Die Kunst des Stils
Künstler, Autoren, Sammler und Kuratoren: Es ist nicht verwunderlich, dass die einflussreichsten Kunst-Koryphäen einen Blick für schöne Dinge haben. Ihre visuelle Expertise erstreckt sich auch auf ihre Garderobe, weshalb sechs der führenden Brancheninsider jetzt ihr einzigartiges Stilgeheimnis für Sie enthüllen
GEORGIA SPRAY
Gründerin und Kreativdirektorin von Partnership Editions, einer Plattform für aufstrebende Künstler
Eklektische Kunst begeistert mich, aber meinen persönlichen Stil würde ich als ziemlich minimalistisch beschreiben. Ich bin jeden Tag von farbenfroher Kunst und Mustern umgeben, weshalb ich neutrale Kleidung bevorzuge. Im Grunde genommen überlasse ich der Kunst das Reden. Gleichzeitig liebe ich Modedesigner, deren Kreationen von Kunst inspiriert sind, wie Rejina Pyo. Ihre Entwürfe sind kunsthistorisch verwurzelt, aber dennoch sehr tragbar, clean und fast skulptural. Mir gefallen auch funktionale Labels wie L.F. Markey und Acne Studios, deren Looks sich vielseitig stylen lassen. Die dänische Designerin Stine Goya ist meine Favoriten, wenn ich doch mal einen Farbtupfer in meiner Garderobe brauche. Ich verzichte komplett auf Styling-Regeln. Der Großteil meines Kleiderschranks besteht ohnehin aus Klassikern, die man einfach miteinander kombinieren kann. Außerdem ist alles nach Farben sortiert, damit es schneller geht. Mein Abendoutfit unterscheid sich kaum von meinem Alltagslook. Wenn ich zu einer Ausstellungseröffnung oder einem Event eingeladen bin, verlasse ich das Studio rechtzeitig, um mich vorher umzuziehen. Statement-Ohrringe, Stiefel aus Lackleder und ein Hauch von Lippenstift sorgen für ein abendfeines Update. @partnershipeditions
SABINE MARCELIS
Industrie-, Interior- und Produktdesignerin sowie Raumgestalterin, die mit Modelabels wie Céline und Isabel Marant zusammengearbeitet hat
Man sieht sowohl an meiner Garderobe als auch an meiner Arbeit, dass mich interessante Materialien und schlichte Formen faszinieren, ich habe ein Faible für klassische Silhouetten mit modernem Twist. Was meine Arbeit betrifft, dreht sich alles um bunte Farben. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich meine Schuluniform umgestaltet habe. Es herrschten zwar strenge Regeln, dennoch gab es Mittel und Wege, um sich von den anderen Schülern abzuheben und die eigene Individualität auszuleben. Es war eine echte Herausforderung, die eigenen Grenzen zu testen. Damals wurde mir bewusst, dass Mode eine Art der Kommunikation ist. Heutzutage verleihe ich meiner Persönlichkeit Ausdruck mithilfe von überraschenden Accessoires oder Statement-Ohrringen. Zurzeit suche ich noch nach einem tollen Wintermantel, ich bin ziemlich wählerisch, was meine Garderobe angeht. Für mich zählen Qualität und die Tatsache, dass ich ein Kleidungsstück über Jahre tragen und lieben werde. Ich finde, Luke Meier macht seinen Job bei Jil Sander großartig und Daniel Lee hat es geschafft, Bottega Veneta ein völlig neue Magie einzuhauchen, und das, ohne ein großes Spektakel draus zu machen, so wie es bei anderen Labels der Fall ist. @sabine_marcelis
KIMBERLY DREW
Kunstschriftstellerin, Kuratorin, Aktivistin und Autorin von This is What I Know About Art, einem Buch über die Parallelen zwischen Kunst und Rebellion
Ich fühle mich von Kunstwerken und Ausstellungen mit einer starken Sichtweise angesprochen, was sich definitiv in meinem persönlichen Stil widerspiegelt. Es ist ein tolles Gefühl, zu wissen, dass meine Looks für Gesprächsstoff sorgen. Meine Outfits beginnen immer mit einem bestimmten Thema, manchmal schick, manchmal maskulin, jedes folgt einer besonderen Aussage. Ich bin überzeugt, dass Mode und Styling Kunstformen sind, dem wird jedoch nicht jedes Label gerecht. Meiner Meinung nach ist der Schaffensprozess heilig. Meine Reise durch die Modewelt wurde zweifellos von Freunden geprägt, die mir verschiedenste Pieces ausgeliehen oder geschenkt haben. In meinem Schrank befinden sich eine Vielzahl von Secondhand- und Vintage-Kleidungsstücken. Mein Alltagslook variiert, während ich zu besonderen Anlässen gerne Statements setze. Wenn ich zu einer Eröffnung oder Gala gehe, überlege ich mir mein Outfit sehr genau. Auf Reisen bemühe ich mich, etwas von lokalen Designern zu finden und als Souvenir mit nach Hause zu nehmen. Seit einiger Zeit interessieren mich Designer mit einer klaren Vision besonders. Ich bin begeistert von Marken wie LemLem oder Brother Vellies @museummammy
VALERIA NAPOLEONE
Schirmherrin und Sammlerin zeitgenössischer Kunst, bekannt für ihre Förderung von Nachwuchskünstlern und Künstlerinnen.
Zu meinem Freundeskreis zählen die Modedesignerin Roksanda Ilincic und das kreative Duo hinter Peter Pilotto. Ihre Arbeiten schätze ich sehr. Roksanda hat einen einzigartigen Blick fürs Detail. Ihr gelingt ein harmonisches Zusammenspiel von verschiedenen Farben und androgynen Elementen. Ich liebe Peter Pilottos experimentelle Herangehensweise an Muster und Textilien. Der Stil ist farbenfroh und lässig, fühlt sich aber dennoch elegant an. Für den Alltag sind die Kreationen von Issey Miyake ein absolutes Muss. Mich hat das Thema Mode noch vor der Kunst interessiert. Als junges Mädchen wurde ich immer dazu ermutigt, meinen eigenen Stil zu finden und nicht nur Trends zu folgen. Mein Credo ist, mir selbst treu zu bleiben. Durch meinen Job in der Kunstbranche bin ich ständig von visionären Menschen umgeben, was super inspirierend ist. Ich wähle meine Outfits spontan aus und handle nach Gefühl. Farben und Muster zu mischen macht mir Spaß. Mein Stil ist mutig, eklektisch, fröhlich und furchtlos. Von großen Trends sehe ich ab. Ich kenne meine Körperform und weiß, was mir steht. Ich mache mich gerne für eine Ausstellungseröffnung oder ein privates Event am Abend schick. Extravagante Styles, mehr Make-up, Heels und tolle Accessoires machen den Look perfekt.
YURI “YUREEKA” YASUDA
Gründerin und CEO von Tokyo Art Office, eine Kunst-, Networking- und VIP-Beratungsfirma für eine neue Generation japanischer Sammler
Mein Geschmack für Kunst und Mode ist ein Mix aus zeitlosen und eklektischen Pieces. Ich bin mir der Zerbrechlichkeit und historischen Bedeutung meiner Ukiyo-e Farbholzschnitte von Utagawa Hiroshige und Katsushika Hokusai bewusst und schätze sie deshalb sehr. Sie haben den Test der Zeit genauso bestanden wie mein Schmuck von Cartier. Andererseits sammle ich auch gerne zeitgenössische Werke von Künstlern wie Eddie Martinez, KAWS und Wong Ping. Sie sind provokant und regen zum Nachdenken an. Auch bin ich ein Fan von Streetwear-Labels wie Aries. Ein Modedesigner und ein Maler stehen sich in ihrer kreativen Arbeit in nichts nach. Mode kann Frauen beeinflussen und ihnen Kraft schenken. Wie bei Kunstwerken kaufe ich Kleidung nach Gefühl. Meine silberne Jacke von Blazé Milano trage ich bei jeder Gelegenheit, von Künstlerinterviews über Firmenmeetings bis hin zu Kunstmessen und Gala-Essen. Sie gibt mir Energie. In Sachen Mode gehen Komfort und Selbstbewusstsein Hand in Hand. Ich liebe Rosie Assoulin. Ihre Designs sind elegant und doch individuell. Sie inspiriert mich dazu, meiner Weiblichkeit mehr Ausdruck zu verleihen. Mein Outfit richtet sich nach meinem Terminplaner. Wenn ich Galerien oder Auktionshäuser besuche, trage ich am liebsten ein weißes T-Shirt, Skinny Jeans, Stiefel und einen Camel Coat. Haarbänder und ein schickes Oberteil mit Kragen sind mein Geheimtipp für ein elegantes Outfit. @yureeka
AMALIA ULMAN
Performance-, Installations- und Internetkünstlerin, dessen zukunftsträchtige Performance Excellences & Perfections aus dem Jahr 2014 eine Zukunftsvision unserer Nutzung von Social Media in der heutigen Gesellschaft darstellte
Mein Alltagsoutfit ist simpel. Meistens trage ich eine schwarze Hose mit hoher Taille von Yohji Yamamamoto und ein weißes XXL-Hemd. Außerdem lege ich großen Wert auf ein harmonisches Farbspiel. Wenn ich Beige trage, dann von Kopf bis Fuß. Obwohl ich Mode liebe, kommt meine Kreativität erst dann zum Ausdruck, wenn ich die verschiedenen Charaktere meiner Performances näher erkunde. Sich schick zu machen macht Spaß, aber ich widme dem weniger Zeit als ich sollte. Beim Styling bin ich unkompliziert und oft schneller als mein Mann. Ich besitze drei oder vier Kleider, die ich in regelmäßigen Abständen bei verschiedenen Events anziehe. Was meine Lieblingsdesigner betrifft, so kommt es darauf an, ob es für den privaten oder beruflichen Nutzen ist. Bei einer Performance richtet sich das Outfit nach meiner Rolle. In Privilege war die Figur eine Karikatur von mir selbst und es gab viele Referenzen zu Prada und Miu Miu. Beide Labels haben in der Vergangenheit eine Reihe von klassischen Mary-Jane-Pumps entworfen, die ich selber gerne trage. Filme sind meine größte Outfit-Inspiration, besonders die Kostüme des Privatdetektivs Philip Marlowe in Der Tod kennt keine Wiederkehr. Zu meinen Stilikonen gehören Kay Francis, Olive Oyl von Moschino, Maggie Cheung, Sarah Linh Tran, das 90er-Model Shalom Harlow, Sophie Ellis-Bextor in ihrem Musikvideo für Groovejet (If This Ain't Love), Shirley Manson zur Zeit ihres Albums Version 2.0, Helena Bonham Carter und Mickey Hahn in Shanghai in den 1930er-Jahren. Diese Saison stehen viele Regenhüte- und -mäntel sowie wasserdichte Handschuhe auf meiner Wunschliste. Das liegt daran, dass ich an einem Film in Gijón in Spanien gearbeitet habe und es in den letzten drei Wochen jeden Tag geregnet hat. Ich habe so viel Zeit in Los Angeles verbracht, dass ich auf das kalte Wetter überhaupt nicht vorbereitet bin. @amaliaulman
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