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Beauty-Einmaleins: So bekämpfen Sie Akne

In unserer Experten-Serie befragen wir weltweit führende Spezialisten zu wichtigen Beauty-Themen. Dr. Nick Lowe, Dermatologe und Clinical Professor am UCLA, spricht über die Ursachen und besten Therapien für ein weit verbreitetes Hautproblem: Spätakne. Lesen Sie, was Sie selbst dagegen tun können und wann Sie einen Hautarzt konsultieren sollten

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Ich hatte immer reine Haut, warum habe ich in meinen Dreißigern Probleme mit Akne?

„Viele Frauen nehmen schon seit dem Teenageralter die Pille. Wenn sie sie dann mit Ende 20 oder Mitte 30 absetzen, kommt es manchmal zu Akne, die Hormone in der Pille verhindern, dass die Akne nicht früher ausbricht. Die hormonelle Umstellung kann zu Hautveränderungen führen, vor allem auch, wenn der natürliche Östrogenspiegel in der Perimenopause (mit Mitte 30) zu sinken beginnt oder wenn Sie sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen. Spätakne ab 30 kommt häufiger vor, wenn die Person bereits im jugendlichen Alter Akne hatte, aber das ist nicht immer so.“

Wirkt sich mein Lebensstil auf die Haut aus?

„Absolut! Vor allem spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle bei Akne, weil die Kortisolausschüttung die Hormone beeinflusst. Aber es kann helfen, sich das bewusst zu machen und aktiv nach Möglichkeiten zur Stressreduzierung zu suchen, zum Beispiel durch Sport oder Meditation.“

Spielt die Ernährung eine Rolle?

„Der Verzicht auf Milchprodukte kann bei manchen Menschen helfen, außerdem belegen einige Studien, dass Milchschokolade Akne verschlimmern kann, was durchaus auf den hohen Milchanteil zurückzuführen sein kann. Generell hilft es, sich so gesund wie möglich zu ernähren und Lebensmittel mit hohem glykämischen Index zu reduzieren (die zur vermehrten Insulinausschüttung führen).“

Unterscheidet sich Spätakne von Akne bei Jugendlichen?

„Nur insoweit, als dass die Haut bei Spätakne weniger fettet und dass damit bei einigen Frauen (aber nicht bei Jugendlichen) vereinzelter einhergeht.“

Welche Behandlung ist am besten?

„Wichtig ist vor allem, dass sie nicht zu lange warten, bis Sie sich medizinischen Rat einholen. Die Akne soll sich nicht in der Haut festsetzen, weil sie dann schwieriger zu behandeln ist und möglicherweise mehr Narben hinterlasst. Jede Form von Akne kann erfolgreich behandelt werden, wenn Sie sich rechtzeitig in professionelle Behandlung begeben. Häufig kommt dabei eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsmethoden zum Einsatz. Wenn die Behandlung frühzeitig beginnt, kombiniere ich oft eine kurze Antibiotikatherapie mit topischen Behandlungen. Auch rotes und blaues LED-Licht kann helfen. Das blaue Licht killt die Akne-Bakterien, das Rotlicht wirkt entzündungshemmend. Wir verwenden spezielle Akne-Peelings und moderne IPL-Geräte. Die IPL-Behandlung mit hochintensiven Lichtimpulsen wird oft zur Haarentfernung und bei Hautpigmentierung eingesetzt, inzwischen verfügen die Geräte jedoch auch über bestimmte Filter, die die Akne-Bakterien angreifen und Entzündungen reduzieren. Dermatologen sollten verschiedene Behandlungsmethoden anbieten können. Wenden Sie sich daher so schnell es geht an einen Spezialisten, wenn Sie sehen, dass sich Ihre Haut verändert.“

Ist eine medikamentöse Behandlung notwendig?

„Ich verschreibe häufig die kurze Einnahme eines Antibiotikums, aber ein Medikament, das viele Dermatologen, vor allem in den USA, wiederentdeckt haben, ist Spironolacton. Es ist eigentlich ein Diuretikum, das den zusätzlichen Vorteil hat, dass es die Wirkung von Androgenen (männlichen Hormonen) blockiert. Damit hat es einen Effekt auf die Talgdrüsen und Haarfollikel, aber mit geringeren Nebenwirkungen. Wir führen immer erst eine medizinische Untersuchung durch, bestätigt von Langzeitstudien, dann kann es über Jahre hinweg eingenommen werden. Nicht einnehmen sollten Sie das Medikament, wenn Sie schwanger werden wollen oder bereits schwanger sind.“

Was kann ich selbst gegen Akne tun?

„Gehen Sie behutsam vor. Akne lässt sich nicht wegrubbeln oder mit Peelings beseitigen. Häufig wird mit der Haut zu grob umgegangen, was zu Narbenbildung und Pigmentierung führen kann. Stellen Sie sich besser vor, Sie hätten die zarteste und empfindlichste Haut überhaupt. Einige rezeptfrei erhältliche Mittel mit Benzoylperoxid können die Haut austrocknen und irritieren, stattdessen rate ich zu sanften Peelings mit Salicylsäure, die bei Akne-Ausbrüchen besser ist als Glycolsäure. Nicotinamid (ein Vitamin B3) wird oft eingesetzt, weil es entzündungshemmend wirkt, die Hautbarriere wiederherstellt und dafür sorgt, dass die Haut auf der Oberfläche weniger fettet. Auch Azelainsäure und Zink können helfen, vor allem, wenn sie in Kombination mit Nicotinamiden verabreicht werden, statt nur alleine. Eukalyptusöl ist hervorragend, weil es ein nichtantibiotischer Wirkstoff gegen Akne ist. Außerdem gilt: Reinigen Sie Ihre Haut nicht zu viel. Es ist nicht belegt, dass Hygiene, egal ob gut oder schlecht, mit Akne in Verbindung steht. Die Ursache ist hormonell bedingt.“

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