Mut tut gut
mit
Tina Fey

Schauspielerin, Autorin, Produzentin, Comedy- Star und geistreiche Gegenspielerin von Alec Baldwin – TINA FEY hat viele Facetten und erzählt ANNABEL BROG, was sie im Leben gelernt hat.
EINE COPING-STRATEGIE HILFT UNGEMEIN „Mit 13 Jahren habe ich realisiert, dass ich mich auf mein Äußeres nicht verlassen kann, dafür sehe ich einfach zu normal aus. Witzig sein zu wollen – denn man weiß ja nie, ob die eigenen Witze wirklich lustig sind – ist eine Coping-Strategie, eine andere Art, sich beliebt zu machen. Aber wenn man mit 13 Jahren versucht, Jungs mit Witzen zu beeindrucken, kann das schnell nach hinten losgehen. Die bekommen es dann nämlich mit der Angst zu tun.“
KEINE ANGST VOR COOLEN MÄDCHEN „Ich habe Amy Poehler 1993 in Chicago kennengelernt, wo wir beide Improvisation studiert haben. Sie war das Cool Girl. Ich musste so viele Männer trösten, die unsterblich in sie verliebt waren. Es war eine Phase, die wohl jeder Improvisator in Chicago durchgemacht hat – ,Ich bin heimlich in Amy verliebt.‘ Amy ist sehr warmherzig, sie bereichert jedes Team. Am besten klappt es mit uns beiden, wenn wir wie bei Sisters oder bei der Moderation der Golden Globes nebeneinander unser eigenes Ding machen. Würden wir fünf Jahre lang in derselben Serie arbeiten, hieße es vielleicht irgendwann: ,Moment mal, wer ist hier der Boss?‘ Wir sind beide Alphatiere.“
IRGENDWER IST IMMER GERISSENER. VIELLEICHT JA SOGAR DAS EIGENE KIND „Meine Töchter Alice, zwölf, und Penelope, sechs finden mich extrem langweilig; ich nehme in der Familie den vierten Platz ein. Die Vierjährige konkurriert mit meinen Mann Komponist und Produzent Jeff Richmond um Platz eins.Sie hat schon jetzt mein Talent, jemanden anzusehen und direkt zu wissen, mit welcher schneidenden Bemerkung man ihn oder sie verletzen kann. Insgeheim verbuche ich das dann unter Intelligenz, aber man muss es kontrollieren können.“
„Amy Poehler war die Coole. Ich habe viele Männer trösten müssen, die in sie verliebt waren
„Meine Töchter finden mich extrem langweilig – ich nehme in der Familie Platz vier ein
VORSICHT VOR BRÜNETTEN FRAUEN „Alec Baldwin ist einfach genial. In den sieben Jahren mit ihm in der emmyprämierten Sitcom 30 Rock habe ich sehr viel gelernt. Er ist ein großartiger Schauspieler, aber hin und wieder lässt er am Set einen seiner herrlichen Old-School-Weisheiten los, wie: ,Pass auf, dass nie eine gutaussehende Brünette hinter dir durchs Bild läuft.‘ Mit seiner maskulinen Art kann er es mit Don Draper aus Mad Men aufnehmen. Wenn man lange mit jemandem zusammenarbeitet, entwickelt sich ein Vertrauen-verhältnis, aber bei uns sind es die Gegensätze, die sich anziehen.“
REALITY-TV IST EIN REALITÄTS-CHECK „Manchmal schaue ich mir diese Real Housewives-Serien an. Dann sage ich zu Alice: ,Lustig, was sich diese Frauen alles ins Gesicht klatschen, wie unnötig!‘ Das hält mich hoffentlich davon ab, selbst auf solche Ideen zu kommen.“
FIESE MÄDCHEN MACHEN MIR AUCH MIT 45 NOCH ANGST „Marlene war meine beste Freundin. Sie war in der High School Prom Queen, weil sie bei allen beliebt war – und hübsch, dabei war sie aber nie gemein. Ich schon, das gebe ich offen zu. Es war eine regelrechte Krankheit, die ich besiegen musste, eine Bewältigungsstrategie, wenn auch eine ziemlich schlechte. Aber wenn man sich minderwertig fühlt (wie wohl jeder in der Schulzeit), meint man, damit etwas ausgleichen zu könne, faire Voraussetzungen schaffen zu können. Natürlich ist das nicht der Fall. Wenn ich heute 14- oder 15-jährigen Mädchen begegne, die so gemein sind, dann habe ich auch heute, mit 45 Jahren, insgeheim noch Angst.“
„Ich war in der Schule gemein. Auch noch mit 45 Jahren habe ich Angst vor fiesen Mädchen wie mir
ELTERN SIND VORBILDER – UND FEHLER UNVERMEIDLICH „Ich versuche Alice und Penelope Geduld und Großzügigkeit vorzuleben. An der Geduld arbeite ich noch. Und sie sollen lernen, dass sich Job und Familie für Frauen nicht ausschließen müssen. Mein Mann und ich machen Witze darüber, dass wir ständig vor den Kindern über unsere Arbeit schimpfen. Bestimmt machen sich die Kinder später auf Staatskosten einen faulen Lenz. Als Alice noch klein war, habe ich sie einmal zum Set von 30 Rock mitgenommen. Ich wollte ihr zeigen, dass Ruhm das Belangloseste überhaupt ist, ein bloßes Nebenprodukt. Der Aufbau der Handlung, der Charaktere, des Sets – das sind die wirklich coolen Aspekte. Unsere Gesellschaft bringt Kinder dazu, grundlos berühmt sein zu wollen. Alles für ein paar Fans.“
RUHM MUSS MAN SICH VERDIENEN „Eine Zeitlang habe ich die Mädchen aus dem Rampenlicht herausgehalten, aber dann hat mir eine Schulpsychologin etwas sehr Hilfreiches gesagt: ,Sagen Sie Ihren Kindern, und das rate ich auch reichen Menschen: ,Ja, ich bin berühmt, aber das betrifft dich nicht.‘ Oder wenn es um Geld geht: ,Ja, wir haben viel Geld, aber dafür habe ich hart gearbeitet, es gehört mir. Eines Tages hast du vielleicht dein eigenes Geld …‘ Man kann versuchen, das Thema zu entmystifizieren, aber nicht so tun, als existiere es nicht.“
DIE KÖRPERBEHAARUNG BLEIBT, SOLANGE ES GEHT „Körperbehaarung ist ein leidiges Thema, das ich meist so lange verdränge, bis ich mich aus beruflichen Gründen von Kopf bis Fuß rasieren muss.“
LASSEN SIE WOHNTRÄUME WAHR WERDEN „Ich liebe meine Wohnung! Ich war immer ein Fan von Queer Eye und als wir eingezogen sind, wollte ich Thom Filicia Interior Designer der Serie anrufen, um unsere Wohnung einzurichten. Das war das einzige Mal, dass ich gesagt habe: ,Ich lebe meinen Traum‘. An einer Putzhilfe führte aber wirklich kein Weg vorbei. Dazu habe ich weder Zeit noch Lust.“
„Ich habe mehr Männer vor als hinter der Kamera geküsst. Vor meinem Mann gab es andere, aber nicht viele
WER DEN WITZ NICHT VERSTEHT, IST SELBST SCHULD „Ohne Internet lebt man länger. Nach einer Folge von Unbreakable Kimmy Schmidt ging es im Internet hoch her, es wurde behauptet, sie sei ,rassistisch‘ gewesen. Aber mein neuer Vorsatz ist, Witze nicht mehr zu erklären. Dahinter steckt so viel Arbeit, sie müssen für sich selbst sprechen. Ich entziehe mich dem Druck, für alles eine Entschuldigung parat haben zu müssen.“
FREUNDE SIND DAS A & O „Während der dreimonatigen Dreharbeiten für Sisters hat Amy Poehler ein Haus in Long Island gemietet. Es gab Pool-Partys und unsere Kinder haben zusammen gespielt – meine Kinder, Amys Söhne, Rachel Dratchs und Maya Rudolphs Kinder Autoren- und Show-Kollegen von Saturday Night Live . Das war großartig! Normalerweise sehen wir uns nur bei der Arbeit.“
MAN MUSS NICHT VIELE FRÖSCHE KÜSSEN „Inzwischen habe ich sicherlich mehr Männer vor als hinter der Kamera geküsst. Es gab andere vor Jeff, aber nicht viele. Er hat in den 90ern unsere Improvisationen live auf dem Klavier begleitet, ein Talent, das mich unglaublich beeindruckt. Das Erste, was ich zu ihm gesagt habe, war: ,Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aussiehst wie Anthony Hopkins?‘ Meine Freundin Marlene war auch da. Wir sind alle zusammen weggegangen und sie meinte: ,Dieser Jeff mag dich.‘ Als er uns später nach Hause gebracht hat – er war ja schon richtig erwachsen und hatte ein Auto – ist er mit der Hand durch seine dicken Locken gefahren und hat gewitzelt: ,Zu Hause kann ich dann endlich mein Toupet abnehmen.‘ Damit hat er mich zum Lachen gebracht!“
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