gemeinsam mit Plan International USA eine digitale Diskussionsrunde während des Lockdowns organisiert, um darüber zu debattieren, wie sich die Schulschließungen anlässlich der Coronakrise auf Schüler auswirken.

Im Hinblick auf die Pandemie und die aktuellen Geschehnisse der „Black Lives Matter“-Proteste sei eine Rückkehr zum „normalen Leben, wie es einmal war“ gar nicht erst erstrebenswert. Vielmehr müsse unsere Zukunft komplett neu definiert werden. „Diese Zwangspause im Lockdown zu Hause hat uns Zeit zum Reflektieren gegeben; wir konnten uns die Welt um uns herum wirklich genau anschauen und die Dinge betrachten, die wir schätzen und in die wir unsere Energie stecken wollen,“ so Atieno. „In den sozialen Medien präsent zu sein, bedeutet mehr als nur Eitelkeit durch Aufmerksamkeit zu erlangen.“

„In Teeanger-Zeitschriften aus dem vergangenen Jahrzehnt sucht man vergebens Artikel zu LGBTQ+ oder mentaler Gesundheit. Alles spielt sich mehr oder weniger an der Oberfläche ab“

Die Statements und Verkündungen, die auf den sozialen Medien während der Pandemie sowie zu Beginn der „Black Lives Matter“-Bewegung gepostet wurden, erschienen der 23-Jährigen nicht wirkungsvoll genug. Aus diesem Grund startete sie die #OpenYourPurse-Initiative, um populäre Plattformen mit großer Reichweite zu Spendenaktionen für einen guten Zweck zu animieren.

„Die Idee dahinter war, zu beweisen, dass großen Worten auch Taten folgen und diese Teams wirklich daran arbeiten, ihr Image zu pflegen und weiter zu verbessern. Wenn wir uns diesen Plattformen nun wieder zuwenden, um zu verstehen, was in der Welt vor sich geht, muss es mehr als nur Statements geben,“ erklärt Atieno. „Wer nichts mit Tragweite zu sagen hat, sollte zumindest bereit sein, an die Organisationen zu spenden, die Aktivisten vor Ort unterstützen.“

Die sozialen Medien können in der Tat manchmal überwältigend wirken, dennoch sind sie zum stärksten und einflussreichsten Medium in Zeiten moderner Proteste avanciert. Die Initiative #OpenYourPurse führte schließlich dazu, dass Berühmtheiten sowie Musikgruppen wie Dvsn oder Queen Naija, Petitionen unterzeichneten und an Hilfsfonds wie dem GoFundMe für die Familie von Breonna Taylor spendeten. Ein Zeichen dafür, dass selbst in diesen unvorhersehbaren und noch nie dagewesenen Zeiten stets ein Funken Hoffnung existiert. Dieser Funken existiert vor allem in der digitalen Welt, in der Bildung, Aufklärung und Informationsvermittlung für eine breite Masse so zugänglich und wirkungsvoll ist wie nie zuvor.

Als Chefredakteurin und Aktivistin verkörpert Atieno sowohl eine empathische als auch teamorientierte Führungskraft. Auch wenn sie bereits mehrere Meilensteine erreicht hat, sieht sie sich immer noch am Anfang und gewillt, für ihre Herzensangelegenheiten leidenschaftlich zu kämpfen. „Dreh- und Angelpunkt der „Black Lives Matter“-Bewegung ist die Gleichberechtigung. Wir fordern Gerechtigkeit,“ sagt sie. „Um den Wandel voranzutreiben, muss sich die ganze Welt beteiligen. Was wir brauchen, sind faire Spielregeln und gleiche Konditionen für alle.“

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