Zweiter Akt
mit
Simone Ashley

In der Rolle der charismatischen Kate Sharma sorgte sie in der zweiten Staffel von Bridgerton für großes Aufsehen und einen ziemlichen Skandal. Jetzt ist SIMONE ASHLEY bereit für ihr nächstes Kapitel jenseits des High-Society-Dramas, das sie zum Star aufsteigen ließ. Die Schauspielerin spricht mit BILLIE BHATIA über die dritte Staffel der Netflix-Erfolgsserie, den Glauben an sich selbst und warum 2024 ihr bisher bedeutendstes Jahr wird
Für mein Treffen mit Simone Ashley (und ihrem Cocker Spaniel Myla) könnte es wohl kaum einen besseren Ort geben als das Chiltern Firehouse in London, welches sich bei Prominenten der Spitzenklasse besonderer Beliebtheit erfreut – und die 29-Jährige hat sich mittlerweile ihren Platz in dieser A-Liste gesichert. Wenngleich sie ihren Durchbruch mit Sex Education erlangte, so war es ihre Rolle in der High Society der hocherfolgreichen Netflix-Produktion Bridgerton, die Ashley in den vergangenen zwei Jahren in die Superstar-Liga katapultierte.
In der zweiten Staffel der Erfolgsserie übernahm Ashley als Hauptdarstellerin das Zepter von Phoebe Dynevor und schlüpfte in die Rolle der Kate Sharma – der geistreichen, scharfzüngigen Geliebten des erstgeborenen Bridgerton Anthony. Nun öffnet sich der Vorhang für die dritte Staffel der Netflix-Show mit Nicola Coughlan in der Starbesetzung und Ashley verlässt allmählich die Bühne – jedoch nur in der Welt von Bridgerton. Denn für die britische Schauspielerin ist es an der Zeit, den zweiten Akt zu beginnen und ganz neue Wege einzuschlagen, und das beinhaltet die Veröffentlichung zweier großer Filmprojekte in diesem Jahr.
„Diese Rollen [wie in Bridgerton] können dich schnell als Schauspielerin definieren, weil einfach so viele Menschen zusehen – und ich bin so dankbar dafür. Es war einfach großartig“, erzählt sie mir. Gleichzeitig fühle sie sich bereit für eine völlig neue Herausforderung. „Ich freue mich darauf, neue Horizonte zu entdecken und beruflich nicht in eine Schublade gesteckt zu werden. Leider erleben das zahlreiche Schauspieler, die bei solch einem großen Franchise-Projekt mitwirken.“
„Es ist wichtig, niemals zu vergessen, dass ich an erster Stelle ein MENSCH bin. Das hier ist nur die Farbe meiner Haut. Ich bin glücklich, dies REPRÄSENTIEREN zu dürfen, aber es liegt mir auch am Herzen, FESSELNDE Geschichten für euch zu kreieren.“
Tatsächlich waren buchstäblich alle Augen auf Ashley in Bridgerton gerichtet, denn laut The Hollywood Reporter wurde Staffel Zwei bereits drei Tage nach der Erstausstrahlung weltweit 193 Millionen Stunden lang abgespielt. „Es geschah regelrecht über Nacht und ich habe wirklich eine Weile gebraucht, bis ich das gesamte Ausmaß davon begreifen konnte“, erinnert sie sich. „Zu diesem Zeitpunkt wirkte alles beinah surreal und ein Teil von mir vermisst diese Mentalität ein wenig, doch andererseits bin ich sehr froh, mittlerweile ein Bewusstsein für all das entwickelt zu haben – und davon habe ich jede Menge lernen können. Ich bin so dankbar, dass ich Nicola und Phoebe an meiner Seite hatte, mit denen ich auch immer schreiben und telefonieren konnte, denn nur wir drei konnten diese Situation verstehen.“
Ihre Rückkehr ans Bridgerton-Set der dritten Staffel fällt in der Tat anders aus, denn sie und Jonathan Bailey [in der Rolle des Anthony] erscheinen deutlich seltener auf der Bildfläche. Während einige dies als eigenartig empfinden werden, so betrachtet Ashley es als optimale Gelegenheit, einen bleibenden Eindruck in der Serie und darüber hinaus zu hinterlassen. „Für mich war es diesmal richtig entspannend, am Set ein wenig in den Hintergrund zu rücken. Es hat sehr viel Spaß gemacht, Nicola und Luke bei ihren Dreharbeiten zu beobachten. Ich habe beiden anlässlich ihrer gemeinsamen Staffel sogar Freundschaftsbändchen geschenkt, die mit der Aufschrift ‚Polin‘ [ein im Internet kursierender Spitzname für das potenzielle Pärchen Penelope und Colin] versehen sind. Es ist aufregend, eine neue Welt jenseits meines eigenen Kapitels in der Serie kennenzulernen.“
Auch wenn die Luft während Ashleys Regentschaft förmlich knisterte von den endlos langen, sinnlichen Blicken quer durch den Ballsaal, den übertrieben betonten Dekolletés, dramatischen Romanzen und opulenten Roben, so gelang es Produzentin Shonda Rhimes, ebenso wichtige Themen wie kulturelle Repräsentation sowie das Aufbrechen gesellschaftlicher Konventionen mittels eindrucksvoller Schauspielleistungen in die Story einzuflechten.
„Die HAUPTROLLE in einer Serie wie Bridgerton zu übernehmen ist natürlich einzigartig, aber ich möchte alle GENRES erkunden – Action, Thriller, einfach alles. Frauen wie wir sollten sich stets vor Augen halten: ‚Warum nicht auch ich?‘“
Mit ihrer emotionalen Darstellung der dunkelhäutigen Inderin Kate, die sich aus ihrer Stellung der Kumpanin bis hin zur Protagonistin des Liebesdramas etabliert, hat Ashley unzählige südasiatische Frauen auf der ganzen Welt zu Tränen gerührt. Ich gestehe ihr, wie sehr meine Schwester und ich gemeinsam geweint haben, da uns diese einfühlsame, positive und wunderschöne Darstellung unserer Kultur so ergriffen hat. Sie lächelt mir zu und versichert mir, dass ihre nächsten Projekte mindestens genauso aussagekräftig und bedeutungsvoll werden. „Es ist wichtig, niemals zu vergessen, dass ich an erster Stelle ein Mensch bin. Das hier ist nur die Farbe meiner Haut. Ich bin glücklich, dies repräsentieren zu dürfen, aber es liegt mir auch am Herzen, fesselnde, unterhaltsame Geschichten für euch zu kreieren. Das Ziel ist es, solche Konversationen [bezüglich Repräsentation] überflüssig werden zu lassen – weil es eben der Normalzustand sein sollte.“
Die Britin hatte bereits als Teenagerin in der Branche Fuß gefasst, als sie ihr Elternhaus in Surrey verließ, um nach London zu ziehen und für einige Zeit in Los Angeles zu arbeiten. Doch 2024 wird ihr bisher größtes Jahr. Fans dürfen sich auf den ultra-spannenden Psycho-Thriller This Tempting Madness sowie die romantische Amazon-Prime-Komödie Picture This freuen, bei der sie zudem die Produktionsleitung übernimmt.
„Picture This ist vollkommen anders als Bridgerton“, erklärt Ashley. „Es ist beinahe wie eine indische Version von Bridget Jones. Beim Anschauen der Endversion ging es mir genauso wie dir, als du dich repräsentiert gefühlt hattest – es war das erste Mal, dass eine indische Frau die Hauptrolle in einem Film dieses Genres übernimmt. Klar steht auch die kulturelle Spezifität im Raum, aber zu keinem Zeitpunkt werden herkunftsbezogene Stereotypen oder indische Traditionen ausgespielt – vielmehr kann sich jeder mit diesem Charakter identifizieren.“
Bevor wir sie in der neuen Rom-Com bewundern dürfen, zeigt sich die Schauspielerin jedoch von einer ganz anderen Seite. „This Tempting Madness ist sehr düster. Ich hatte 2023 in Los Angeles für die Rolle vorgesprochen und zu meinem Team am Telefon gesagt: ‚Die werden mich definitiv nicht berücksichtigen; es spielt eine ganze Familie in den Film… die werden sicherlich eine weiße Frau und eine weiße Familie bevorzugen – es ist einfacher, weiße Schauspieler zu besetzen.‘ Mein Freund Tan France [TV-Persönlichkeit und Designer] befand sich zu der Zeit ebenfalls in Los Angeles und ich meinte zu ihm: ‚Komm schon, Tan, sei ehrlich, die werden mich niemals besetzen – die brauchen eine Mutter und einen Vater und ich habe noch nie einen psychologischen Thriller mit einer so diversen Besetzung gesehen‘. Er sagte nur: ‚Simone, los, zeig’s denen und schnapp dir jetzt diese Rolle.‘ Die folgende Woche rief ich ihn erneut an, um ihm mitzuteilen, dass ich die Rolle bekommen hatte, und er freute sich: ‚Na siehst du – ich wusste, du würdest das schaffen.‘“
„Es ist ein ‚Independent Movie‘ und ich bin den Produzenten und dem Regisseur so dankbar – es spielte buchstäblich keine Rolle, woher ich komme. Ich war schlichtweg die richtige Schauspielerin für die Besetzung“, fährt sie fort. „Die Hauptrolle in einer Serie wie Bridgerton zu übernehmen ist natürlich einzigartig, aber ich möchte alle Genres erkunden – Action, Thriller, einfach alles. Frauen wie wir sollten sich stets vor Augen halten: ‚Warum nicht auch ich?‘“
Als ich noch JÜNGER war, habe ich Filme, das Singen und die SCHAUSPIELEREI geliebt. Ich wollte einfach künstlerisch kreativ sein. Solange ich dies also BEFOLGE, schütze ich mich selbst.“
Allerdings geht die Position des „Erstlings“ nicht selten Hand in Hand mit der Verantwortung des sogenannten Fahnenträgers. Ein Musterkind des Wandels zu sein hat seine Vorteile, birgt aber ebenso verschiedene Herausforderungen. „Sobald du das Gewicht der Träume eines jeden dunkelhäutigen Mädchens auf deinen Schultern trägst, kann das tatsächlich einen gegenläufigen Effekt bewirken. Es wird regelecht von dir erwartet, deine Hautfarbe zu thematisieren, über Diversität zu sprechen und darüber, wie schwer du es hattest – aber es geht mir gut, ich bin sehr glücklich und fühle mich vom Leben gesegnet. Es muss nicht ständig alles ein ‚Trauma Porn‘ sein. Die Leute wissen genau, dass das Thema Diversität Clickbait-Garantie hat, da muss man sehr vorsichtig sein und sich fragen: ‚Sind sie wirklich an mir interessiert oder wollen sie nur in einem guten Licht dastehen, indem sie eine dunkelhäutige Schauspielerin engagieren?‘. Ich bin selbstbewusst genug, um ganz klar ‚Nein, Danke!‘ zu sagen. Man sollte immer mit Würde und Freundlichkeit arbeiten, aber du musst dich ebenso schützen, an dich glauben und dich niemals unter Wert verkaufen“, fügt sie hinzu.
Wie also kann sie sich schützen, wenn Millionen Menschen sie kennen und diese voreingenommenen Erwartungen an die nächsten Schritte des aufstrebenden Stars haben? „Ich besinne mich immer auf die Frage: ‚Wieso will ich das hier machen?‘. Als ich noch jünger war, habe ich Filme, das Singen und die Schauspielerei geliebt. Ich wollte einfach künstlerisch kreativ sein. Solange ich dies also befolge, schütze ich mich selbst. Wenn ich feststelle, dass ich mit zu vielen Dingen beschäftigt bin, die mich von meiner künstlerischen Arbeit ablenken, weiß ich genau, wie ich den Fokus wieder auf das Wesentliche legen kann – indem ich für eine Weile abtauche, alle möglichen Drehbücher und Bücher lese und so neue Inspiration tanke.“
Ohne Zweifel kennt Ashley sich selbst gut genug. Sie ist reflektierend, selbstmotivierend und hat sich in diesem Jahr zudem der Selbstfürsorge verschrieben. „Ich nehme das Ganze jetzt ernst wie nie zuvor. Vielleicht weil ich weiß, welche Riesenprojekte dieses und nächstes Jahr auf mich zukommen und ich denke mir: ‚Ok, Girl, wir müssen jetzt wirklich jegliche Energiespeicher auffüllen.‘“
„Mein guter Vorsatz für das neue Jahr war, mehr ZEIT mit meinen Freunden zu verbringen. Ich bin unendlich dankbar, so BESCHÄFTIGT zu sein, aber ich liebe es, mit meinen Freundinnen ABZUHÄNGEN.“
„Ich trinke sehr selten Alkohol. Ich bin nicht komplett abstinent, aber kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal einen Drink hatte. Ich liebe es zu sehr, voller Energie zu sein und mit einem klaren Kopf aufzuwachen. Ich denke, ich bin jetzt weniger ängstlich als zuvor und ich fühle diese Klarheit in mir. Außerdem achte ich mehr auf meine Ernährung und auf cleane, gesunde, sättigende Mahlzeiten“, so Ashley. „Es gibt immer wieder Tage, an denen ich mich ein wenig hängen lasse, aber das ist auch OK – dann möchte ich einfach nur faul auf dem Sofa liegen und Chicken Nuggets essen.“ Nichtsdestotrotz strahlt Ashley diese faszinierende Positivität aus, sodass ich mich nicht halten kann und sie nach ihrer Hautpflege-Routine frage, kurz bevor wir gemeinsam feststellen, dass uns zu lange Nächte eben jene unvergesslichen „Chicken-Nuggets“-Tage beschert haben.
Als unser Gespräch schließlich beim Thema Fashion landet, erzähle ich, wie ich ihr vor zwei Jahren auf den Stufen des roten Teppichs bei den British Fashion Awards in London folgte und ihren glänzenden Auftritt im maßgeschneiderten 16Arlington-Kleid bewunderte. „Ich habe diesen Look und die Zusammenarbeit mit Marco Capaldo so sehr geliebt, und inzwischen habe ich ihn auch als einen treuen Freund gewonnen“, schwärmt sie. „Ich weiß mein Glück zu schätzen, die Meisterwerke von anderen tragen zu dürfen – das ist wirklich eine große Ehre.“
Ich frage sie, ob eine Work-Life-Balance in Hollywood nach diesen Jahren an rasant wachsendem Arbeitspensum und einem kometenhaften Aufstieg zum Ruhm tatsächlich so schwierig zu meistern ist, wie man es sich vorstellt. „Mein guter Vorsatz für das neue Jahr war, mehr Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Ich bin unendlich dankbar, so beschäftigt zu sein, aber ich liebe es, mit meinen Freundinnen abzuhängen, Pilates-Kurse zu besuchen, zu joggen oder was auch immer – einfach mit ihnen zusammen zu sein, um wieder durchzuatmen“, erklärt sie. „Es geht hierbei um ein Gleichgewicht zwischen ‚normalen‘ Dingen, wie in den Pub zu gehen und dann wieder Zeit in deine kreativen Tätigkeiten zu investieren. Du musst dein Leben leben. Ab und zu musst du Fehler machen, um es richtig zu machen.“ Wenn diese paar Stunden, die ich heute mit ihr verbracht habe, mich etwas gelehrt haben, dann, dass Simone Ashley es sowas von richtig macht.
Der erste Teil der 3. Staffel von Bridgerton ist ab sofort auf Netflix verfügbar – die Ausstrahlung des zweiten Teils folgt am 13. Juni 2024
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